Telegram-Gründer im Kreuzfeuer: Gewaltvorwürfe und finanzieller Streit mit Ex-Partnerin
Am Donnerstag hat die New York Times einen Artikel über die komplizierte Beziehung zwischen Pawel Durow, dem Gründer des Messengers Telegram, und Irina Bolgar, die sich als Mutter seiner drei Kinder bezeichnet, veröffentlicht. Die Enthüllungen basieren auf einem vierstündigen Interview, das Bolgar in Genf gegeben hat, sowie auf Kommentaren von Durows Pressesprecher und Dokumenten eines laufenden Ermittlungsverfahrens in der Schweiz. Im Zentrum der Berichterstattung stehen schwere Vorwürfe, darunter körperliche Gewalt gegen das gemeinsame Kind des Paares sowie massive finanzielle Streitigkeiten.
Die 44-jährige Bolgar gab an, sie hätten sich im Sommer 2012 über einen gemeinsamen Freund in Sankt Petersburg kennengelernt. Beide interessierten sich für Yoga, ihre Beziehung habe während eines Aufenthalts im Luxushotel Burj Al Arab in Dubai begonnen. Sie beschreibt Durow als charismatischen Mann mit libertären Ansichten. Nach ihrer Rückkehr nach Russland lebten sie zunächst in einem Hotel und später in einer Wohnung im Zentrum von Sankt Petersburg. Ende 2013 kam ihr erstes gemeinsames Kind zur Welt.
Trotz Durows öffentlichem Image als Asket behauptet die studierte Juristin, dass das Paar fast ein Jahrzehnt lang in Luxus gelebt hätten. Durow habe dies mit der Begründung getan, dass er durch Investitionen in Kryptowährungen "leichte Millionen" verdient habe.
"Das sorgfältig gezeichnete Bild von Durow als Verteidiger der Freiheit bricht zusammen, wenn es um sein Privatleben geht. Es zeigt sich ein krasser Gegensatz zwischen seinen öffentlichen Bekenntnissen zur Freiheit und seinen privaten Handlungen."
Durow habe großzügig für gemeinsame Urlaube und teure Unterkünfte gesorgt, wobei Dokumente und Belege über Ausgaben von bis zu einer Million US-Dollar für einen einmonatigen Urlaub in Italien vorlägen. Privatjets beförderten das Paar nach Paris, Italien und Monaco. Außerdem legte Bolgar ein notarielles Dokument vor, wonach sie monatlich bis zu 150.000 Euro von seinen Bankkonten abheben durfte.
Im Laufe der Jahre verschlechterte sich die Beziehung. Bolgar berichtet von Vorfällen körperlicher Gewalt gegen ihren jüngsten Sohn. Im Jahr 2021 habe Durow den Jungen so heftig geschlagen, dass er durch das Zimmer geflogen sei. Bolgar beschreibt auch, wie er in Paris gegen das Kind gewalttätig wurde, was zu einem Schocktrauma führte und das Kind monatelang unter Schlafstörungen litt.
In ihrer Strafanzeige gibt Bolgar auch an, dass Durow sie während ihrer Beziehung kontrolliert habe. Einmal habe er ihr gedroht, dass sie nichts zu sagen habe, wenn sie nicht nach seinen Regeln spiele.
Außerdem habe er sie betrogen. Als sie ihn 2014 auf einen Bericht ansprach, wonach Durow noch eine andere Familie habe, stritt er dies ab. Die Wahrheit kam ans Licht, als sein Fahrer vor Silvester eine Tasche mit Geschenken mitbrachte, die offenbar für die andere Familie bestimmt waren.
Neben den Gewaltvorwürfen ist der finanzielle Streit ein zentraler Punkt des Konflikts. Bolgar fordert Unterhaltszahlungen in Höhe von 150 Millionen US-Dollar für die drei gemeinsamen Kinder. Sie behauptet, Durow sei seiner Verantwortung als Vater nicht nachgekommen und habe seine finanziellen Verpflichtungen nicht erfüllt.
Durows Pressesprecher hingegen bestreitet, dass die beiden jemals ein Paar gewesen seien. Er beschuldigte Bolgar außerdem, das für die Kinder bestimmte Geld für ihren eigenen Luxus ausgegeben zu haben. Die Behauptung, sie seien nie ein Paar gewesen, bezeichnete Bolgar als "schamlose Lüge".
Ein Sprecher der Genfer Staatsanwaltschaft bestätigte, dass eine Untersuchung im Gange sei, lehnte aber weitere Kommentare ab.
Der Streit zwischen den beiden wurde in den vergangenen Monaten zunehmend publik. Vor kurzem veröffentlichte Bolgar Fotos ihrer Kinder in den sozialen Netzwerken. Zuvor war wenig über das Privatleben des IT-Unternehmers bekannt.
Durow wurde als Gründer von VKontakte, einem der größten sozialen Netzwerke in Russland, bekannt, bevor er 2014 nach einem Konflikt mit den russischen Behörden aus dem Land floh. Er gründete Telegram, das schnell zu einem beliebten Messenger-Dienst wurde. Ende August wurde er in Paris verhaftet. Die französische Justiz wirft dem Milliardär unter anderem vor, nicht genug gegen die Verbreitung krimineller und extremistischer Inhalte auf Telegram unternommen zu haben. Durow wurde gegen Kaution freigelassen, darf Frankreich aber vorerst nicht verlassen.
Mehr zum Thema - Politico: Macron ist aktiver Telegram-Nutzer
Durch die Sperrung von RT zielt die EU darauf ab, eine kritische, nicht prowestliche Informationsquelle zum Schweigen zu bringen. Und dies nicht nur hinsichtlich des Ukraine-Kriegs. Der Zugang zu unserer Website wurde erschwert, mehrere Soziale Medien haben unsere Accounts blockiert. Es liegt nun an uns allen, ob in Deutschland und der EU auch weiterhin ein Journalismus jenseits der Mainstream-Narrative betrieben werden kann. Wenn Euch unsere Artikel gefallen, teilt sie gern überall, wo Ihr aktiv seid. Das ist möglich, denn die EU hat weder unsere Arbeit noch das Lesen und Teilen unserer Artikel verboten. Anmerkung: Allerdings hat Österreich mit der Änderung des "Audiovisuellen Mediendienst-Gesetzes" am 13. April diesbezüglich eine Änderung eingeführt, die möglicherweise auch Privatpersonen betrifft. Deswegen bitten wir Euch bis zur Klärung des Sachverhalts, in Österreich unsere Beiträge vorerst nicht in den Sozialen Medien zu teilen.