Umstrittener Vorstoß: Russland diskutiert Verbot der Evolutionstheorie an Schulen
Ein Vorschlag, die Lehre der Evolutionstheorie von Charles Darwin aus den russischen Lehrplänen zu streichen, hat in den letzten Tagen eine hitzige Debatte ausgelöst. Der Vorschlag wurde von Muslim Chutschijew, einem Berater von Premierminister Michail Mischustin, während der ersten Sitzung des Allrussischen Elternkomitees geäußert, einem neu eingerichteten Beratungsgremium des Bildungsministeriums.
Chutschijew, der früher Premierminister von Tschetschenien war, betonte, dass Darwins Evolutionstheorie "im Widerspruch zur religiösen Erziehung" stehe. Es sei an der Zeit, diese Lehre aus den Schulbüchern zu streichen, um den Kindern ein alternatives Weltbild zu vermitteln. Konstantin Malofejew, orthodoxer Milliardär und Gründer des Fernsehsenders Tsargrad, unterstützte den Vorstoß und bezeichnete den Darwinismus als veraltete Theorie.
Auch der Leiter der Patriarchalkommission für Familie, Mutterschaft und Kinderschutz, Priester Fjodor Lukjanow, erklärte, die Theorie werde "vom angelsächsischen wissenschaftlichen Denken als Werkzeug zur Kolonisierung von Ländern benutzt, weil sie die Eroberung minderwertiger Völker rechtfertigt".
Wachtang Kipschidse, stellvertretender Leiter der Synodalabteilung für Beziehungen zwischen Kirche, Gesellschaft und Medien des Moskauer Patriarchats der Russisch-Orthodoxen Kirche, betonte, dass die Evolutionstheorie in den Schulen gleichberechtigt mit religiösen Vorstellungen über den Ursprung des Menschen gelehrt werden sollte.
"Darwins Evolutionstheorie über die Abstammung des Menschen vom Affen sollte in den Schulen auf keinen Fall als einzig mögliche Theorie gelehrt werden, denn wir alle wissen, dass die Gläubigen der traditionellen Religionen in Russland unterschiedliche Ansichten über den Ursprung des Menschen haben. Die Schüler sollten eine Vorstellung von allen wichtigen Ursprungstheorien haben, aber es ist absolut sicher, dass Darwins Theorie nicht als die einzig mögliche und einzig wahre angesehen werden sollte."
Aber es gibt auch kritische Stimmen. Wladimir Legoida, Leiter der Synodalabteilung der Russisch-Orthodoxen Kirche für die Beziehungen zwischen Kirche und Gesellschaft und den Medien, sprach sich gegen ein Verbot der Evolutionstheorie aus. Er argumentierte, dass wissenschaftliche und religiöse Ansätze nicht zwangsläufig im Widerspruch zueinander stünden. Das Problem liege vielmehr in der Art und Weise, wie die Theorie vermittelt werde. Legoida plädierte dafür, Kindern ein umfassenderes Verständnis von Wissenschaft zu vermitteln, ohne kognitive Dissonanz zu erzeugen.
"Die Vorstellung eines unvermeidlichen Konflikts zwischen Wissenschaft und Religion ist falsch."
Auch Asja Kasanzewa, eine bekannte Wissenschaftsjournalistin, wies darauf hin, dass Evolution keine Theorie, sondern eine Tatsache sei. Die Entscheidung des Bildungsministers Sergei Krawzow steht noch aus.
Trotz der wissenschaftlichen Akzeptanz der Evolutionstheorie herrscht in der russischen Gesellschaft keine Einigkeit über den Ursprung des Menschen. Laut einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts WZIOM vom Februar 2024 ist die Mehrheit der Bürger (39 Prozent) der Meinung, dass die Wissenschaft bislang nicht erklären kann, wie der Mensch auf der Erde entstanden ist. Die Anhänger des Darwinismus machen etwas mehr als ein Viertel aus (28 Prozent). 23 Prozent finden, dass Gott den Menschen und alles Leben auf der Erde erschaffen hat.
Der Vorschlag, die Evolutionstheorie aus dem Schulunterricht zu streichen, wird laut WZIOM von 30 Prozent der Russen unterstützt, das ist der höchste Wert seit dem Beginn der Beobachtungen zu diesem Thema. Es sind primär über 45-jährige Landbewohner und diejenigen, die sich zum Islam bekennen und an den göttlichen Ursprung des Menschen glauben, die sich dafür aussprechen.
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