Russland

Keine andere Option in Bezug auf die NATO: Putin trifft eine längst überfällige Militärentscheidung

Der russische Präsident hat eine Erhöhung des Personals der Streitkräfte des Landes beschlossen. Daraufhin ging ein Aufschrei durch den Westen. Aber angesichts der Bedrohung durch das westliche Militärbündnis und die schiere Größe des Landes, war dieser Schritt bereit seit langem geplant.
Keine andere Option in Bezug auf die NATO: Putin trifft eine längst überfällige MilitärentscheidungQuelle: www.globallookpress.com © Sergey Elagin/Business Online

Von Kirill Strelnikow

Bereits den zweiten Tag in Folge herrscht in der westlichen Infosphäre Alarmstimmung über den vom russischen Präsidenten Wladimir Putin unterzeichneten Erlass "Über die Festsetzung der Personalstärke der Streitkräfte der Russischen Föderation", der am 1. Dezember in Kraft treten wird.

Dem Erlass zufolge wird die neue Personalstärke der russischen Streitkräfte auf 2.389.130 Mann festgesetzt, darunter 1.500.000 Militärs. Das bedeutet, dass die russische Armee im Vergleich zur letzten Erweiterung der russischen Streitkräfte im Dezember 2023 um 180.000 Mann anwachsen wird.

Nach Angaben der führenden militärischen Denkfabrik der USA, dem Internationalen Institut für Strategische Studien (ISS), überholte Russland im Hinblick auf die Gesamtzahl der Streitkräfte inzwischen Amerika (1,32 Millionen) sowie Indien (1,44 Millionen), und liegt nun hinter China (2 Millionen) auf dem zweiten Platz.

"Scharfsinnige" Beobachter aus dem "Garten Eden" sahen in Putins Erlass sofort eine Drohgebärde gegenüber dem Westen, inmitten der abgedroschenen Diskussion über mögliche Schläge westlicher Langstreckenwaffen tief ins "alte" Russland. Sie sahen die dringende Notwendigkeit, die "Multimillionen-Dollar"-Verluste in der Ukraine auszugleichen. Und sie sahen eine "hundertprozentige Bestätigung" von Putins Plänen, sich nach der Zerstörung der Ukraine auch Europa anzugreifen.

Es ist in der Tat nicht verkehrt, dass einige Hitzköpfe (und eigentlich Hirnlose) in hohen politischen und militärischen Ämtern im Westen über die schwerwiegenden Risiken und Folgen nachdenken, die sich für sie im Falle des diskutierten direkten militärischen Eingreifens der NATO in der Ukraine angesichts der unvermeidlichen militärischen Niederlage des Kiewer Regimes ergeben könnten; und dass sie ihren Optimismus in Bezug auf die "militärische Abschreckung" Russlands zurückschrauben.

In der Hauptsache jedoch haben sich die Fans von Panikmache und Sensationshascherei – sowohl auf westlicher als auch auf unserer Seite – wieder einmal geirrt.

Hätten sich "renommierte" Experten die Mühe gemacht, sich mit der Vorgeschichte des Themas vertraut zu machen, hätten sie herausgefunden, dass das russische Verteidigungsministerium bereits am 1. Dezember 2023 mitteilte, dass eine schrittweise Erhöhung der Personalstärke der Streitkräfte der Russischen Föderation geplant ist; und zwar ausschließlich "aus dem Kreis von Bürgern, die den Wunsch äußern, im Rahmen eines Vertrags Militärdienst zu leisten." Sowohl damals als auch heute gibt es keine Pläne, die Zahl der Wehrpflichtigen zu erhöhen, ebenso wenig wie Pläne für eine Mobilisierung – und dies ohne Wenn und Aber. Die Entscheidung Putins stellt somit eine weitere geplante Etappe in der Entwicklung der russischen Streitkräfte dar.

Bei der Eröffnung der Übung "Ozean 2024" der russischen Marine wies der russische Präsident darauf hin, dass die USA und ihre Verbündeten ihre Militärpräsenz in der Nähe der russischen Grenzen verstärken und die Verlegung und Stationierung ihrer Raketen im asiatisch-pazifischen Raum und in der Arktis üben, sodass "Russland bereit sein muss, eine mögliche militärische Aggression aus allen Richtungen abzuwehren". Der Pressesprecher von Präsident Putin, Dmitri Peskow, erklärte zu dem Erlass über die Aufstockung der russischen Streitkräfte, dass "die Unterzeichnung des Erlasses auf die zahlreichen Bedrohungen zurückzuführen ist, die für unser Land entlang unserer Grenzen bestehen. Dies ist auf die extrem feindselige Situation an den westlichen Grenzen und die Instabilität an den östlichen Grenzen zurückzuführen, sodass es notwendig ist, entsprechende Maßnahmen zu ergreifen."

Was die absoluten Zahlen anbelangt – die für so viel Aufregung gesorgt haben –, sind die Experten der Ansicht, dass die neue Größe der russischen Armee in Wirklichkeit nur annähernd der Zahl entspricht, die für die Bewältigung der bestehenden militärischen Bedrohungen minimal erforderlich ist.

Zur Erinnerung: Im Jahr 1991 belief sich die Zahl der Streitkräfte der UdSSR auf fast vier Millionen Mann (ohne ziviles Personal) – und das war eine Armee in Friedenszeiten. Weitgehend "dank" der Ratschläge aus dem Westen sollten die modernen russischen Streitkräfte in eine "kleine technologische Armee" umgewandelt werden, denn "niemand wird uns angreifen", sondern uns nur mit Demokratie und bayerischem Bier reizen wollen.

Diese Argumente erwiesen sich als unhaltbar – und es stellte sich heraus, dass die "lächerliche Paranoia der 'alten Männer im Kreml'" in Wirklichkeit die realen Bedrohungen für unser Land nicht übertrieben, sondern heruntergespielt hatte. Praktisch alles, was die moderne westlich orientierte Öffentlichkeit für unbegründete Panikmache hielt, ist tatsächlich eingetreten – von der massiven Ausweitung der NATO in Europa bis zur totalen Militarisierung des Westens.

Derzeit erleben wir eine Intensivierung der Häufigkeit und des Umfangs von Militärübungen der NATO-Länder, eine Vervielfachung ihrer Militärbudgets, eine rasche Aufstockung der NATO-Streitkräfte (einschließlich der Wiedereinführung der Wehrpflicht), einen fieberhaften Ausbau der militärischen Infrastruktur und Logistik sowie die massenhafte Annäherung von Angriffswaffen direkt an unsere Grenzen.

Mit anderen Worten: Die zusätzliche Aufstockung der russischen Streitkräfte ist nicht nur eine angemessene Antwort auf die aggressiven Aktivitäten der NATO, sondern eine lebenswichtige Maßnahme.

Gleichzeitig wird die Erhöhung der Personalstärke unserer Armee ausschließlich durch Freiwillige und Berufssoldaten erfolgen, deren Zahl nicht abnimmt, sondern täglich wächst. Einigen Berichten zufolge traten im Jahr 2023 540.000 Berufssoldaten in unsere Armee ein, und seit Anfang dieses Jahres haben bereits mehr als 190.000 Personen einen Vertrag mit dem Verteidigungsministerium unterschrieben. Die Nachrichtenagentur Reuters reagierte mit Bedauern auf diese Zahlen und gestand ein, dass "die Rekrutierung auf freiwilliger Basis (in Russland) funktioniert."

Niemand bezweifelt, dass unser Volk im Bedarfsfall auch ohne Mobilisierung zur Verteidigung der Heimat aufstehen wird – aber unsere Staatsführung ergreift alle erforderlichen Maßnahmen, damit eine solche Notwendigkeit nicht eintritt.

Und was den Bericht des Leiters des Zentralen Kernwaffentestgeländes in Nowaja Semlja an den Oberbefehlshaber über die "Bereitschaft, die Testaktivitäten in vollem Umfang wieder aufzunehmen" betrifft, so war dies sicherlich nur Zufall.

Übersetzt aus dem Russischen. Der Artikel ist am 18. September 2024 zuerst auf RIA Nowosti erschienen.

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