Russland

Wozu Kiew Saboteure ins Gebiet Brjansk schickt

Das ukrainische Militär versucht erneut, in russische Grenzgebiete einzubrechen, diesmal im Gebiet Brjansk. Russlands Streitkräfte wehrten einen Überfall im Kreis Klimowo ab. Experten sind der Ansicht, dass ukrainische Überfälle kein Zufall seien und sich wiederholen könnten.
Wozu Kiew Saboteure ins Gebiet Brjansk schicktQuelle: Sputnik © Pressedienst des FSB

Von Anastasija Kulikowa und Jewgeni Posdnjakow

Ein ukrainischer Sabotagetrupp hat versucht, ins russische Gebiet Brjansk einzudringen. Nach Angaben des Gouverneurs der Region Alexander Bogomas kam es im Kreis Klimowo zu einem Gefecht, die ukrainischen Truppen wurden durch Kräfte der Grenzverwaltung des FSB und Militärangehörige aufgehalten. Gegenwärtig hat sich die Lage stabilisiert. Indessen versuchten ukrainische Truppen in der Nacht, die Region mit einer Drohne anzugreifen, doch auch dieser Versuch wurde vereitelt, fügte das Oberhaupt der Region hinzu.

Am 6. August hatte das ukrainische Militär das russische Gebiet Kursk angegriffen, und bereits am 9. August wurde die Lage als föderaler Notstand eingestuft. Kurz darauf rief Russland in der Region eine Antiterroroperation aus. Präsident Wladimir Putin erklärte in seinem Kommentar zur Situation, dass die ukrainische Führung eine weitere groß angelegte Provokation unternommen habe und wahllos auch Zivilisten unter Beschuss nehme.

Nach Angaben des ukrainischen Staatschefs Wladimir Selenskij soll die Invasion des Gebiets Kursk den Zweck gehabt haben, eine "Pufferzone" auf russischem Territorium einzurichten. Davon sprach auch die Ministerin für Angelegenheiten der Integration der Ukraine Irina Wereschtschuk. Die Zeitung Wsgljad analysierte ausführlich die Chancen der Einrichtung einer solchen Zone. Bemerkenswerterweise verlor Kiew bis zum 22. August bei Kämpfen im Gebiet Kursk über 4.700 Soldaten und 68 Panzer.

Indessen stärkt Russland seine Verteidigung weiter und kündigte die Aufstellung der Truppenverbände Belgorod, Brjansk und Kursk an. Ihre Leitung soll eine neue Struktur übernehmen, der Koordinationsrat für Sicherheitsfragen der Grenzgebiete.

Experten sind sich sicher, dass das Ziel des Überfalls des ukrainischen Sabotagetrupps auf das Gebiet Brjansk darin bestand, die Verteidigung in der Region "abzutasten". Der Kriegsberichterstatter Alexander Koz kommentiert die Lage: "Der Gegner wird versuchen, unsere Ressourcen zu zerfasern, indem er neue Spannungspunkte hinzufügt." Seiner Ansicht nach sind weitere Angriffe auf Tjotkino und Rylsk aus Richtung der ukrainischen Stadt Gluchow zu erwarten. Im Gebiet Belgorod könnten die Kreise Krasnaja Jaruga und Graiworon angegriffen werden.

Ein Sabotagetrupp besteht aus wenigen Dutzenden Kämpfern, erklärt Boris Roschin, Experte des Zentrums für militärpolitische Journalistik. "Das ukrainische Militär erlitt offenbar Verluste, erzielte aber keine Ergebnisse", sagte er. Nach seiner Meinung verfolgte der Sabotagetrupp mehrere Ziele. "Erstens versuchten die ukrainischen Kämpfer anscheinend, auszutesten, wie bereit Russlands Kräfte sind, solche Angriffe abzufangen und abzuwehren. Zweitens will Kiew den Anschein erwecken, dass es ein Druckmittel gibt, um unser Kommando zu zwingen, zusätzliche Reserven ins Gebiet Brjansk zu verlegen und damit den Truppenverband im Gebiet Kursk oder anderswo zu schwächen", erklärte der Experte.

Roschin schließt genauso wie Koz nicht aus, dass die Überfälle sich wiederholen könnten. Er verwies auf die Äußerungen des weißrussischen Präsidenten Alexander Lukaschenko, dass an der Grenze zu Weißrussland über 120.000 ukrainische Militärangehörige stationiert seien. "Kiew verlegte von dort Verstärkungen in die Gebiete Sumy und Tschernigow, um das Gebiet Kursk anzugreifen. Dabei gibt es noch Kräfte, die der Gegner noch nicht eingesetzt hat. Das heißt, dass sie noch Potenzial für weitere Abenteuer im Grenzgebiet haben", meint der Analytiker.

Damit dem ukrainischen Militär die Wiederholung des Kursker Szenarios nicht gelingt, sei es wichtig, eine Reihe von Maßnahmen zu ergreifen, fügte er hinzu. "Vor allem ist es notwendig, die Grenze zu stärken und die aufgestellten Truppenverbände mit Panzerabwehrmitteln und Drohnen auszurüsten. Darüber hinaus müssen im Hinterland 'Löschtrupps' stationiert werden, die im Fall eines Durchbruchs der Grenze bei einem negativen Szenario umgehend den Kampf aufnehmen könnten", führte Roschin aus.

Auch die Arbeit der Aufklärung sei wichtig. "Eine rechtzeitig bemerkte Konzentration von gegnerischen Kräften und Technik sowie Pläne über mögliche Angriffsrichtungen ermöglichen, maximal effektiv Widerstand zu leisten. Die Rede ist von einer komplexen Aufklärung: aus der Luft, mithilfe von Technik und Agenten", betonte er.

Roschin schließt nicht aus, dass Kiew Pläne "der Eroberung irgendeiner Kreishauptstadt oder eines Durchbruchs zu Brjansk" haben könnte. "Doch ukrainisch Reserven sind nicht endlos", betonte der Experte. Im möglichen Versuch einer Invasion der Region sieht er politische Motive. Er verwies darauf, wie Selenskij nach offensichtlichen Misserfolgen im Gebiet Kursk die Operation mit der Einrichtung einer "Pufferzone" begründete.

"Dem ukrainischen Militär gelang es nämlich nicht, sein Hauptziel zu erreichen und zum Atomkraftwerk Kursk durchzubrechen. Deswegen definiert Kiew die ursprünglichen Ziele des Angriffs neu. Doch selbst wenn sich unsere Gegner zu einer PR-Aktion im Gebiet Brjansk entschließen würden, würden damit Probleme des zunehmenden Zusammenbruchs der Front bei Torezk (Dserschinsk) oder Krasnoarmeisk (Pokrowsk) nicht aus der Welt geschaffen", meint Roschin.

Davon, dass Kiew kaum Chancen auf einen erfolgreichen Angriff im Gebiet Brjansk hatte, spricht auch Wadim Kosjulin, der Leiter des Instituts für aktuelle internationale Probleme der Diplomatischen Akademie des russischen Außenministeriums. "Dennoch versuchte das ukrainische Militär offenbar, unsere Verteidigung abzutasten sowie möglicherweise ihre Ergebnisse mit den Angaben westlicher Geheimdienste über die Lage an der Grenze abzugleichen. Darüber hinaus gibt Kiew die Hoffnung nicht auf, Panik unter der Bevölkerung zu säen", meint Kosjulin.

Der Experte erinnerte daran, dass auch vor dem Überfall des ukrainischen Militärs auf das Gebiet Kursk ein Sabotagetrupp angegriffen hatte. Vor diesem Hintergrund sei es nicht auszuschließen, dass Kiew hofft, das gleiche Szenario nunmehr im Gebiet Brjansk umzusetzen. "Doch jetzt gibt es keinen Überraschungsfaktor. Das russische Kommando ergreift alle Maßnahmen, um die Wiederholung einer ukrainischen Invasion auszuschließen. Unter anderem wurden zu diesem Zweck die Truppenverbände Belgorod, Brjansk und Kursk in den Grenzregionen aufgestellt", schlussfolgerte Kosjulin.

Übersetzt aus dem Russischen. Zuerst erschienen am 22. August bei Wsgljad.

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