Russische Fernsehsender boykottieren Olympia-Übertragung
Russische Fernsehsender haben keine Übertragungsrechte für die Olympischen Spiele gekauft, berichtet das Nachrichtenportal Sports.ru. Grund sei das Verbot, die Spiele mit Flagge und Hymne auszustrahlen, sowie das Argument, es sei unvernünftig, Geld für die Übertragungsrechte auszugeben, wenn nur ein Dutzend russische Athleten an den Wettkämpfen teilnähmen.
Auch Streaming-Plattformen erklärten, sie würden die Übertragungsrechte nicht kaufen. Vertreter der Plattform Okko teilten etwa mit, dass sie aufgrund der Absage der russischen Athleten kein großes Zuschauerinteresse feststellen konnten.
Die diesjährigen Olympischen Spiele finden vom 26. Juli bis 11. August in Paris statt. Nach Ausbruch des Ukraine-Krieges im Februar 2022 hatte das Internationale Olympische Komitee (IOC) russischen und weißrussischen Athleten zunächst die Teilnahme an internationalen Wettkämpfen untersagt. Im Dezember 2023 hob das Komitee das generelle Verbot auf und entschied, dass eine begrenzte Anzahl von Athleten unter neutraler Flagge an den Olympischen Spielen teilnehmen darf.
Zudem entschied das IOC, dass Athleten aus beiden Ländern von der traditionellen Parade bei der Eröffnungsfeier ausgeschlossen werden und verhängte eine Reihe von Einschränkungen für die Qualifikation. Athleten, die öffentlich den Ukraine-Krieg unterstützen oder in irgendeiner Weise mit dem russischen Militär in Verbindung stehen, dürfen nicht an den Spielen teilnehmen.
Am Wochenende hat der russische Ringer Schamil Mamedow auf die Teilnahme an den Olympischen Spielen in Paris verzichtet. Er war der einzige von zehn zugelassenen Ringern, der eine Teilnahme in Erwägung gezogen hatte. Anfang des Monats hatten bereits mehrere hochrangige Tennisspieler die Einladung abgelehnt. Auch der russische Judo-Verband hat entschieden, keine Athleten zu den Spielen zu schicken.
Die russische Sportwelt war in dieser Hinsicht gespalten: Einige Sportvertreter unterstützten die Idee, an den Spielen teilzunehmen. "Wir sollten uns nicht abwenden, abschotten oder boykottieren. Wir sollten uns die Möglichkeit zum Dialog offen halten und so viel wie möglich teilnehmen", sagte der ehemalige russische Sportminister Oleg Matyzin. Andere Sportfunktionäre meinten, man solle die Spiele ignorieren.
Damit wird erstmals seit 40 Jahren kein Olympia im russischen Fernsehen gezeigt. Die UdSSR hatte die Sommerspiele 1984 in Los Angeles boykottiert und dies mit Sicherheitsbedenken und einer "geschürten antisowjetischen Hysterie" in den USA begründet. Die Zeitungen schrieben damals, die Entscheidung sei "von allen sowjetischen Sportlern einvernehmlich unterstützt" worden. Verbündete der Sowjetunion wie Afghanistan, Bulgarien, die DDR und Ungarn schlossen sich dem Boykott an. Als einziges Land des Warschauer Paktes reiste Rumänien nach Los Angeles.
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