Russland

Massiver Terroranschlag in Moskau: über 100 Tote und Verletzte

Konzertbesucher in der Moskauer Trabantenstadt Krasnogorsk wurden am Freitag von Terroristen mit Schusswaffen angegriffen. Das Gebäude ging in Flammen auf, Spezialkräfte und Rettungsdienste begannen einen Einsatz. Russlands Inlandsgeheimdienst FSB meldet vorläufig 40 Tote und über 100 Verletzte.

Schüsse auf Konzertbesucher

In der Konzerthalle "Crocus City Hall" in der im Nordwesten Moskau gelegenen Stadt Krasnogorsk haben mehrere Terroristen die Besucher mit Schusswaffen angegriffen.

Im Vorfeld des Konzerts der Rock-Gruppe Piknik, zu der die Halle mit ihren 6.200 Plätzen vollständig ausgebucht wurde, erschienen Berichte von bewaffneten Unbekannten, die auf Besucher das Feuer eröffneten. Auf Videos, die in sozialen Netzwerken kursieren, ist zu sehen, wie mit Sturmgewehren bewaffnete Terroristen durch die Eingangshalle des Gebäudes laufen und auf Besucher schießen (Achtung, verstörende Aufnahmen!).

Ein Zeuge beschrieb die Terroristen:

"Mindestens fünf Mann, bärtig, gingen vor wie gut vorbereitete und ausgebildete Kämpfer. Während sie sich dem Gebäude näherten, töteten sie das anwesende Wachpersonal und Menschen, die an der Tür standen. Anschließend blockierten sie den Haupteingang.

Bewaffnet waren die Terroristen mit Sturmgewehren des Typs AKM. Manche trugen Magazinwesten mit unterschiedlicher Munition. Mindestens zwei der Angreifer hatten Rucksäcke bei sich, in denen sie vermutlich Molotow-Cocktails trugen."

Vorläufige Informationen von Quellen des Online-Nachrichtenportals Shot besagen jedoch, dass zu der Bewaffnung der Terroristen (auch) unterschiedliche Modifikationen halbautomatischer Schrotflinten Vepr und Saiga in den Kalibern 12 und .410 gehörten – beide, wie auch das AKM, Derivate der Kalaschnikow AK-Typenreihe.

Auf einigen Aufnahmen sind eindeutig Dauerfeuer-Geräusche zu hören, sodass die AKM-Sturmgewehre nicht auszuschließen sind: Für Dauerfeuerbetrieb aus handelsüblichen AK-Derivaten weisen die Kaliber 12 und .410 zu starke Rückstöße auf.

Das Wachpersonal der "Crocus City Hall" hatte keine Schusswaffen bei sich und war lediglich mit Schlagstöcken und Reizgas ausgestattet.

Einheiten der russischen Nationalgarde wurden alarmiert und sind zum Zeitpunkt des Verfassens dieses Artikels vor Ort immer noch im Einsatz, um Terroristen festzunehmen und Besucher zu evakuieren.

Medien meldeten die Festnahme eines Unbekannten auf dem Gelände der Konzerthalle. Details lagen nach dem Stand von 22:13 Moskauer Zeit noch nicht vor. Quellen des prominenten ukrainischen Bloggers Anatoli Scharij, der sich aktuell in Barcelona aufhält, gehen bei dieser Person von einem Zeugen aus, der versucht habe, zwecks Videoaufnahme des Geschehens ins Innere des Gebäudes einzudringen. Offizielle Angaben zu dieser Person blieben bisher aus.

Quellen des Rundfunkkonzerns WGTRK bei der Polizei zufolge wurde das Fahrzeug, mit dem die Terroristen die Konzerthalle erreichten, auf dem Parkplatz festgesetzt. Der mit Sprengstoff präparierte Wagen wurde rundum abgesperrt.

Großbrand in der Konzerthalle

Die Terroristen sollen in dem Gebäude Granaten geworfen oder Brandkörper gezündet haben, was einen Brand auslöste. Auf mehreren Videos ist zu sehen, wie das Gebäude der Konzerthalle in Flammen aufging:

Bis zu 100 Personen könnten Berichten zufolge noch in der "Crocus City Hall" eingesperrt sein. Ein Teil konnte sich im ersten Stock in vorläufige Sicherheit bringen, hieß es, während ein Teil durch einen Brand vor den Ausgängen im vierten Stock blockiert wurde. Im zweiten Stock wurden ebenfalls einige Personen, darunter fünf Kinder, durch den Brand von allen Ausgängen abgeschnitten.

Die Feuerwehr erschien mit Kranfahrzeugen zwar umgehend vor Ort, konnte aber nicht gleich mit den Lösch- und Rettungsarbeiten beginnen: Eine erfolgreiche Liquidation der Terroristen wurde bisher nicht gemeldet. Stattdessen wurden Spezialisten mit Löschhubschraubern zum Ort des Anschlags beordert und begannen ihrerseits mit den Löscharbeiten. Auch ein Hubschrauber der medizinischen Luftfahrt kam hinzu.

Der Ort des Vorfalls wurde von Notdiensten abgesperrt. Videoaufnahmen in den sozialen Netzwerken zeigen Hunderte Menschen, die aus dem Gebäude fliehen.

Am 23. März, zum 0:00 Uhr Moskauer Zeit, wurde die erfolgreiche Eindämmung des Brandes gemeldet, der eine Fläche von etwa 12.000 Quadratmeter erfasst hatte. Löschzüge der Feuerwehr und des Katastrophenschutzes konnten die Flammenfront an den Wänden unterdrücken. Indes war das Gebäude nahezu vollständig verkohlt und sein Dach eingestürzt.

Nach vorläufigen Angaben des russischen Inlandsgeheimdienstes FSB kamen bei dem Anschlag 40 Personen ums Leben, über 100 weitere wurden verletzt. Wie oben berichtet, waren alle Tickets für das Konzert in der 6.200 Sitze zählenden Halle ausverkauft, außerdem sind noch mehrere Menschen in dem Gebäude eingeschlossen. Es ist daher mit weiteren Opfern zu rechnen.

Reaktionen aus In- und Ausland

Gleich nach dem Anschlag machten zahlreiche Beobachter darauf aufmerksam, dass die Botschaften der USA und Großbritanniens in Russland noch Anfang März ihre Bürger vor der Gefahr drohender Terroranschläge gewarnt und sie aufgerufen hatten, Orte mit hohem Menschenaufkommen tunlichst zu meiden. So lautete die Warnung der US-Botschaft:

"Die Botschaft verfolgt Meldungen darüber, dass Extremisten planen, in der nächsten Zeit große Menschenversammlungen in Moskau anzugreifen, Konzerte eingeschlossen. US-Bürger werden angehalten, große Menschenversammlungen im Laufe der kommenden 48 Stunden meiden."

Anlässlich des Anschlags vom 22. März gab der nationale Sicherheitsberater des Weißen Hauses, John Kirby, einen Kommentar ab und behauptete:

"Ich denke, anhand der heutigen Nachrichtenlage ist es schwer, weitergehende Schlüsse zur instabilen Lage in Moskau oder an einem anderen Ort in Russland zu ziehen. Klar, es gibt Menschen in Moskau, in Russland, die der Art, wie Herr Putin das Land regiert, negativ gegenüber eingestellt sind. Doch ich glaube nicht, dass wir zu dieser frühen Stunde bereits eine Verbindung zwischen dem Angriff auf die Einkaufspassage und jeglicher politischer Motivierung aufbauen sollten. Wir benötigen mehr Zeit und wir brauchen mehr Information."

Kirby versuchte außerdem umgehend, möglichen Verdacht von der Ukraine im Vorhinein abzuweisen:

"Zum jetzigen Zeitpunkt liegen keine Anzeichen vor, dass die Ukraine – oder irgendwelche Ukrainer – in die Schießerei verwickelt waren. Aber es gilt auch wieder: Die Nachricht ist gerade frisch raus, wir können es mitverfolgen – aber ich würde mich an Ihrer Stelle von jeglicher, möglicherweise falscher Annahme über eine Verbindung zur Ukraine fernhalten."

Die Warnung der US-Botschaft im März habe "lediglich der eigenen Sicherheit" der US-Bürger gedient, so Kirby.

Das deutsche Außenamt verkündete auf X sein Mitgefühl für die Opfer und forderte eine rasche Aufklärung des Anschlags.

Zum Zeitpunkt des Verfassens des Artikels verurteilten bereits Italien, Weißrussland, Kirgisistan, die Türkei, Pakistan, Ägypten, Kuba, Kasachstan, Venezuela, Aserbaidschan, Deutschland, die USA und Armenien den Anschlag.

Die gleichgeschaltete ukrainische Nachrichtenagentur UNIAN zitierte derweil den ukrainischen Militärgeheimdienst GUR, der nachweislich in die Organisation mehrerer Terroranschläge auf russischem Territorium verwickelt war, mit der Aussage, bei dem Terroranschlag in Moskau handle es sich um eine "bewusste Provokation" russischer Sicherheitsdienste und des russischen Präsidenten Wladimir Putin persönlich, vor denen die "Völkergemeinschaft" zuvor gewarnt habe. GUR-Sprecher Andrei Jussow behauptete:

"Der Tyrann im Kreml begann damit seine Karriere und will sie mit ebensolchen Verbrechen gegen seine eigenen Bürger auch beenden."

Maria Sacharowa, Russlands Außenamtssprecherin, kommentierte die Äußerung aus Washington wie folgt:

"Das weiße Haus hat erklärt, keine Indizien dafür zu sehen, dass die Ukraine oder Ukrainer in den Terroranschlag in Moskau involviert seien. Auf welcher Grundlage ziehen offizielle Vertreter Washingtons denn Schlüsse über das Nicht-Involviert-Sein von irgendjemandem, jetzt, auf dem Höhepunkt der Tragödie? Falls die USA Daten jeglicher Art hierzu hatten oder haben, so müssen diese unverzüglich der russischen Seite verfügbar gemacht werden. Falls aber solche Daten nicht vorliegen, so hat das Weiße Haus kein Recht, irgendjemandem Ablassbriefe auszustellen."

Russlands Führung erklärte derweil, dass die zuständigen Behörden alle Beteiligten identifizieren werden. Dmitri Medwedew, Wladimir Putins Stellvertreter in der Funktion als Vorsitzender des russischen Sicherheitsrates, sprach sein Beileid aus – und rief zu den härtesten Vergeltungsmaßnahmen für den Anschlag auf:

"Aufrichtiges Beileid den Familien der beim Terroranschlag ums Leben gekommenen. Überhaupt wünsche ich jetzt allen Nahestehenden der Opfer und Verletzten viel seelische Kraft.

Terroristen verstehen nur Vergeltungsterror. Kein Gericht und keine Ermittlung wird helfen, solange man der Gewalt nicht Gewalt entgegenstellt – und den Morden durchgehende Hinrichtungen der Terroristen und Repressalien gegen ihre Familien. Welterfahrung.

Sollte herausgefunden werden, dass dies Terroristen des Kiewer Regimes waren, so ist es unmöglich, mit ihnen und ihren ideologischen Inspirationsquellen anders zu verfahren. Sie alle gilt es, ausfindig zu machen und gnadenlos als Terroristen zu vernichten, einschließlich der offiziellen Vertreter des Staates, der eine solche Missetat beging.

Tod um Tod."

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