Ziegen, Wassermelonen, frostige Winter: Mick Jaggers Leibkoch wird zum russischen Käsehersteller
Er wurde in New York geboren, lebte in Mexiko, Großbritannien und Frankreich, züchtete Krokodile und arbeitete als persönlicher Küchenchef für die legendären Rolling Stones. Und dann kam er nach Russland und beschloss, dort zu bleiben. Jetzt züchtet Jay Close, der bekannte Küchenchef, in der Nähe von Moskau Ziegen und stellt selbst Käse her.
Der US-Amerikaner Close, ein Küchenchef und Abenteurer, kam erstmals mit einem vom Roten Kreuz ausgestellten Visum nach Russland. Das war in den Neunzigerjahren und einflussreiche russische Bekannte, die er in Frankreich kennengelernt hatte, halfen ihm, die Einreise nach Moskau zu organisieren. Jay war langhaarig, chic, tätowiert und kannte nur zwei Wörter auf Russisch: "Babuschka" und "Bier".
Schon nach dem ersten Mal war er von Moskau angetan, denn er kam zurück. Dann wieder und wieder. Irgendwann wurde ihm klar, dass er in Russland arbeiten wollte, und dies als Küchenchef - er arbeitete in den berühmten Restaurants der Neunziger und frühen Zweitausender. Auch half er bei der Organisation von Partys und brachte westliche Stars nach Russland. Gegenüber die Nachrichtenagentur RIA Nowosti erzählte Close von dieser Zeit:
"Einmal lud ich Marilyn Manson in den Club 'XIII' ein und auf der Straße traf ich zufällig einen angeheiterten Harrison Ford. Ich schleppte ihn auch in das Lokal. Die Sache wurde dann ungemütlich: Alle Besucher hingen mit Harrison ab, und Marilyn, für den die Party ja gedacht war, beneidete ihn nur."
Und dann hatte Close die Nase voll von der Hektik der Stadt und den Partys, also beschloss er, aufs Land zu ziehen und seinem Hobby nachzugehen – der Käseherstellung. Close wollte es professionell betreiben – der US-Amerikaner war zu Recht der Meinung, dass es in Russland an gutem Käse fehlte und dies geändert werden müsse. Er erzählte RIA Nowosti:
"Ich ging in die Niederlande, um von Meistern zu lernen. Dort habe ich dann die Zutaten und die Ausrüstung gekauft: eine Käsemaschine, eine Presse, Formen und ein spezielles Salzbad. Das ganze Erdgeschoss des Hauses ist jetzt voll von diesen Geräten. Außer zu den Niederländern reiste ich auch zu französischen und dänischen Käsemachern. Nach meiner Rückkehr habe ich versucht, das Gelernte anzuwenden. Einmal brachte ich einem Niederländer meinen eigenen Käse zum Probieren mit, und er lobte ihn. Da wurde mir klar, dass ich es wirklich schaffen kann."
Die Käserei "33 Käsesorten von Jay" in der Nähe von Moskau wurde zu seinem Lebenswerk. Um ein Haus, Land und Ziegen zu kaufen, verkaufte Close sein Boot in Frankreich, auf dem er in den Jahren zuvor gelebt hatte. Er hat das Haus selbst gebaut, "obwohl das ganze Dorf geholfen hat", gibt Close zu. "Einer hat die Fenster gespendet, einer die Türen, einer die Pumpe."
Heute verkauft er mehr als hundert Kilo Käse pro Woche und hat mehr als 50 verschiedene Käsesorten im Angebot. Er hält ein paar Dutzend Ziegen, betreibt Landtourismus, baut Wassermelonen und Zucchini an, spricht hervorragend Russisch – so gut, dass er sein Englisch langsam verlernt – und er liebt den russischen Winter. Er hat in Russland Wurzeln geschlagen, hier hat er zwei Kinder. Natürlich sind sie zur Hälfte US-Amerikaner, aber Close hofft etwa, dass sein Sohn professionell Sport treiben und es in die russische Nationalmannschaft schaffen wird. "Ich gehe aus Russland nicht weg, ich habe das Geschäft ja nicht dafür aufgebaut. Natürlich vermisse ich unsere Weihnachtsfeiern, Zitronenkuchen und meine Freunde. Aber mein Zuhause ist jetzt hier", sagt Close, ein russischer Käsemeister aus New York.
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