Russland

Online-Dating: Russe findet Ehefrau mit Hilfe künstlicher Intelligenz

Ein Russe setzte bei der Partnersuche auf das neuronale Netz, um nicht zu viel Zeit zu verlieren. Er automatisierte die Online-Kommunikation und ließ den Chatbot die Vorauswahl potenzieller Partnerinnen übernehmen. Die Strategie ging auf: Der Entwickler wird bald heiraten.
Online-Dating: Russe findet Ehefrau mit Hilfe künstlicher IntelligenzQuelle: Gettyimages.ru © Malte Mueller

Ein junger Mann aus Moskau berichtet auf X, dass ihm ein Chatbot bei der Partnersuche geholfen habe. Er hätte das perfekte Match zwar auch alleine finden können, allerdings hätte ihn das deutlich mehr Zeit und Geld gekostet. Er wollte noch genügend Zeit haben, um zu arbeiten, zu lernen, seinem Hobby nachzugehen und sich mit Freunden zu treffen.

Nachdem Alexander Schadan sich im Jahr 2021 von seiner Freundin getrennt hatte, wollte er zunächst auf Tinder fündig werden. Er musste jedoch schnell feststellen, dass die Richtige nicht dabei war und alle Dates in einer "Sackgasse" endeten. Im Sommer 2022 startete er sein Dating-Projekt mithilfe eines neuronalen Netzwerks. Die KI sollte wie ein echter Nutzer Fragen stellen, von sich erzählen und flirten. Die Aufgabe für das Programm API GPT-3 lautete: "Du bist ein Mann und sprichst zum ersten Mal eine Frau an. Ziel: Sie zu einem Date einladen, aber nicht sofort."

Zunächst sei der Dialog seitens der Frauen schnell abgebrochen worden, da der Chatbot sie "zu einem Date in den Wald" eingeladen habe. Außerdem habe die KI viele Fragen seltsam formuliert oder mehrmals wiederholt. Der Entwickler musste daher an den Einstellungen tüfteln, um die Kommunikation so echt wie möglich erscheinen zu lassen.

Als ChatGPT im Jahr 2022 herauskam, sei es für Schadan einfacher geworden, da es auch benutzerdefinierte Tools gab. Er habe das Programm trainiert und ihm beigebracht, unnötige Nachrichten zu vermeiden. Mithilfe eines Filters habe er die Bewerberinnen herausgefiltert, die weniger als zwei Fotos hatten, sehr gläubig oder arbeitslos waren, an Astrologie glaubten, zu weit weg wohnten, Nacktfotos posteten oder den Krieg unterstützten. Danach sei die Vorauswahl viel besser geworden. Das Programm half ihm, potenzielle Bewerberinnen zu finden, mit ihnen zu kommunizieren und Treffen zu vereinbaren. Vor dem persönlichen Date fasste die KI den Dialog kurz zusammen und gab ihm Empfehlungen.

Weitere Schwierigkeiten waren, dass der Chatbot bei der Verabredung erwähnte, Schokolade oder Blumen mitzubringen, der Nutzer davon aber nichts wusste. Manchmal habe das Programm zwei Dates zur gleichen Zeit ausgemacht. Der junge Mann habe deshalb seinen Google-Kalender hinzugefügt und weitere Filter eingebaut, um dumme Fehler in Zukunft zu vermeiden.

Um seine Traumfrau zu finden, habe er auch seine Kindheit, Zukunftspläne und Vorlieben mit denen der Gesprächspartnerinnen abgleichen lassen. Wenn diese nicht übereinstimmten, sei der Dialog beendet worden. Falls der Chatbot an einer Stelle unsicher gewesen sei, habe der Nutzer seine Antwort selbst eingetippt. 

Die Dates verliefen ganz normal: Man ging essen, trank etwas in einer Bar, sah sich einen Film an, besuchte Ausstellungen. Nach ein bis drei Treffen wusste er, ob sie die Richtige war oder nicht. Einige Wochen später seien vier Frauen in der engeren Auswahl verblieben. Die anderen schaltete er auf stumm. "Ich fühlte mich wie ein Kandidat für einen Traumjob mit mehreren Angeboten", erzählt er. Mit einer der Frauen sei er schließlich eine ernsthafte Beziehung eingegangen. Er habe sie über das Experiment informiert, als sie schon eine Weile zusammen gewesen seien. Im Sommer wollen die beiden nun heiraten.

Nach Schadans Berechnungen hat die Arbeit an dem Chatbot etwa 120 Stunden gedauert und rund 1.400 Euro gekostet. Er schätzt, dass er mehr als fünf Jahre damit verbracht und mehr als 13 Millionen Rubel (132.000 Euro) für Dates ausgegeben hätte, wenn er alle Frauen selbst kennengelernt und sie eingeladen hätte.

In den Kommentaren äußerten sich die Nutzer überwiegend entrüstet. "Der Rekord des Jahres in der Kategorie 'Konsumorientierteste Einstellung gegenüber anderen Menschen'", schrieb ein Nutzer. "Ich gebe eurer Beziehung maximal ein Jahr", meinte ein anderer. "Das ist absolute Respektlosigkeit gegenüber Menschen, die ihre Zeit damit verschwenden, mit einem Bot zu chatten", kommentierte jemand. Aber es gab auch ein Lob:

"Du hast eine Frau gefunden, ohne mit Frauen zu kommunizieren. Du bist ein Genie."

Schadan hatte im vergangenen Jahr seine Diplomarbeit an einer Moskauer Universität mithilfe von ChatGPT verfasst. RT DE berichtete darüber. 

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