Russland

Moskau: Russische Popstars entschuldigen sich für Teilnahme an "Almost-Naked-Party"

Vergangene Woche hat eine Party in einem Moskauer Nachtklub Schlagzeilen gemacht, bei der die Teilnehmer "fast nackt" feierten. In der Öffentlichkeit wurde dies als unpatriotisch eingeordnet. Die Folgen sind bereits spürbar. Bei der Party anwesende Prominente werden von Veranstaltungen ausgeladen, verlieren Werbeverträge und drehen nun Entschuldigungsvideos.
Moskau: Russische Popstars entschuldigen sich für Teilnahme an "Almost-Naked-Party"Quelle: Legion-media.ru © Kommersant

Vergangene Woche fand in einem Moskauer Nachtklub eine Party der Bloggerin und Moderatorin Anastasija Iwlejewa statt. Der Dresscode lautete Almost Naked (zu Deutsch: fast nackt).  

Auch eine Woche später schlägt die Party noch hohe Wellen. Nachdem Fotos und Videos in den sozialen Medien viral gingen, verurteilten zahlreiche Politiker und soziale Bewegungen die Veranstaltung als unpatriotisch und respektlos gegenüber den russischen Soldaten. Nicht nur regierungsnahe Aktivisten zeigten sich über eine solche Veranstaltung während des Krieges empört. Zudem wurden Forderungen laut, die Veranstaltung auf LGBT-Propaganda zu überprüfen. Später wurde bekannt, dass ein Moskauer Bezirksgericht die Party als "Propaganda für nicht traditionelle sexuelle Beziehungen" eingestuft hat.

Einer der Gäste, der Rapper Vacio, wurde wegen geringfügigen Rowdytums für 15 Tage inhaftiert. Er war zu der Party nur mit Turnschuhen und einer Socke über dem Genitalbereich erschienen – ein Look, den er sich angeblich von der Band Red Hot Chili Peppers abgeschaut hatte.

Die Veranstalterin Iwlejewa hatte den öffentlichen Aufschrei über die Aufnahmen der spärlich bekleideten Prominenten zunächst abgetan. Während westliche Stars in solchen Outfits bewundert würden, würden einheimische Künstler als verdorben und degeneriert bezeichnet, kritisierte sie. Wenige Tage später veröffentlichte sie jedoch ein Video, in dem sie sich für die Veranstaltung entschuldigte. "War es unangemessen, Videos zu drehen, die dann in der Presse kursierten? Ja, es war 100 Prozent unangemessen. Es tut mir leid, dass das passiert ist und dass es außerhalb unserer Kontrolle lag", sagte sie am Sonntag. Sie wolle einen Teil der Einnahmen der Party für wohltätige Zwecke spenden. In der Nacht auf Mittwoch teilte Iwlejewa ein weiteres 21-minütiges Video: "Es heißt, Russland könne vergeben. Wenn das stimmt, möchte ich Sie, das Volk, wirklich um eine zweite Chance bitten", sagte sie. "Ich werde nicht ausweichen und bin auf jedes Ergebnis vorbereitet".

Am Dienstag veröffentlichten mehrere Prominente und Popstars Videos, in denen sie sich für ihre Teilnahme entschuldigten. Der für seine extravaganten Auftritte bekannte Sänger Filipp Kirkorow behauptete, er habe nicht gewusst, um was für eine Veranstaltung es sich handele, und sei kurz nach Beginn wieder gegangen. "Es gibt Momente im Leben eines jeden Menschen, in denen man durch die falsche Tür geht", sagte er. "In diesen schwierigen und heroischen Zeiten kann und sollte ein Künstler meines Kalibers, ein Volkskünstler, nicht so verantwortungslos sein, wenn er an verschiedenen Veranstaltungen teilnimmt", betonte er und äußerte die Hoffnung, dass sein Auftritt nicht zum Anlass genommen werde, "die Kreativität in Russland einzuschränken". Inzwischen berichten mehrere Medien, dass Kirkorow bereits von einer Neujahrsshow ausgeschlossen wurde. Auf der Party trug er ein glitzerndes Netzkostüm und eine große Sonnenbrille.

Dima Bilan, Gewinner des Song Contests 2008, sagte, er habe "nicht erwartet und sich nicht einmal vorstellen können, was dort passieren würde". Er versicherte auch, dass er noch während der Party beschlossen habe, keine Fotos in seinen sozialen Netzwerken zu veröffentlichen, nachdem ihm klar geworden sei, dass dies für die breite Öffentlichkeit unangemessen sei.

Die Sängerin Lolita kritisierte, sie habe nicht mit solchen negativen Folgen gerechnet. Sie appellierte an alle, "menschlich zu bleiben" und zu versuchen, "gemeinsam die Neujahrsstimmung aufrechtzuerhalten". Auch ihre Konzerte würden abgesagt und Auftritte in bereits aufgezeichneten Silvestershows gestrichen.

Jekaterina Misulina, Leiterin der Organisation Liga für ein sicheres Internet, teilte am Mittwoch mit, dass die russische Steuerbehörde eine Steuerprüfung der Bloggerin Iwlejewa durchführe. Es bestehe die Möglichkeit, dass ein Strafverfahren gegen sie eingeleitet werde. Sie soll ihre Steuerschulden nicht beglichen haben.

Zudem haben die russische Tinkoff Bank und der größte Mobilfunkanbieter MTS, mit denen Iwlejewa Werbeverträge hatte, angekündigt, die Zusammenarbeit mit Iwlejewa zu beenden.

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