Informationskrieg: Russland denkt über eine "Cyber-Armee" nach

Seit einiger Zeit wird in Russland die Idee einer eigenen Cyber-Armee diskutiert – vor allem, da seit Beginn des Ukraine-Kriegs eine erhöhte Anzahl von Cyberangriffen verzeichnet wird. Auch der Minister für digitale Entwicklung befürwortet das Vorhaben.

Maksut Schadajew, Minister für digitale Entwicklung, befürwortet die Idee, eigene Cyber-Truppen ins Leben zu rufen. "Es ist möglich, über Verträge und den Wehrdienst in der Armee zu sprechen, die mit der Cyberunterstützung der militärischen Operation und der Abwehr von Informationsangriffen zusammenhängen. Ich bin mir sicher, dass das Verteidigungsministerium aktiv an diesem Thema arbeitet", fügte er hinzu.

Gleichzeitig stellte der Minister klar, dass die Idee keinen Einfluss auf den Aufschub des Wehrdienstes für Angestellte haben sollte, die in akkreditierten IT-Unternehmen arbeiten. Ab 2024 ist dieser Aufschub für Männer unter 30 Jahren möglich.

Die Idee, Cybertruppen zu schaffen, ist in Russland nicht neu. Wassili Schpak, Vizeminister für Industrie und Handel, schlug vor, dass der Wehrdienst in den Cyber-Streitkräften für IT-Spezialisten eine Alternative zum Militärdienst sein könnte. Seinen Vorschlag lobte damals das Informationssicherheitsunternehmen Infowatch: "Hochqualifizierte IT-Fachkräfte sind selten. Um Technologien im Cyberbereich zu entwickeln, muss man viel lernen. Diese Leute an die Front zu schicken, ist nicht die beste Methode, wie man sie einsetzen kann", sagte die Leiterin Natalja Kasperskaja. Ihrer Meinung nach könnten solche Spezialisten stattdessen zu "Cyber-Truppen" mobilisiert werden.

Auch der Abgeordnete Anton Gorelkin erklärte, dass die neue Richtung "unten den Bedingungen des Informationskrieges" eine Notwendigkeit sei.

Vizeministerpräsident Dmitri Tschernyschenko betonte, dass im vergangenen Jahr etwa 50.000 Hackerangriffe auf russische Internetressourcen abgewehrt wurden. Ihm zufolge ist das Ziel der Angriffe im Jahr 2021 der Finanzsektor und im Jahr 2022 der öffentliche Sektor gewesen.

Im Juli hatte der stellvertretende Vorsitzende des Sicherheitsrats Dmitri Medwedew verkündet, dass im Cyberspace ein Krieg gegen Russland begonnen habe. Die aktuelle Lage erfordere aktiven Schutz kritischer Informationen sowie eine aktive Verbesserung der eigenen Technologien und Produkte.

Der Militärexperte Alexei Borsenko sagte dem Portal NEWS.ru, dass es in fast allen Ländern der Welt Cyber-Truppen gibt. Sie helfen dabei, Orte zu identifizieren, von denen aus Propaganda im russischen Internetsegment betrieben wird. Seiner Meinung nach ist die Schaffung von Cyber-Truppen eine gute Idee, es sei jedoch wichtig, deren Aufgaben und Tätigkeitsbereiche genau zu definieren.

Mehr zum ThemaRussischer Vizeaußenminister: US-Softwarekonzern Microsoft unterstützt Kiew