Russland: Staatsduma diskutiert Verbot von Wildtieren im Zirkus
Die Staatsduma diskutiert einen Gesetzentwurf, der Wildtiere im Zirkus verbieten würde. In der Begründung heißt es, dass das Gesetz nicht nur Fälle gewaltsamer Behandlung von Tieren beseitigen, sondern auch die Entwicklung der Kultur-, Freizeit- und Unterhaltungsindustrie auf der Grundlage humanerer Grundsätze fördern soll.
Vorausgegangen war ein Skandal um ein Video, in dem die Gebrüder Sapaschny in der Arena des Moskauer Zirkus mit einem Stock einen Tiger schlugen. Die Vorwürfe der Tierquälerei ließen nicht lange auf sich warten.
Die Partei "Nowyje Ljudi" (Neue Leute) nutzte den Moment und brachte einen Gesetzentwurf über das Verbot von Wildtieren im Zirkus ein. "Tierschützer wandten sich nach dem Vorfall im Moskauer Zirkus massenhaft an uns. Und das ist nur ein kleiner Prozentsatz dessen, was tatsächlich hinter den Kulissen passiert. Daher ist es an der Zeit, ein Gesetz über Zirkusse ohne Tiere zu verabschieden, wie es bereits mehr als 40 Länder der Welt getan haben", erklärte Parteichef Alexei Netschajew.
Am Mittwoch versammelten sich Abgeordnete und Branchenexperten zu einer Diskussion. Die Teilnehmer vertraten dabei komplett gegensätzliche Ansichten.
Bei Vertretern der Zirkusindustrie fand das Vorhaben erwartungsgemäß keine Unterstützung. Die Gebrüder Sapaschny bestätigten zwar, einen Tiger geschlagen zu haben, wiesen aber darauf hin, dass es nicht sinnvoll sei, Tierquälerei in der Zirkusbranche anhand eines Einzelfalls zu beurteilen. Sie betonten, dass es manchmal notwendig sei, gegen Tiger Gewalt anzuwenden, wenn es keine anderen Methoden gebe, das Tier zu beruhigen.
Der Abgeordnete der Partei "Einiges Russland", Nikolai Walujew, unterstützte die Zirkusartisten und erklärte, dass ein vollständiges Verbot nicht nur die gesamte Branche zerstören würde, sondern auch "Kinder davon abhalten würde, zu verstehen, was Natur ist".
"Herr Netschajew sagt, dass in vielen fortschrittlichen Ländern Europas, in Lettland, Estland und Finnland die Ausbeutung von Tieren zu Unterhaltungszwecken verboten sei, aber er vergisst zu erwähnen, dass es in diesen Ländern nie Zirkustraditionen gegeben habe. In Italien, den USA, China, Japan, Monaco und Deutschland hingegen sind Zirkusse mit Tieren erlaubt",
meinte er. "Der Bundestag hat zweimal einen Gesetzesentwurf zum Verbot von Tierzirkussen abgelehnt", fügte Edgard Sapaschny hinzu.
Oxana Kossarewa, Direktorin der Abteilung für staatliche Förderung des Kulturministeriums, sagte: "Die Initiative ist schädlich, destruktiv und der Aufmerksamkeit unwürdig". Ihrer Meinung nach können solche Ideen die Zirkustraditionen ruinieren, die sich in Russland über mehrere Jahrhunderte entwickelt haben.
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