Russland

Nach Koranverbrennung: Kadyrows Sohn verprügelt Häftling – Video sorgt für Diskussion

Tschetscheniens Oberhaupt Kadyrow veröffentlicht ein Video, auf dem sein 15-jähriger Sohn einen Häftling verprügelt. Dieser soll im Frühling in der südrussischen Stadt Wolgograd einen Koran verbrannt haben. Die Reaktionen in der Gesellschaft sind gespalten.
Nach Koranverbrennung: Kadyrows Sohn verprügelt Häftling – Video sorgt für DiskussionQuelle: Sputnik © Wladimir Astapkowitsch

Ramsan Kadyrow hat am Montag ein Video veröffentlicht, welches zeigt, wie sein 15-jähriger Sohn Adam in einer Untersuchungshaftanstalt in Grosny den 19-jährigen Nikita Schurawel zusammenschlägt. Dieser war im Frühling festgenommen worden, da er beschuldigt wird, vor einer Moschee in der südrussischen Stadt Wolgograd einen Koran verbrannt zu haben. Während des Verhörs gab Schurawel zu, auf Anweisung der ukrainischen Geheimdienste gehandelt zu haben. Daraufhin leitete der Untersuchungsausschuss ein Strafverfahren ein.

Tatjana Moskalkowa, die Beauftragte für Menschenrechte in Russland, hatte Mitte August mitgeteilt, dass sie eine Beschwerde von Schurawel erhalten habe. Demnach habe ihn Kadyrows Sohn verprügelt.

In seinem Beitrag vom Montag bestätigte das Oberhaupt Tschetscheniens den Vorfall und teilte ein entsprechendes Video. "Ohne zu übertreiben: Ja, ich bin stolz auf Adams Tat", schrieb Kadyrow. "Solche Provokateure und Verräter sind ein kranker Tumor am Körper, der kauterisiert werden muss", fügte er hinzu.

Noch am selben Tag äußerte sich Moskalkowa kritisch gegenüber dem Video und betonte, dass Verbrecher "laut den gesetzlich festgelegten Regeln" in U-Haft festgehalten werden sollten. "Ganz gleich, welches schreckliche Verbrechen eine Person begeht, sie muss sich laut Gesetz vor Gericht dafür verantworten. Das sind die Grundsätze unseres Rechtsstaates", schrieb sie. Dabei dürfte die Zerstörung heiliger Bücher nicht "straflos bleiben".

Waleri Fadejew, Vorsitzender des Präsidialrats für Menschenrechte, reagierte ähnlich. Er kritisierte die Koranverbrennung und betonte gleichzeitig, dass die Haftregeln "strikt eingehalten werden müssen". Eva Merkatschjowa, ein Mitglied des Rates, sagte, sie habe vor, das Video den Strafverfolgungsbehörden zu melden und forderte Schurawels Überstellung aus Tschetschenien. "Dies ist eine Herausforderung für das gesamte Rechtssystem Russlands. Sie haben in einer bestimmten Region gezeigt, dass sie Verbrechen begehen können und ihnen nichts passiert", sagte sie. "Ich fürchte, die nächste Nachricht könnte sein, dass wir Nikita Schurawel tot in seiner Zelle finden", fuhr sie fort. 

Wladislaw Dawankow, der Vize-Sprecher der Staatsduma, erklärte: "Unser Land ist groß und sehr unterschiedlich, aber das Gesetz sollte für alle gleich sein." Ein heiliges Buch öffentlich zu verbrennen sei im besten Fall dumm und im schlimmsten Fall eine absichtliche Aufstachelung zum Hass. Aber: "Lynchen ist inakzeptabel. Ein sehr schlechtes Beispiel für junge Leute", fügte er hinzu.

Unterdessen berichtete die Journalistin Xenija Sobtschak, Kadyrow habe ihr telefonisch mitgeteilt, dass sein Sohn "mit der vollen Härte des Gesetzes bestraft werde, wenn das Gericht Adam für schuldig befindet". Zuvor hatte sie das Video als "Missachtung der Gesetze unseres Landes" bezeichnet.

Einige Vertraute Kadyrows unterstützten jedoch das Vorgehen seines Sohnes. Der Abgeordnete Adam Delichanow erklärte: "Für einen Tschetschenen gibt es nichts Wichtigeres und Heiligeres als seine Religion. Sehr erfreulich, dass Adam trotz seines jungen Alters ein würdiges Beispiel für seine Kollegen ist und den aufrichtigen Wunsch zeigt, unseren Glauben und unsere Werte zu verteidigen!"

Achmed Dudajew, Tschetscheniens Minister für nationale Politik, Außenbeziehungen, Presse und Information, erklärte, die Koranverbrennung sei eine Verletzung der religiösen Gefühle von mehr als 30 Millionen Muslimen in Russland und Milliarden von Muslimen weltweit. "Gut gemacht, Adam! Wir sind stolz!", schrieb er.

Bisher haben die russischen Strafverfolgungsbehörden nicht auf das von Kadyrow veröffentlichte Video reagiert. Auch Kremlsprecher Dmitri Peskow wollte den Vorfall am Dienstag nicht kommentieren.

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