Großes Kino: "Die Herausforderung" im Kosmos sowie auf Erden
Die russische Kinolandschaft stand durch das Sanktionsregime des Westens vor großen Herausforderungen. Amerikanische Filmkonzerne haben den Verleih in Russland eingestellt. Um die Kinolandschaft zu erhalten, hat Russland ein umfassendes Film-Förderprogramm aufgelegt, mit dem die heimische Filmproduktion intensiviert werden soll.
Am 20. April kam endlich der neue Film "ВЫЗОВ" in die russischen Kinos. Der Vorlauf zu "Die Herausforderung", so die deutsche Übersetzung, begann schon 2021 vor den Sanktionen und profitiert wegen der langen Wartezeit jetzt von einer deutlich größeren Aufmerksamkeit des Publikums.
Der Film ist nicht nur in Zusammenarbeit mit dem staatlichen Fernsehsender Perwy Kanal, sondern auch mit der russischen Weltraumagentur Roskosmos entstanden – aus gutem Grund. Der Film spielt zu einem großen Teil auf der Internationalen Raumstation ISS.
Die Hauptdarstellerin Julia Peressild und Regisseur Klim Schipenko wurden für die Aufnahmen im Juri-Gagarin-Kosmonautentrainigszentrum auf ihre Reise in den Weltraum vorbereitet und sind dann vom Weltraumbahnhof Baikonur in Kasachstan in einer Sojus-Rakete zur Internationalen Raumstation gereist.
Szenen aus dem Trainingszentrum wie der Start und der Flug zur ISS wurden in die Handlung des Films ebenso eingebaut wie die Rückkehr der Raumkapsel zur Erde. Ein Filmteam war vor Ort, als die Hauptdarstellerin wieder wohlbehalten in der kasachischen Steppe landete. Die Besatzung der ISS, die Kosmonauten Oleg Nowizki, Anton Schkaplerow und der US-amerikanische Astronaut Mark Thomas Vande Hei übernahmen bei den Dreharbeiten zentrale Rollen.
Die Handlung ist schnell erzählt: Der Kosmonaut Oleg wird bei einem Außeneinsatz verletzt. Der Crew gelingt es, Oleg weitgehend zu stabilisieren. Es ist jedoch klar, in seinem Zustand wird er den Rückflug nicht überleben, – die physischen Belastungen sind zu groß. Seine einzige Chance ist eine Operation auf der Raumstation.
Die junge Ärztin Evgenia Beljaewa wird aus einem Team von Freiwilligen ausgewählt, zur Raumstation zu fliegen und die Operation unter Weltraumbedingungen durchzuführen. Evgenia hat wiederum eigene, ganz irdische Probleme. Seit dem Tod ihres Mannes bei einem schweren Autounfall ist sie alleinerziehende Mutter. Ihre pubertierende Tochter hat aktuell Schwierigkeiten in der Schule und wurde wegen Gewalt gegen eine Mitschülerin angezeigt. Evgenias Mutter ist zudem krank, verweigert sich aber der Schulmedizin. Eine Reise ins Weltall passt eigentlich nicht in Evgenias derzeitige Lebensumstände.
Regisseur Schipenko ist ein beeindruckendes Meisterwerk gelungen. "Die Herausforderung" ist nicht nur der erste Film, der über weite Strecken im Weltraum spielt. Er besticht nicht allein mit den Bildern von der Raumstation und Allaufnahmen. Sorgfältig inszenierte Bilder, wie das einer fast schon bizarren Diskrepanz zwischen kasachischer Steppe, in der eine Herde Dromedare weidet, an der vorbei sich die Kosmonauten zur startbereiten Sojus-Rakete in ihren Raumanzügen zubewegen, beeindrucken die Zuschauer. Zivilisatorische und technologische Höchstleistung kontrastiert mit wilder Natur. Ebenso imponieren die Aufnahmen, die im Roskosmos-Trainingslager entstanden sind, sowie das Trainieren in künstlicher Schwerelosigkeit an Board einer Iljuschin, ausgelöst durch den freien Fall des Flugzeugs.
Trotz der herausragenden schauspielerischen Leistungen, den beeindruckenden Aufnahmen, die auf der Raumstation entstanden sind, und den Einblicken, die der Film in die russische Weltraumbehörde Roskosmos gibt, wird der deutsche Zuschauer wohl kaum Gelegenheit dazu bekommen, den Film in Deutschland zu sehen.
Selbst wenn sich ein deutscher Verleih finden würde, ist es angesichts der antirussischen Stimmung in der deutschen Gesellschaft und dem Ruf nach Verboten und Zensur eher unwahrscheinlich, dass er hierzulande in die Kinos kommt. Das ist bedauerlich, denn "Die Herausforderung" ist zweifellos ein Meilenstein in der Filmgeschichte. Er macht zudem deutlich, dass das westliche Sanktionsregime und der Rückzug westlicher Unternehmen vom russischen Markt zur Entfesselung von Kreativität und Produktivität in Russland beigetragen haben.
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