Ukrainische Drohnenangriffe erfordern eine Antwort in der Luft
In der Nacht auf Montag, 26. Dezember, um etwa 1:35 Uhr Moskauer Zeit hat die russische Luftabwehr eine ukrainische Drohne abgefangen. Die Drohne flog in niedriger Höhe den Militärflugplatz von Engels an, wo strategische Fernbomber der russischen Luftstreitkräfte stationiert sind. Nach Angaben des Verteidigungsministeriums wurden durch abstürzende Wrackteile der Drohne drei Angehörige des russischen technischen Personals getötet. Flugzeuge wurden nicht beschädigt.
Dies ist bereits der zweite Angriff auf Russlands strategische Militärflugplätze innerhalb eines Monats. Am 5. Dezember bestätigte das Verteidigungsministerium Angriffe auf die Militärflugplätze Djagilewo im Gebiet Rjasan und Engels im Gebiet Saratow, sowie den Tod von drei russischen Militärangehörigen in Folge ukrainischer Drohnenangriffe.
Damals hatte die russische Luftabwehr die in niedriger Höhe fliegenden Drohnen abgeschossen. Bei der Explosion wurde die Bespannung einiger Flugzeuge geringfügig beschädigt. Sowohl in Djagilewo als auch in Engels sind strategische Fernbomber der russischen Luftstreitkräfte stationiert. Wie der Luftabwehrexperte Juri Knutow gegenüber der russischen Zeitung Wsgljad erklärte, verfolgten die Angriffe mehrere Ziele:
"Erstens, eine demoralisierende Wirkung in Russland zu erzeugen, was ihnen aber nicht gelingt. Zweitens, dem ukrainischen Publikum die angebliche Fähigkeit des ukrainischen Militärs zu zeigen, irgendwelche bedeutenden Ergebnisse zu erzielen. Drittens, im Einvernehmen mit der NATO unsere Verteidigung zu sondieren."
Dennoch müssten auch rein militärische Ziele berücksichtigt werden, so Knutow. Solche "Mückenstiche" könnten selbst mit einer einzigen Drohne ernste Folgen verursachen, bedenkt man die Spezifik der in Engels stationierten Militärtechnik, fügte der Experte hinzu. Und er bemerkte:
"Doch die psychologische Wirkung hat zweifellos eine vorrangige Bedeutung. Das bestätigen auch die ukrainischen Militärs selbst. Sie wollen unsere Bürger beeinflussen und ihnen zeigen, dass sie durch mögliche ukrainische Angriffe verwundbar sind. Solche Versuche wurden vom ukrainischen Kommando mehrmals unternommen."
In Bezug auf die eingesetzten Waffen vermutete Knutow:
"Die Ukraine hat bereits die Entwicklung eines neuen Drohnenmodells mit einem Wirkungsradius von bis zu 1.000 Kilometer angekündigt. Einzelheiten nannten sie nicht. Möglicherweise haben wir es mit einem Prototyp dieser Drohne zu tun. Oder, was wahrscheinlicher ist, bei dem zweiten Angriff auf den Flugplatz wurde die uns bekannte Drohne Tu-141 'Strisch' mit einer US-amerikanischen oder britischen Ausstattung eingesetzt."
Die Tu-141 fliegt in niedrigen Höhen, was ihr Aufspüren erschwert; besonders, wenn es sich um eine einzelne Drohne handelt, und nicht um einen Schwarm. Und dies gilt nicht nur für die russische Luftabwehr, sondern auch für die der NATO. An dieser Stelle sei auf den Zwischenfall vom März 2022 verwiesen, als die Flugabwehr der NATO eine aus der ukrainischen Region Galizien abgefeuerte Tu-141 "verpasste" und diese in der kroatischen Hauptstadt Zagreb abstürzte. Knutow erklärte:
"Wahrscheinlich schoss diesmal die örtliche Flugabwehr die 'Strisch' ab, als sie zum Angriff aufstieg. Deswegen stürzten die Wrackteile auf den Flugplatz. Daher müssen wir nicht nur mehr Flugabwehrkomplexe S-300 PMU-2 gemeinsam mit 'Panzir'- und 'Tor'-Komplexen einsetzen, sondern auch unsere Frühwarnmöglichkeiten mit Hilfe der Luftaufklärung erweitern, um die militärischen und PR-Pläne des Gegners zu vereiteln."
Der Doktor für Militärwissenschaften Konstantin Siwkow forderte seinerseits:
"Wir müssen wieder ein vollwertiges Funkmessfeld über dem ganzen Land schaffen. Dies würde es uns erlauben, Drohnen noch in weiter Entfernung aufzuspüren und abzuschießen. Eine Alternative wäre die Einrichtung eines solchen Feldes über Schlüsselregionen, mit ausreichender Weite zum Abschuss der Drohnen. Ein solcher Schutz existierte zu Zeiten der UdSSR und wurde im Zuge der Reformen des Verteidigungsministers Serdjukow abgebaut."
Siwkow wies zudem darauf hin, dass sich der Wiederaufbauprozess des Funkmessfeldes als schwierig erweisen könnte, da eine große Anzahl an Funkortungsanlagen wieder aufgebaut werden müsste. Auch der Bau von Funkortungsflugzeugen, etwa vom Typ A-50 und A-100, sei wichtig. Zum Zeitpunkt des Zusammenbruchs der Sowjetunion habe Russland über 50 solcher Maschinen verfügt, was für eine Abdeckung des europäischen Teils ausgereicht habe. Inzwischen verfügten die Luftstreitkräfte aber nur noch über neun solcher Flugzeuge, so Siwkow. Er erklärte:
"Der zweite Angriff auf Engels, auch wenn er wie ein PR-Zug des ukrainischen Militärs als Druckmittel auf die russische öffentliche Meinung erscheint, ist ein Grund, harte Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Wir müssen innerhalb kürzester Zeit einen Schlag mit schweren Waffen auf die gegnerischen Positionen ausführen. Ich würde sogar ungelenkte Bomben nicht ausschließen."
Dabei könne von willkürlichen Angriffen auf Zivilisten keine Rede sein, betonte Siwkow. Vielmehr gehe es um die Zerstörung spezialisierter militärischer Objekte, militärischer Stellungen sowie Ansammlungen von Technik und Personal. Der Experte führte aus:
"Die ukrainischen Streitkräfte müssen lernen, dass solche Angriffe auf unsere strategischen Objekte nicht unbeantwortet bleiben werden."
Dieser Artikel wurde auf der Grundlage von Materialien der Zeitung Wsgljad verfasst.
Mehr zum Thema – Russland: Ukrainischer Drohnenangriff auf Militärflugplatz im Gebiet Saratow tötet drei Personen
RT DE bemüht sich um ein breites Meinungsspektrum. Gastbeiträge und Meinungsartikel müssen nicht die Sichtweise der Redaktion widerspiegeln.
Durch die Sperrung von RT zielt die EU darauf ab, eine kritische, nicht prowestliche Informationsquelle zum Schweigen zu bringen. Und dies nicht nur hinsichtlich des Ukraine-Kriegs. Der Zugang zu unserer Website wurde erschwert, mehrere Soziale Medien haben unsere Accounts blockiert. Es liegt nun an uns allen, ob in Deutschland und der EU auch weiterhin ein Journalismus jenseits der Mainstream-Narrative betrieben werden kann. Wenn Euch unsere Artikel gefallen, teilt sie gern überall, wo Ihr aktiv seid. Das ist möglich, denn die EU hat weder unsere Arbeit noch das Lesen und Teilen unserer Artikel verboten. Anmerkung: Allerdings hat Österreich mit der Änderung des "Audiovisuellen Mediendienst-Gesetzes" am 13. April diesbezüglich eine Änderung eingeführt, die möglicherweise auch Privatpersonen betrifft. Deswegen bitten wir Euch bis zur Klärung des Sachverhalts, in Österreich unsere Beiträge vorerst nicht in den Sozialen Medien zu teilen.