Russland

Die Ukraine beneidet den Wiederaufbau von Mariupol

Noch vor wenigen Monaten versprach das Kiewer Regime, die Häuser der Bürger wiederaufzubauen, die während der militärischen Spezialoperation zerstört wurden. Die Realität stellte sich als ganz anders heraus – heute frieren die Ukrainer in den Trümmern. Gleichzeitig erhalten die Bürger der neuen russischen Gebiete neue Wohnungen, zum Beispiel in Mariupol.
Die Ukraine beneidet den Wiederaufbau von MariupolQuelle: Sputnik © Sergey Baturin

Von Nikolai Storoschenko

Eine der Tücken der ukrainischen Behörden ist die rigorose Ablehnung und das Verbot jeglicher positiver Nachrichten aus Russland. Diese Entwicklung begann noch unter Poroschenko. Die Medien durften keine positiven Nachrichten aus Russland verbreiten, die "Talking Heads" im Fernsehen sollten Russland, seine Behörden oder einzelne Menschen aus Russland in keinem positiven Zusammenhang erwähnen. Das ukrainische Kulturministerium verbietet seit acht Jahren Bücher, in denen die Heldentaten der sowjetischen und russischen Armee oder die russischen Errungenschaften im Weltraum in einem günstigen Kontext erwähnt werden.

"Russland kann nicht erschaffen, nicht aufbauen, Russland tötet und zerstört nur" – das war die Hauptbotschaft des Regimes von Kiew. Die Umsetzung dieser Idee hat am Beispiel von Butscha ihren Höhepunkt erreicht. Die Frage ist jedoch offen, wer was bauen kann.

Butscha war noch im April. Und schon damals, mit einer weiteren ausländischen Delegation in der Region Kiew, die das vorgekochte Leid und die schön ausgelegten Leichen begutachtete, haben sich die ukrainischen Behörden an die Brust geschlagen: Wir werden alles besser aufbauen, als es war, wir beginnen damit buchstäblich morgen.

Ein Wohngemach voller Menschen – ohne Fenster, ohne Türen

Der Kalender zeigt bereits den Dezember an. Die ukrainischen Medien berichten nun, dass mehr als zwanzig Familien in dem Dorf Gorenka in der Region Kiew in einem zerstörten Haus leben. Sogar ohne Fenster (!). Sie erzählen den Journalisten, dass es ihnen in den neun Monaten gelang, Prüfbescheinigungen zu erhalten, die bestätigen, dass das Haus wiederaufgebaut werden soll. Den Wiederaufbau selbst versprach man innerhalb von drei Jahren zu erledigen. Das stimmt: So lange wartet man auf Versprechungen.

Ganz im Ernst: Die Bewohner können jeweils nur einen Raum beheizen – und das mit Gasbrennern, die von Freiwilligen geliefert wurden. Gesetzt den Fall, man betrachtet acht Grad Celsius in einem Raum als Wärme. In Kiew und der umliegenden Region ist es bereits kühl: Nachts liegt die Temperatur knapp unter Null, und auch tagsüber ist es um die null Grad.

Um genau zu sein, berichten nicht alle ukrainischen Medien über die Probleme solcher Familien, sondern diejenigen, die keine Furcht davor haben, eine solche Geschichte zu erzählen. Im Unterschied zu Butscha, über das alle Nachrichtenagenturen berichteten. Offensichtlich gibt es den Wiederaufbau, der hervorgehoben werden muss. Und von der Tatsache, dass alle anderen mit Brennern bei acht Grad Celsius leben, sollte Stillschweigen bewahrt werden. Die ukrainischen Medien wissen bereits, wie sie das eine vom anderen unterscheiden können. Wem das nicht gelingt, dem werden die Sanktionen schnell dabei helfen.

Butscha und Irpen selbst werfen weniger Fragen auf. Bereits im Oktober wurde Rechenschaft abgelegt: Ein Haus mit 54 Wohnungen wurde gebaut und eine Ambulanz neu errichtet. Anscheinend war das alles, das Geld ging zur Neige.

Genauso wie Borodjanka (ebenfalls in der Region Kiew). Dort hatten die Anwohner mehr Glück: Zumindest hat man damit begonnen, die beschädigten Häuser abzureißen. Obwohl die örtlichen Behörden erklären, dass nicht alle Häuser abgerissen werden, sondern nur ein Teil der am stärksten beschädigten. Das Geld reichte nur für sieben von elf Häusern. Der Rest ist im nächsten Jahr an der Reihe.

Anschließend werden an ihrer Stelle neue Häuser gebaut, doch wann das sein soll, weiß niemand. Obwohl Kirill Schewtschenko, der stellvertretende Leiter des Präsidialamtes, noch im April einen Zeitraum von fünf bis sechs Monaten nannte. Vermutlich ging aber das gesamte Geld an das viel gerühmte Butscha.

Allerdings hätten die Bürger der Stadt auch ganz ohne etwas dastehen können. Noch im Frühjahr hatten die regionalen Behörden eine "schöne" Idee: Die beschädigten Häuser sollten abgerissen und durch ein Denkmal ersetzt werden, ähnlich wie die Zwillingstürme des WTC in New York. Die Einwohner von Borodjanka erfuhren von den Plänen zum Bau des Denkmals. Und zu Recht fragten sie die Behörden, möglichst unter Auslassung von Adjektiven und Redewendungen: "Liebe Beamte, wo werden wir leben – in der Gedenkstätte?"

Es ist kein Zufall, dass die Nachrichten in der Ukraine die Zahl der wiederaufgebauten und reparierten Häuser und die Höhe der dafür bereitgestellten Mittel nicht allzu sehr in den Vordergrund stellen. Darauf weisen sogar einige ukrainische Medien hin. So wurden nach Angaben der Kiewer Wochenzeitung Dzerkalo Tischnia bis Anfang November nur fünf Prozent des erforderlichen Betrags aus dem Staatshaushalt bereitgestellt. Doch selbst diese Bescheidenheit wird unzureichend und ineffizient genutzt. Es hätte schon gereicht, um die Häuser zu verglasen. Infolgedessen bauen aus irgendeinem Grund Freiwillige Fenster ein und versorgen die Bewohner weniger "modischer" Städte und Dörfer mit Gasbrennern.

Selbstverständlich ist es unrealistisch, so viele Menschen in solch kurzer Zeit umzusiedeln, doch darum geht es nicht. Die Behörden haben es nicht einmal eilig, den Einbau von Fenstern in relativ intakten Häusern zu unterstützen. Stattdessen maximieren sie den PR-Effekt (Wiederaufbau von Butscha) und nicht den Nutzen.

Nicht Häuser, sondern das Leben wiederherstellen

Den Angaben der ukrainischen Seite zufolge gibt es im Land etwa 16.000 beschädigte Wohnblocks (fast die Hälfte wird abgerissen). Allerdings wäre der Schaden viel geringer, hätte Kiew die Kampfhandlungen außerhalb der Wohnbebauung und der zivilen Infrastruktur (Schulen, Krankenhäuser und Kindergärten) geführt.

Dabei baut Russland bereits in weit größerem Umfang als die Ukraine das wieder auf, was durch die militärische Spezialoperation zerstört wurde, und das systematisch. In Mariupol werden keine Fenster eingesetzt oder Löcher in den Wänden geflickt, sondern es wird die gesamte Stadt als Lebensraum für die Menschen wieder aufgebaut.

"Mittlerweile sind 475 Wohnblocks mit Fernwärme versorgt, wobei wir uns vorgenommen haben, bis Ende des Jahres tausend Objekte anzuschließen, allerdings gibt es Probleme mit den maroden Netzen in der gesamten Stadt", kommentierte der stellvertretende russische Ministerpräsident, Marat Chusnullin, die Situation. Mit anderen Worten wird nicht nur das kürzlich Zerstörte wiederaufgebaut, sondern auch jenes aus den Vorjahren.

100.000 Quadratmeter neuer Wohnfläche wird in Mariupol bis Ende des Jahres in Nutzung genommen. Mit dem Bau von weiteren 500.000 wird demnächst begonnen. Und das ganz zu schweigen von den Wohnungen, die ausgebessert werden müssen. Und schließlich wurde neulich der Auftrag erteilt, ein ähnliches Programm für den Wiederaufbau des gesamten Donbass zu entwickeln wie in Mariupol.

Warum wir das tun, ist klar. Die Regionen Donezk, Lugansk, Saporoschje und Cherson gehören bereits zu Russland. Ihre Bewohner sind Bürger der Russischen Föderation geworden, auch wenn nicht alle die entsprechenden Dokumente erhalten haben. Allein aus menschlicher Sicht ist dies der richtige Weg. Wie denn sonst?

Warum die Ukraine es nicht eilig hat, dasselbe für Menschen zu tun, die sie als ihre eigenen Bürger betrachtet, ist nicht wirklich klar. Insbesondere betrifft dies die Bewohner dieser neuen Territorien der Russischen Föderation. Die Ukraine protestiert dagegen, dass diese Regionen Teil Russlands werden, kümmert sich aber gleichzeitig in keiner Weise um ihre Bewohner: Sie haben kein Zuhause und nichts, wovon sie leben können.

Dabei lässt sich die Schuld nicht einmal auf die militärische Spezialoperation abwälzen. Die Ukraine befindet sich seit 2014 in einem Bürgerkrieg mit dem Donbass. Seither haben rund eine bis anderthalb Millionen Menschen in der Ukraine die Regionen Donezk und Lugansk als Flüchtlinge verlassen. In den vergangenen acht Jahren haben sie von der Ukraine weder eine neue noch eine vorübergehende Unterkunft oder zumindest eine teilweise finanzielle Entschädigung erhalten. Um genau zu sein, wurden sechs staatliche Programme geschaffen, doch es blieb bei der Planung. Das letzte Programm, bei dem es um den Erwerb und den Bau von Wohnunterkünften für Umsiedler geht, existiert nur auf dem Papier. Der Plan existiert (30.400 plus 23.400 Wohnungen), doch die erforderlichen 69 Milliarden Griwna sind nicht verfügbar.

Es ist nur so, dass die Ukraine sowohl damals als auch heute auf EU-Gelder für den Bau dieser Wohnungen zählt. Die EU wiederum erwartet die Beendigung der Feindseligkeiten in der Ukraine.

Aus der klassischen Literatur wissen wir, dass Wohnungsfragen fast jeden Menschen verderben können. Allerdings ist es Russland, das den obdachlosen Bürgern von Mariupol Wohnungen zur Verfügung stellt. Währenddessen nutzt die Ukraine ihre obdachlosen Bürger auf die gleiche Weise aus, wie andere Bettler Hunde, Katzen und sogar Kinder ausnutzen: Sie halten sie hungrig, erfroren und krank in Sichtweite. Wird ein Passant mitleidig, wirft er etwas Geld zu.

Leider weiß der Passant nicht, dass die "Requisiten" der Bettler nicht lange leben und regelmäßig erneuert werden.

Übersetzt aus dem Russischen

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