Russland

Filmreife Aktion: FSB vereitelte ukrainische Anschläge auf Beamte in Nowaja Kachowka

Der russische Geheimdienst hat in diesem Sommer dank eines filmreifen Agentenspiels zwei Terrorzellen auf der Krim und im Gebiet Cherson aufgedeckt und damit viele Terroranschläge verhindert. Die in Kiew wohnenden Organisatoren des Terrors gegen die Zivilbevölkerung bleiben vorerst unbehelligt.
Filmreife Aktion: FSB vereitelte ukrainische Anschläge auf Beamte in Nowaja Kachowka© Wikipedia - SpetsnazAlpha (CC BY-SA 3.0)

Der russische Föderale Sicherheitsdienst (FSB) hat mitgeteilt, dass er in den zurückliegenden Wochen eine Reihe von Sabotage- und Terroranschlägen auf die Behördenmitarbeiter des Gebiets Cherson und der Krim verhindern konnte. Beamte der Spionageabwehr nahmen einen Offizier des ukrainischen Geheimdienstes (SBU) fest, der die Arbeit der rekrutierten nationalistischen Saboteure leitete. Der FSB hat im Rahmen seiner Arbeit auch Kanäle für die Kommunikation mit Agenten ermittelt.

Dabei hat sich der russische Dienst nach vorliegenden Informationen auch eines filmreifen Agentenspiels bedient. Als bekannt wurde, dass der SBU einen Mordanschlag auf den Vize-Chef der Stadtverwaltung von Nowaja Kachowka im Gebiet Cherson, Witalij Gura, plant, inszenierte er einen Schein-Anschlag so, dass die SBU-Agenten tatsächlich glaubten, ihr Plan sei erfolgreich gewesen.

Geholfen hat der russischen Terrorabwehr dabei ein früherer, realer Anschlag, der glimpflich verlaufen ist. Am 16. Juni explodierte in einem Café in der Stadt Nowaja Kachowka eine Handgranate. Zum Glück wurde niemand verletzt. Der Attentäter konnte schnell ausgemacht und festgenommen werden, über ihn wurde auch die örtliche Terrorzelle aufgedeckt. Die Mitglieder der Terrorzelle erklärten sich bereit, mit den russischen Sicherheitsbehörden zusammenzuarbeiten.

Das operative Spiel begann: Die Terrorzelle kommunizierte weiterhin mit dem in Kiew ansässigen SBU-Führungsoffizier, Ilja Bondartschuk, und nahm seine Aufträge entgegen, nun aber unter Aufsicht der russischen Sicherheitsbehörden. So erfuhr der FSB nicht nur von dem Plan, Witalij Gura zu töten, sondern auch von einem weiteren geplanten Anschlag auf Sergei Tomka, den damaligen Vize-Polizeichef der Stadt. Dass dieser Frau und ein kleines Kind hat und außerhalb des Dienstes fast immer mit diesen zusammen ist, war den Kiewer Organisatoren des Anschlags egal: Ausdrücklich äußerten sie in den Telefonaten mit der örtlichen Terrorzelle, man nehme den Tod der Frau und des Kindes billigend in Kauf. 

Um das Spiel nicht vorzeitig abzubrechen, weihte der FSB Sergei Tomka ein, und inszenierte auch in seinem Fall einen erfolgreichen Anschlag. Tomka wurde für tot erklärt, tatsächlich aber in das russische Zeugenschutzprogramm aufgenommen. Er lebte unter einem neuen Namen an einem sicheren Ort. Dies alles geschah in der ersten Julihälfte. 

Gura war durch den SBU als das nächste Opfer eines Mordanschlags auserkoren worden. Auch hiervon erfuhr der FSB durch die Telefonate im Rahmen des Agentenspiels. Für den Mord an ihm lobte Kiew ein Kopfgeld von 130.000 Griwna aus, weniger als 5.000 Euro. Am 6. August inszenierte der FSB dann einen erfolgreichen Anschlag auf Gura. Medien vermeldeten, dass er auf dem Weg ins Krankenhaus seinen Verwundungen erlegen sei, die Doppelagenten meldeten Vollzug und kassierten die Prämie. 

Noch musste das Spiel weiterlaufen, weil man mit seiner Hilfe gerade dabei war, eine Terrorzelle auf der Halbinsel Krim aufzudecken. Und tatsächlich empfahl der Kiewer Verbindungsoffizier der Terrorzelle in Nowaja Kachowka, sich auf die Krim zurückzuziehen und dort in Kontakt mit den örtlichen Agenten zu treten. Das Niveau der Konspiration, dessen sich der SBU dabei bediente, war wohl außerordentlich gering: Genannt wurden stets die tatsächlichen Namen, Adressen und Telefonnummern der Beteiligten. 

Erst jetzt war der FSB in der Lage zuzuschlagen und das Terrornetzwerk des SBU auf der Krim auszuheben. Das operative Spiel konnte beendet werden, und die im Juli und August "getöteten" Tomka und Gura zu neuem Leben erweckt werden. Für ihre etwas entfernteren Verwandten, die die letzten Monate in Trauer verlebten, denn sie konnten in die Legende nicht eingeweiht werden, muss die "Auferstehung" ihrer Liebsten etwas von einem Wunder haben.

Die drei Agenten der Terrorzelle von Nowaja Kachowka werden sich trotz allem für den Granatenanschlag auf das Café verantworten müssen, dürfen aber dank ihrer Kooperation auf besondere Milde hoffen. Nicht so die Agenten der Terrorzelle auf der Krim, dort ist jede Nachsicht unwahrscheinlich.   

Der Hauptamtliche Ilja Bondartschuk ist weiterhin in Kiew auf freiem Fuß und unbehelligt, wie auch der ganze SBU, der sich offenbar mehr und mehr zu einer Terrororganisation entwickelt. 

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