Unbekannte beschmieren Wohnungstüren von Kriegsgegnern in Russland

Die Wohnungstüren von Russen, die dem Krieg in der Ukraine skeptisch gegenüber stehen, werden zunehmend beschmiert. Mehrere Aktivisten beklagten diese Woche, dass an ihrer Haustür die Aufschrift "Verräter" erschienen sei.

Eine Journalistin aus Sankt Petersburg sagte zu lokalen Medien, sie habe von der roten Aufschrift "Verräter" am 23. März erfahren. Wer hinter der Aktion stehe, wisse sie nicht. Sie vermutet einen Einschüchterungsversuch dahinter. Auch die Haustür der Leiterin der Sankt Petersburger oppositionellen Bewegung "Majak" wurde beschmiert. Entsprechende Fotobeweise veröffentlichte die Bewegung auf Telegram.

Auf der Haustür des Besitzers eines oppositionellen Telegram-Kanals tauchte die Aufschrift auf: "Verkaufe/Verrate nicht dein Heimatland". Außerdem schmierten Unbekannte drei Z-Buchstaben an die Tür. Das "Z" ist innerhalb kürzester Zeit zum Symbol der Zustimmung für das russische Vorgehen in die Ukraine geworden.

Auch in Kaliningrad wurden an Haustüren von Aktivisten, die an Antikriegsprotesten teilgenommen hatten, Aufkleber mit der Aufschrift "Hier lebt ein Verräter" gesichtet. Der frühere Chefredakteur der Zeitung Nowy Kaliningrad schrieb: "Diese elegante Dekoration erschien innerhalb der letzten Stunde an meiner Eingangstür". Er nannte das Vorgehen einen "gewöhnlichen Faschismus". Die Namen der Täter seien ihm bekannt.

Am Donnerstag teilte Alexei Wenediktow, der frühere Chefredakteur des Radiosenders Echo Moskwy, mit, dass er unter seiner Wohnungstür einen Schweinskopf mit Perücke entdeckt habe. Auf der Tür sei ein Aufkleber mit ukrainischen Wappen und der Aufschrift "Judensau" angebracht worden. Wenediktow postete auf Telegram zwei Beweisfotos und schrieb, dass man ihn mit solchen Methoden nicht einschüchtern könne.

Berichten zufolge soll sich Wenediktow diesbezüglich an die Polizei gerichtet haben. In einem Interview mit der Nachrichtenagentur RIA Nowosti bestätigte er, dass er bei der Polizei eine Anzeige wegen Bedrohung gegen ihn erstattet habe.

Am Freitag tauchte im Internet ein Video auf, das den Mann während seiner Aktion mit dem Schweinskopf zeigen soll. Dabei trägt dieser die Arbeitskleidung des Bestelldienstes Delivery Club. Der Pressedienst der Firma erklärte dazu, dass der Mann in dem Video nicht mit dem Unternehmen in Verbindung stehe. Außerdem sei in dem Video zu erkennen, dass der Täter ein altes Modell des Lieferrucksacks der Firma trage. Das Model sei seit mehr als zwei Jahren nicht mehr an Mitarbeiter ausgegeben worden.

Echo Moskwy war auf Anweisung der Staatsanwaltschaft wegen Verbreitung falscher Informationen über die Handlungen russischer Streitkräfte in der Ukraine gesperrt worden.

Mehr zum Thema - Umfrage: 25 Prozent der Russen hamstern