Verzicht auf Osterweiterung: Russland übermittelt Entwürfe für Sicherheitsverträge mit USA und NATO

Russland hat der NATO vorgeschlagen, sich zu verpflichten, die Ukraine und andere Länder nicht in das Bündnis aufzunehmen und keine militärischen Aktionen auf ukrainischem Gebiet durchzuführen. Zeitgleich schlug Moskau den USA auch vor, eine Garantie abzugeben, dass die ehemaligen Sowjetstaaten nicht der NATO beitreten werden.

Russland hat den USA einen Vertragsentwurf über Sicherheitsgarantien unterbreitet und der NATO ein Abkommen über Sicherheitsmaßnahmen zwischen Russland und den NATO-Ländern übergeben. Dies teilte das russische Außenministerium am Freitag mit. Die Dokumente wurden bereits am 15. Dezember unter anderem der US-Unterstaatssekretärin Karen Donfried übergeben.

Moskaus Angebot an Washington

In dem Vertragsentwurf mit den USA schlug Russland im einleitenden Teil vor, den Grundsatz jeglicher Vermeidung der Entfesselung eines Atomkrieges zu verankern. Das Dokument umfasst insgesamt acht Artikel.

Russlands Angebot an die NATO

Moskau hat außerdem und zeitgleich dem NATO-Bündnis eine Vereinbarung vorgeschlagen, die eine Rückkehr zum NATO-Russland-Rat, die Wiederherstellung von Kommunikationskanälen und die Abkehr von der gegenseitigen Betrachtung als Gegner vorsieht. In neun Artikeln des Dokuments hält Russland unter anderem folgende Vorschläge für unerlässlich:

Präsident Wladimir Putin hatte am 18. November auf einer Sitzung des Außenministeriums den Wunsch Russlands nach Sicherheitsgarantien bekundet. Gleichzeitig beauftragte er die diplomatische Abteilung mit der Ausarbeitung russischer Vorschläge. Putin erklärte:

"Es muss die Frage aufgeworfen werden, ob Russland ernsthafte langfristige Garantien erhalten sollte, um unsere Sicherheit in dieser Richtung zu gewährleisten, denn Russland kann nicht einfach so existieren und ständig darüber nachdenken, was morgen dort geschehen könnte."

In der Videokonferenz mit dem US-Präsidenten Joe Biden am 7. Dezember erörterte Putin das Thema der Sicherheitsgarantien. Nach Angaben des Pressedienstes des Kremls erklärte der russische Präsident seinem US-amerikanischen Amtskollegen, dass Russland an verlässlichen Garantien interessiert sei, die eine Osterweiterung der NATO ausschließen. Alle Vorschläge entsprechen dem, was das Außenministerium daraufhin bereits am 10. Dezember in einer Erklärung veröffentlichte.

Welche Reaktion erwartet Moskau von der NATO und den USA

Der stellvertretende russische Außenminister Sergei Rjabkow kommentierte den Entwurf der russischen Dokumente bei einem Briefing am Freitag. Er wird über diese Themen verhandeln. Ihm zufolge sollten die Vorschläge als Grundlage und Plattform dienen, zumal die russischen Entwürfe bereits alle notwendigen Verweise auf die früheren Dokumente sowie eine Übersetzung ins Englische enthalten. Die russischen Vertreter seien bereit, sofort und überall Gespräche aufzunehmen. Als möglichen Verhandlungsort nannte Rjabkow Genf.

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Die NATO und die USA hatten sich zuvor mehr als einmal zur Nichtausweitung des Bündnisses geäußert. Am Vorabend der russischen Vorschläge bekräftigte der NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg, dass die Ukraine ein souveränes Land sei, das seine Zukunft selbst bestimmen müsse. Die Entscheidung über den Beitritt der Ukraine zur NATO werde nur von Kiew selbst und den 30 Mitgliedern des Nordatlantischen Bündnisses getroffen. Stoltenberg sagte wörtlich:

"Wir werden keine Kompromisse eingehen, wenn es um das Recht der Ukraine geht, ihren eigenen Weg zu wählen."

Rjabkow zufolge können die russischen Forderungen jedoch nicht als unannehmbar betrachtet werden. Der stellvertretende Außenminister Russlands sagte:

"Ich denke, die Situation in Europa und Eurasien in jüngster Zeit unterscheidet sich so radikal von allem, was vorher war, dass keine Schablonen, keine Standards aus der damaligen, alten Erfahrung hier anwendbar sind."

Er warnte zugleich, dass die bilateralen Abkommen zur Verhinderung von Zwischenfällen verbessert werden müssten, falls die russischen Vorschläge nicht angenommen würden. Rjabkow befürchtet jedoch, dass auch solche Maßnahmen ohne Annahme der russischen Vorschläge die Situation nicht retten werden.

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