Russland

Tragflächenboote: Technologie aus der Sowjetunion feiert Comeback

Auf den Flüssen in Russland verkehrten einst Tragflächenboote. Seit 1957 wurden sie entwickelt und gebaut. Das erste Modell gab allen folgenden einen liebevollen Beinamen - die Raketa. Noch heute fahren einzelne Boote sowjetischer Bauart. Seit 2013 werden wieder neue Modelle entwickelt. Das modernste ist ein Meteor 120R aus diesem Jahr.
Tragflächenboote: Technologie aus der Sowjetunion feiert ComebackQuelle: Sputnik © Sputnik/ Alexej Malgawko

Im März dieses Jahres wurde bei Nischni Nowgorod ein Boot der Reihe Meteor 120R zu Wasser gelassen. Das Tragflächenboot verfügt über Kapazitäten für 120 Passagiere und kann eine Strecke von bis zu 600 Kilometern zurücklegen. Die Fahrten folgen dem Lauf der Wolga und der Oka. 

In der gleichen Region wurde im August 1957 das erste Tragflächenboot gebaut, erprobt und in Serie produziert. Die Raketa erlangte eine so hohe Beliebtheit, dass auch die folgenden Modelle diesen Namen erhielten, wie Russia Beyond in einem illustrierten Beitrag in Erinnerung ruft. 

Auf ihrer Jungfernfahrt legte die Raketa die 420 Kilometer zwischen Nischni Nowgorod (damals Gorki) und Kasan in sieben Stunden zurück. Das war und ist für ein ziviles Wasserfahrzeug eine sehr hohe Geschwindigkeit. Ermöglicht wurde dies durch Tragflächen, die knapp unter der Wasseroberfläche für eine hohe Stabilität sorgen. Zudem halten sie den Widerstand gering. Fahren die Boote besonders schnell, so ragen die Tragflächen zu einem Teil aus dem Wasser heraus.

Die Raketa war 27 Meter lang und nahm bis zu 64 Personen auf. Insgesamt wurden 300 Boote dieser Serie gebaut. Die nächste Serie trug den Namen Meteor. Der Schiffsbauingenieur Rostislav Alexejew und seine Kollegen konstruierten auch diese Serie. Diese Boote konnten 120 Passagiere mit einer Höchstgeschwindigkeit von 77 Kilometer pro Stunde befördern. Mehrere der insgesamt 400 Meteor-Boote wurden nach Deutschland, Ägypten und Griechenland exportiert.

Die wichtigste Idee von Ingenieur Alexejew war wohl der Einsatz von Gasturbinenmotoren in den Booten. Diese wurden und werden für Flugzeuge genutzt. Gewöhnliche Boote fahren mit Dieselmotoren. Die meisten Tragflächenmodelle hatten Propeller, manche Wasserdüsen an deren Stelle. Düsen hatte beispielsweise die Burevestnik (Sturmvogel), die bis zu 95 Kilometer pro Stunde erreichte.

Im Jahr 1961 wurden zwei Tragflächenboote für den Einsatz auf hoher See gebaut. Sie trugen den Namen Strela (Pfeil). Die beiden Boote wurden im Schwarzen Meer bei einem Wellengang von bis zu zwei Metern eingesetzt. Auch sie erreichten eine Geschwindigkeit von 70 Kilometer pro Stunde. In den folgenden Jahren konstruierten und bauten die Schiffsingenieure weitere einzelne Boote, die über die Meere fuhren. Mit einigen unternahm die sowjetische Flotte militärische Versuche. So etwa in den 1970-er Jahren, als ein einzelnes Schiff mit dem Codenamen 1240 Uragan gebaut wurde. Es hatte eine Länge von 56 Metern und ein Gewicht von 342 Tonnen. 34 Mann gehörten zur Besatzung. Das Schiff konnte Raketen tragen – ob es sie auch einsetzen konnte, geht aus dem Zeitungsbericht nicht hervor. Bis 1990 wurde es zum Schutz der Krim genutzt.

In den folgenden Jahrzehnten wurden einige der alten Boote auf den Flüssen in Sibirien und im Norden des europäischen Teils Russlands weiterhin eingesetzt. Gebaut wurden nach 1991 zunächst keine Tragflächenboote. Bis im Jahr 2013 der Bau der ersten Kometa 120M erfolgte. Sie kann 120 Passagiere in einer Geschwindigkeit von 65 Kilometer pro Stunde befördern. Weitere Boote dieses Modells folgten.

Im Jahr 2017 wurde die Waldai 45R vom Stapel gelassen. Sie wird von zwei Mann Besatzung vornehmlich in nördlichen Gebieten gefahren, wo es an Landwegen mangelt. Sie ist nur 21 Meter lang. Heute fahren mehrere Boote dieses Modells auf Ob, Irtysch und auf der Wolga.

Im Projektstadium befindet sich ein doppelstöckiges Tragflächenboot mit dem Namen Zyklon 250M. Es verfügt über einen Gasturbinenmotor und ein ungewöhnliches System von kleinen Tragflächen. Dank dieser Konstruktion kann es eine Geschwindigkeit von bis zu 101 Kilometer pro Stunde erreichen. Das Schiff ist 46 Meter lang und hat eine maximale Kapazität von 300 Passagieren - mehr als jedes andere russische oder sowjetische Tragflächenschiff.

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