Russland

Chip im Gehirn? Russische Behörde dementiert Berichte über Implantat-Projekt

Die russische Zeitung Kommersant hat über ein Regierungsprojekt zum Chippen des Gehirns berichtet. Dies sorgte für Verwirrung in den russischen Medien. Nun dementiert das Bildungsministerium diese Berichte und betont, das Projekt sei für unangemessen befunden worden.
Chip im Gehirn? Russische Behörde dementiert Berichte über Implantat-ProjektQuelle: Gettyimages.ru © The Washington Post

Das russische Bildungsministerium hat einen Medienbericht der Zeitung Kommersant bestritten, dem zufolge eine Elitegruppe russischer Wissenschaftler an modernster Technologie arbeite, die sich direkt in das menschliche Gehirn eingekoppelt werde und ermögliche, Computer mit der Kraft des Geistes zu steuern. Die entsprechende Entscheidung soll bereits Ende 2020 getroffen worden sein. Das russische Bildungsministerium erklärte:

"Dieses Programm wird nicht finanziert."

Zuvor hatte Kommersant unter Berufung auf eine dem Ministerium nahestehende Quelle berichtet, dass Russland eine Initiative "Gehirn, Gesundheit, Intelligenz, Innovation" für 2021 bis 2029 entwickele. Dem Kommersant-Bericht zufolge ist die Initiative mit dem Titel "Gehirn, Gesundheit, Intelligenz, Innovation für 2021–2029" mit rund 600.000 Euro dotiert und zielt darauf ab, mithilfe eines Chips im Gehirn Technik zu steuern. Die Geldmittel dafür werden aus den Budgets der nationalen Projekte "Wissenschaft", "Demografie", "Gesundheit", "Arbeitsproduktivität und Beschäftigungsförderung" und "Digitale Wirtschaft" bereitgestellt. Zudem heißt es in dem Bericht, dass das Dokument von der Russischen Akademie der Wissenschaften gemeinsam mit der Moskauer Staatlichen Universität entwickelt und angeblich von Präsident Wladimir Putin genehmigt worden sei. 

Im Gespräch mit dem Nachrichtenportal Lenta.ru erläuterte Alexander Kaplan, Psychophysiologe und Leiter des Labors für Neurophysiologie und Gehirn-Computer-Schnittstellen an der Biologischen Fakultät der Moskauer Staatlichen Lomonossow-Universität, dass das Ziel solcher Programme in erster Linie darin bestehe, die fundamentale Gehirnforschung zu fördern.

"Die Neuroforschung boomt jetzt weltweit. In Ländern wie den USA, China und Japan werden dafür riesengroße Mittel ausgegeben."

Ihm zufolge ist Russland in diesem Bereich etwas zurückgeblieben. Dabei handele es sich um eine umfassende interdisziplinäre Forschung, die die wissenschaftliche Entwicklung in gleich mehreren Fächern wie Genetik, Neurophysiologie, Biologie und Medizin fördere.

"Wir haben jetzt eine Situation, in der Menschen zwar länger leben, ihr Gehirn aber immer öfter versagt. Es kommt oft zu Schlaganfällen. Es gibt viele Patienten mit Rückenmarktraumata."

Vor diesem Hintergrund entstehe das Bedürfnis, Gehirn-Computer-Schnittstellen (BCI) zu entwickeln, erklärte Kaplan. Der Psychophysiologe schloss gleichzeitig aus, dass Chips massenhaft gesunden Menschen implantiert werden. In Frage kämen nur Patienten, die völlig gelähmt seien oder ihr Sprechvermögen eingebüßt hätten. Außerdem handele es sich bei den BCI nicht nur um Chips. Hierzu zähle man zum Beispiel auch Sensoren zur Messung der Gehirnaktivität. Damit könnte man in Zukunft zum Beispiel Laptops und Smartphones steuern.

Swjatoslaw Medwedew, Direktor des Instituts des Menschlichen Gehirns bei der Russischen Akademie der Wissenschaften, äußerte sich im Gespräch mit Lenta.ru dagegen skeptisch.

"Grundsätzlich ist das möglich. Eine andere Frage ist, wie vorteilhaft das in der Tat ist. Ich glaube nicht, dass es einen praktischen Vorteil gibt."

Der Forscher wies außerdem darauf hin, dass es in diesem Bereich noch äußerst viele ungelöste Probleme gibt. Es sei daher in absehbarer Zeit kaum möglich, ein funktionsfähiges Gehirn-Chip-System zu entwickeln.

Mehr zum Thema - "Unsere biodigitale Zukunft": Kanadische Regierung auf den Spuren des Weltwirtschaftsforums

Durch die Sperrung von RT zielt die EU darauf ab, eine kritische, nicht prowestliche Informationsquelle zum Schweigen zu bringen. Und dies nicht nur hinsichtlich des Ukraine-Kriegs. Der Zugang zu unserer Website wurde erschwert, mehrere Soziale Medien haben unsere Accounts blockiert. Es liegt nun an uns allen, ob in Deutschland und der EU auch weiterhin ein Journalismus jenseits der Mainstream-Narrative betrieben werden kann. Wenn Euch unsere Artikel gefallen, teilt sie gern überall, wo Ihr aktiv seid. Das ist möglich, denn die EU hat weder unsere Arbeit noch das Lesen und Teilen unserer Artikel verboten. Anmerkung: Allerdings hat Österreich mit der Änderung des "Audiovisuellen Mediendienst-Gesetzes" am 13. April diesbezüglich eine Änderung eingeführt, die möglicherweise auch Privatpersonen betrifft. Deswegen bitten wir Euch bis zur Klärung des Sachverhalts, in Österreich unsere Beiträge vorerst nicht in den Sozialen Medien zu teilen.