Der russische Oppositionsaktivist Alexei Nawalny hat sich nach seinem Hungerstreik "mehr oder weniger" erholt. Nun hat er die Möglichkeit, mit seiner Familie zu kommunizieren, sagte der Leiter des russischen Föderalen Strafvollzugsdienstes am Donnerstag.
Nawalny verbüßt derzeit eine zweieinhalbjährige Gefängnisstrafe für die Verletzung von Bewährungsauflagen. Nawalny selbst bezeichnet die Strafe als willkürlich.
"Ich kann sagen, dass er seine Gesundheit mehr oder weniger wiedererlangt hat", zitierte die Nachrichtenagentur TASS Alexander Kalaschnikow, den Leiter des Föderalen Strafvollzugsdienstes. "Er wiegt bereits 82 Kilogramm. Er isst normal und hat die Möglichkeit, mit seiner Familie zu kommunizieren."
Der 44-jährige Aktivist und Blogger hatte Ende März einen Hungerstreik ausgerufen. Er forderte eine bessere medizinische Versorgung im Gefängnis, nachdem er über akute Schmerzen in Beinen und im Rücken geklagt hatte.
Sein sich verschlechternder Gesundheitszustand veranlasste seine Anhänger dazu, auf die Straße zu gehen, um eine angemessene Versorgung zu fordern. Aber die Beteiligung an diesen Kundgebungen war bescheidener als erwartet.
Nawalny hatte im vergangenen Jahr eine Vergiftung erlebt, die nach Angaben deutscher Ärzte durch ein Nervengift hervorgerufen worden war. Er brach seinen Hungerstreik im vergangenen Monat ab, nachdem er eine bessere medizinische Versorgung erhalten hatte. Iwan Schdanow, einer der engsten Vertrauten Nawalnys, sagte am Donnerstag, dass sein Gesundheitszustand im Allgemeinen zufriedenstellend sei. Zudem will Nawalny vor Gericht ziehen, um gegen die Haftbedingungen zu klagen. Ein Moskauer Gericht gab den 22. Juni als Prozesstag an. Nawalny will gegen seine Einstufung als Fluchtgefährdeter vorgehen. Die Bedingungen seien für ihn besonders streng.
Die Organisation Amnesty International hatte Nawalny erst seinen Status als gewaltlosen politischen Gefangenen aberkannt, dann unter öffentlichem Druck wieder zuerkannt. In der Vergangenheit hatte sich Nawalny nationalistisch, extremistisch und ausländerfeindlich geäußert.
Russland hat in den letzten Wochen Nawalnys Anti-Korruptions-Stiftung und regionale Kampagnengruppen als extremistisch eingestuft. Damit sind Angehörige dieser Organisationen von Abgeordnetenwahlen für die Duma ausgeschlossen.
Nawalnys Verbündete sagen, die Extremismusvorwürfe seien ein Versuch, ihre politische Opposition gegen die regierende Partei "Einiges Russland" vor einer Parlamentswahl im September zu behindern.
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(rt de/reuters)