Russlands Erdgasvorräte werden laut dem russischen Minister für natürliche Ressourcen und Ökologie Alexander Koslow für noch mindestens 100 Jahre ausreichen. In einem Interview mit der Wirtschaftszeitung RBK sagte der Minister:
"Die Vorräte aller Erdölreserven bei der gegenwärtigen Förderrate betragen 59 Jahre, bei Erdgas sind es 103 Jahre."
Dies ist eine optimistischere Zahl als jene, die Koslows Vorgänger Sergei Donskoi in einem Interview im Jahr 2017 verkündet hatte. Damals schätzte er, dass die Ölreserven bestenfalls für 57 Jahre reichen würden. Darüber hinaus wies Donskoi darauf hin, dass sich diese Schätzung auf Vorkommen bezieht, die "theoretisch" gefördert werden könnten. Das Vorkommen reiche eher für 28 Jahre, wenn man die nachgewiesenen Reserven betrachte, bei denen die genauen Standorte und Mittel zur Förderung bekannt seien, so der Politiker damals.
Hingegen betonte Koslow, die aktuelle Schätzung von 103 Jahren sei eine Gesamtbilanz und fügte hinzu, dass "es an einigen Stellen Ölvorkommen gibt, die erschöpft sind, während andere noch nicht voll ausgeschöpft sind". Er räumte ein, dass mehr geologische Untersuchungen durchgeführt werden müssen, um insbesondere in entlegeneren Gebieten ein genaueres Bild der Öl- und Gasvorkommen zu erhalten.
Einer dieser schwer zugänglichen Orte ist die russische Arktis, in der sich fast 25 Prozent der förderbaren Ölreserven und 72 Prozent der Erdgasvorkommen des Landes befinden. Da Experten voraussagen, dass die Öl- und Gasexporte aus der Region in den kommenden Jahren zunehmen wird, hat die russische Regierung neuerdings ihre Aufmerksamkeit auf die Nördliche Seeroute gerichtet, die durch die Arktis führt.
Koslow sprach in dem Interview von der Wichtigkeit der Entwicklung dieses Seewegs, von dem Russland hofft, dass er eines Tages den Suezkanal für den Transport von Kohlenwasserstoffen und Metallen aus dem eisigen Norden ersetzen wird.
Der Nördliche Seeweg, der auch als Nordostpassage bekannt ist, würde einen kürzeren Weg für russische und europäische Exporte nach Japan, Südkorea und China bieten als der ägyptische Suezkanal. Dieser geriet im März dieses Jahres in die Kritik, nachdem ein Containerschiff dort auf Grund gelaufen war und Milliardenverluste verursachte.
Russlands Energieminister Alexander Nowak lud im vergangenen Jahr Vertreter der BRICS-Mitgliedsstaaten Brasilien, Indien, China und Südafrika ein, sich an gemeinsamen Erkundungsprojekten in Russlands arktischer Region zu beteiligen. Er erklärte, dass "auf dem Territorium der arktischen Zone riesige Reserven an Kohlenwasserstoffen konzentriert sind, die auf Milliarden Tonnen Öl und zehn Billionen Kubikmeter Gas geschätzt werden". Nowak merkte an, dass die Nordostpassage, die im Vergleich zu anderen Routen kürzer ist, für Russland einen Wettbewerbsvorteil bei der Umsetzung von Öl- und Gasprojekten in der Arktis darstellt.
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