Laut den Ergebnissen der Befragung des in Moskau ansässigen Meinungsforschungsinstituts Lewada-Zentrum, die am Montag veröffentlicht wurden, unterstützen insgesamt 48 Prozent der Befragten die Entscheidung, dass der Oppositionspolitiker Alexei Nawalny zu einer Haftstrafe verurteilt wurde. Hingegen vertreten 29 Prozent einen gegenteiligen Standpunkt. Weitere 23 Prozent enthielten sich der Stimme.
Eine Analyse der Erhebung zeigt, dass das Vertrauen auf die Fairness des Urteils im Wesentlichen vom Alter und Wohnort der Befragten beeinflusst wird. So bilden die Über-55-Jährigen bzw. die Bewohner von kleinen und mittelgroßen Städten Russlands mit jeweils 60 und 52 Prozent die beiden größten Gruppen der Befürworter von Nawalnys Gefängnisstrafe. Junge Menschen bzw. die Bewohner der Großstädte äußerten sich dagegen mehrheitlich gegen den Gerichtsbeschluss. Bei diesen Bevölkerungsgruppen liegt die Zustimmungsrate bei jeweils 35 und 43 Prozent. In Moskau stimmten die Befragten mit 47 zu 35 Prozent vorwiegend für die Rechtmäßigkeit des Urteils.
Von denjenigen, die Nawalnys Schuldspruch ablehnten, wünschten sich allerdings nur 61 Prozent seine sofortige Freilassung aus dem Gefängnis, während 8 Prozent trotzdem für seinen Verbleib hinter Gittern plädierten. In Bezug auf die Informiertheit über den Fall Nawalny gaben 26 Prozent der Befragten an, den Gerichtsprozess aufmerksam verfolgt zu haben. Dabei gestanden 17 Prozent, nie etwas darüber gehört zu haben.
Eine wichtige Rolle bei der Verteilung der Stimmen spielten außerdem die Quellen, aus denen sich die befragten Menschen über den Fall Nawalny informierten, erklärte der Direktor des Lewada-Zentrums, Lew Gudkow. So unterschieden sich die Meinungen deutlich zwischen den Gruppen, die sich dabei auf das Fernsehen oder die sozialen Netzwerke verließen.
Am 2. Februar hat das Moskauer Stadtgericht Alexei Nawalnys zur Bewährung ausgesetzte Strafe im Fall "Yves Rocher" wegen mehrfacher Verstöße gegen die Bewährungsauflagen aufgehoben und sie durch eine Gefängnisstrafe von dreieinhalb Jahren ersetzt. Unter Anrechnung der Zeit, die Nawalny unter Hausarrest verbracht hat, muss der Oppositionspolitiker zwei Jahre und acht Monate in einer Strafkolonie verbringen. Am 20. Februar lehnte das Gericht Nawalnys Berufung ab, verkürzte die Haftdauer jedoch um eineinhalb Monate. Der Richterspruch sorgte im Westen für massive Kritik und hatte eine weitere Runde von Wirtschaftssanktionen gegen die russische Regierung zur Folge.
Vergangene Woche trat Nawalny aus Protest gegen seine Haftbedingungen in einen Hungerstreik. Der Oppositionelle erklärte, dass ihm eine angemessene medizinische Versorgung verweigert und er durch Schlafentzug gequält würde. Der russische Strafvollzug wies die Vorwürfe entschieden zurück.
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