Triebtäter aus Skopin kommt nach 17 Jahren Haft frei: Russland diskutiert über Strafe für Pädophile

Der "Triebtäter aus Skopin" ist wieder auf freiem Fuß. Die Rückkehr des 70-jährigen Wiktor Mochow nach fast 17 Jahren Gefängnis hat diese Woche nicht nur die Menschen in seiner Heimatstadt beschäftigt. In der Öffentlichkeit wird erneut über das Strafmaß für Pädophile diskutiert.

In dieser Woche hat sich die Öffentlichkeit in Russland wieder mit Wiktor Mochow beschäftigt. Der auch als "Triebtäter aus Skopin" bekannte 70-Jährige verließ am 3. März das Gefängnis, in dem er knapp 17 Jahre lang wegen sexuellen Missbrauchs und jahrelanger Freiheitsberaubung von zwei Mädchen eingesessen hatte. Nach der Freilassung begab sich der Mann in seine Heimatstadt Skopin im Gebiet Rjasan und quartierte sich dort wieder in seinem Haus ein.

Am 30. September 2000 hatte Mochow zwei Minderjährige entführt. Nach einem Diskobesuch stiegen die damals 14-jährige Jekaterina und 17-jährige Jelena in sein Auto ein. Statt sie nach Hause zu fahren, brachte der Täter sie zu seinem eigenen Haus und sperrte sie in einem gut getarnten Keller unter der Garage auf seinem Grundstück ein. Der Mann vergewaltigte seine Opfer regelmäßig. Jelena wurde bald schwanger. Der Triebtäter weigerte sich aber, sie ärztlich untersuchen zu lassen, und ließ die Schülerinnen stattdessen ein Lehrbuch für Geburtshilfe studieren. Jekaterina musste bei der Entbindung die Rolle der Hebamme übernehmen. Die Mädchen hängten ihr Herz an das Baby, Mochow nahm ihnen jedoch vier Monate später den Jungen weg und ließ ihn im Eingang eines Mehrfamilienhauses liegen. Glücklicherweise wurde das Baby schnell entdeckt und später adoptiert. Während der Gefangenschaft wurde Jelena insgesamt dreimal schwanger. Der Triebtäter wurde das zweite Neugeborene auf dieselbe Art und Weise los. Das dritte Baby kam nach der Befreiung der Mädchen tot zur Welt.

Obwohl die Eltern von Jekaterina noch am Tag der Entführung die Polizei alarmiert und ihre Tochter als vermisst gemeldet hatten, schafften es die Ermittler nicht, den Fall sofort aufzuklären. Die Opfer kamen nur durch einen Zufall wieder frei. Ende April 2004 teilte der Pädophile den Mädchen mit, sie würden demnächst eine Nachbarin bekommen. Er wollte eine Krankenschwesterschülerin entführen, die ein Zimmer in seinem Haus mietete. Mochow wollte sie mit K.-o.-Tropfen betäuben und plante zu diesem Zweck ein Abendessen, bei dem Jekaterina die Nichte des Täters spielen und das potenzielle Opfer ablenken sollte. Die Krankenschwesterschülerin war aber nicht zum Feiern aufgelegt und weigerte sich, mit Mochow Wein zu trinken. Jekaterina nutzte die Gelegenheit und ließ im Zimmer einen im Voraus geschriebenen Zettel liegen. Der Plan ging auf. Fünf Tage später, am 4. Mai 2004, wurden die Mädchen aus dem geheimen Keller von der Polizei befreit.

Ein Gericht verurteilte Mochow im August 2005 zu 17 Jahren Gefängnis. Im Juli 2012 wurde das Urteil jedoch auf 16 Jahre und zehn Monate Haft reduziert. Im September 2020 forderte die Leitung der Strafanstalt, in der der Triebtäter einsaß, die Behörden auf, den nun 70-Jährigen unter polizeiliche Aufsicht zu stellen. Ein Gericht entschied dann, Mochow dürfe in den kommenden sechs Jahren nach der Befreiung weder Massenveranstaltungen besuchen, noch nachts alleine spazieren gehen oder seinen Wohnbezirk ohne Genehmigung verlassen. Außerdem solle er sich zweimal im Monat bei der Polizei melden.

Kurz vor Mochows Entlassung aus dem Gefängnis sagte sein Opfer Jekaterina in einem Gespräch mit der Zeitung Moskowski Komsomolez:  

"Ich habe eigentlich keine Angst, aber es kommt mir sonderbar vor, dass mein Quäler, der mir 3,5 Jahre Normalleben geraubt hat, bald wieder freikommen und ein normales Leben haben wird."

Sie teilte mit, sie sei verheiratet und habe zwei Kinder. In einem Kommentar für die Videonachrichtenagentur Ruptly sagte sie, sie empfinde keinen Hass auf Mochow, nur Ekel, und meinte, dass solche Menschen nie wieder freikommen sollten. Ihr zufolge könnte Mochow erneut ein Verbrechen begehen.

Auch die Einwohner von Skopin zeigten sich besorgt. In den russischen Medien wurden wieder Stimmen laut, das Strafmaß für Pädophile zu verschärfen. Die Diskussion wurde darüber hinaus durch ein Gerücht angeheizt, ein Fernsehsender habe Mochow zu einer Talkshow eingeladen. Führende TV-Sender dementierten jedoch später diese Meldung.

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