Amoklauf in russischer Kaserne: Schütze zu knapp 25 Jahren Straflager verurteilt

Ein Militärgericht in Sibirien hat den russischen Soldaten Ramil Schamsutdinow wegen mehrfachen Mordes zu 24 Jahren und sechs Monaten Gefängnis verurteilt. Bei dem Vorfall im Jahr 2019 hatte der 22-Jährige acht seine Kameraden getötet und zwei weitere verwundet.

Die Tragödie spielte sich am 25. Oktober 2019 in einer Kaserne der Siedlung Gorny in der russischen Region Transbaikalien ab. Während eines Wachwechsels eröffnete Schamsutdinow plötzlich das Feuer auf seine Dienstgenossen und erschoss dabei acht von ihnen sowie verletzte zwei weitere Menschen schwer. Im Laufe der Ermittlung gestand der junge Mann seine Tat ein, rechtfertigte sie aber damit, von den anderen Wehrdienstleistenden regelmäßig schikaniert und psychischer Gewalt ausgesetzt worden zu sein, wie die Nachrichtenagentur RIA Nowostiberichtete. Der Vorfall sei somit auf einen Nervenzusammenbruch zurückzuführen, hieß es aus Ermittlerkreisen. 

Ein psychologisch-psychiatrisches Gutachten wies keine geistigen Störungen bei dem Amokläufer auf. Im März 2020 sprach ein Militärgericht der Stadt Tschita im Südosten Sibiriens seinen überlebenden Kameraden Rustam Muchatow der Misshandlung von Schamsutdinow schuldig und verurteilte ihn zu zwei Jahren Haft auf Bewährung sowie zu einer Geldstrafe. Zuvor hatte Muchatow eingeräumt, andere Soldaten der Kaserne zu mehrstündigen Körperübungen gezwungen und sie geschlagen zu haben. Schamsutdinows Verteidigung beharrte darauf, dass die Demütigungen ihres Mandanten durch andere Soldaten sich nicht nur darauf beschränkt hätten, sondern dass Schamsutdinow auch verprügelt, des Schlafes beraubt und Geld erpresst worden sei.

Im Dezember wurde Schamsutdinow durch einen Wahrspruch der Geschworenen wegen des Massenmordes sowie versuchten Mordes für schuldig befunden, das Gericht akzeptierte jedoch, dass er Nachsicht verdiene. Am Donnerstag verhängte das Militärgericht in Tschita eine Haftstrafe von 24,5 Jahren gegen den 22-Jährigen. Die Staatsanwaltschaft hatte zuvor eine maximale Strafe von 25 Jahren Straflager beantragt. Außerdem muss er den Geschädigten und Angehörigen der Opfer eine Entschädigung in Höhe von insgesamt knapp zehn Millionen Rubel (rund 110.000 Euro) zahlen. Die Rechtsanwälte der Hinterbliebenen kündigten bereits an, gegen das Urteil in Berufung zu gehen.

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