Die milde, aber so "extrem gefährliche" südafrikanische COVID-19-Variante

Rainer Rupp

Während hierzulande in Medien und Politik geradezu gierig auf die neueste Nachricht aus Südafrika vom gar "schröcklichsten" Coronavirus aller Zeiten aufgesprungen wurde, ging die vor-Ort-Einschätzung der neuen Omikron–Variante des Coronavirus durch südafrikanische Ärzte im allgemeinen Tenor unter. Sie schätzen sie nämlich als mild oder gar als "extrem mild" ein.

von Rainer Rupp

Interessanterweise teilt und verbreitet Goldman Sachs – einer der weltführenden Finanzkonzerne – eine Entwarnung aus Südafrika. In einer Meldung an Privatkunden in der Nacht von Sonntag auf Montag geht Goldman Sachs davon aus, dass "es unwahrscheinlich ist, dass diese Mutation bösartiger ist (als die Delta-Variante) und die existierenden Impfstoffe werden höchstwahrscheinlich weiterhin effektiv sein!" Es gebe also keinen Grund, deswegen das Aktienportfolio zu ändern, so die Bank.

Womöglich geht das Geldhaus davon aus, dass der Höhepunkt der Profite im Corona-Impfgeschäftsmodell bereits überschritten ist. Damit könnte die Bank sogar Recht haben, weil erstens in den meisten "Demokratien" des neo-liberalen Westens die Menschen sich mit immer gewaltigeren Demonstrationen gegen die COVID-19-Maßnahmen der Regierungen wehren, und zweitens, weil Afrika und viele andere Länder der Dritten Welt bisher von Corona weitgehend verschont geblieben sind und dafür wahrscheinlich eine erhöhte natürliche Immunität verantwortlich ist. Letzteres steht dem COVID-19-Mantra der Big-Pharma-Lobby diametral entgegen, wonach nur die Impfung Schutz gegen COVID-19 bietet.

Allerdings stimmt die Behauptung der Bank, dass die existierenden mRNA-Impfstoffe höchstwahrscheinlich auch gegen die Omikron-Variante wirksam sein werden, gerade nicht. Denn die ersten vier mit Omikron infizierten Menschen waren Berichten zufolge alle doppelt geimpft. Und die Hälfte der Infizierten in Südafrika sei zumindest einmal geimpft. Damit ist die Effizienz der aktuellen mRNA-Impfstoffe gegen Omikron genau so schlecht wie gegen die aus Wuhan eingeschleppte Alpha-Variante. Denn sowohl in Europa als auch in den USA infizieren sich aktuell immer mehr doppelt und sogar dreifach geimpfte Menschen. Viele erkranken, etliche kommen ins Krankenhaus und andere sterben sogar.

In Großbritannien, wo im Unterschied zu Deutschland die Zahlen der COVID-19-Toten unterteilt werden in Ungeimpfte sowie einmal und zweimal Geimpfte, ist in jüngster Zeit vor allem die Zahl der zweimal geimpften COVID-19-Toten rapide angewachsen.

Aber zurück nach Südafrika und was man dort vor Ort über Omikron sagt: Dr. Angelique Coetzee ist die Vorsitzende der Südafrikanischen Medizinischen Verbandes (South African Medical Association), und sie bezeichnete die neue COVID-19-Variante oder die mit Omikron verbundenen Symptome zum aktuellen Zeitpunkt als "so mild und ganz anders" als die COVID-19-Krankheitsfälle, die sie in den letzten Monaten behandelt hatte.

Dr. Coetzee, die zuerst entdeckte, dass es sich um eine neue COVID-19-Variante handelte, sagte der britischen Tageszeitung The Telegraphe, dass eine Reihe anscheinend gesunder junger Männer in ihrer Klinik aufgetaucht waren und sich "so müde fühlten". Etwa die Hälfte sei ungeimpft gewesen. Die meisten Patienten, die in ihre Klinik kamen und positiv auf diese neue Variante COVID-19 getestet wurden, fühlten sich müde. Andere Symptome waren Muskelkater und ein leichter Husten.

"Es gibt keine prominenten Symptome. Von den Infizierten werden einige derzeit zu Hause behandelt", fügte Coetzee in einem Interview mit Sputnik  hinzu. "Was wir klinisch in Südafrika sehen – und denken Sie daran, ich bin im Epizentrum und praktiziere dort – ist extrem mild", sagte sie am vergangenen Sonntag auf BBC in der "Andrew Marr Show".

Noch bemerkenswerter war jedoch, als sie sagte: "Wir haben mit der neuen Variante noch niemanden ins Krankenhaus eingeliefert. Ich habe mit anderen Kollegen von mir gesprochen, überall das gleiche Bild." Auf die Frage, ob die Behörden auf der ganzen Welt unnötig in Panik geraten seien, sagte Coetzee: "Ja, in diesem Stadium würde ich das definitiv so sagen. Aber wer weiß, in zwei Wochen werden wir vielleicht etwas anderes sagen."

Vorerst teilt auch Dr. Barry Schoub, Regierungsberater und Vorsitzender des südafrikanischen "Ministeriellen Beraterausschusses für Impfangelegenheiten" die Einschätzung von Dr. Coetzee. Gegenüber dem britischen TV-Sender Sky News sagte er am vergangenen Sonntag, dass die neue COVID-19-Variante, die zuerst in Südafrika identifiziert wurde, dort bis dato insgesamt 3.220 Menschen infiziert hätte. Obwohl diese Omikron-Variante sich sehr schnell ausbreite, habe sich das nicht wirklich in einem Anstieg der Krankenhausaufenthalte niedergeschlagen. Wörtlich sagte er: "Die Fälle, die bisher aufgetreten sind, waren alle leichte Fälle, leichte bis mittelschwere Fälle, und das ist ein gutes Zeichen." Allerdings warnte auch er, dass es noch zu früh sei, um eine sichere Aussage zu machen.

Von besonderer Bedeutung war jedoch die Einlassung Dr. Schoubs, wonach die große Anzahl von Mutationen, die in der Omikron-Variante gefunden wurde, das Virus sehr instabil zu machen scheint. Das könnte Omikron weniger aggressiv als die derzeit noch dominante Delta-Variante machen.

Auch die auf den ersten Blick alarmierende Nachricht, dass Omikron laut ersten Einschätzungen von Experten viel ansteckender als die Delta Variante sei, könnte sogar ein unerwarteter Segen sein. Denn durch das erhöhte Übertragungstempo könnte die "extrem milde" Omikron-Variante schon bald das Infektionsgeschehen dominieren und die viel gefährlichere (und stabilere) Delta-Variante verdrängen. Mit diesen Einschätzungen stehen die beiden südafrikanischen Experten mit ihren Kenntnissen der Lage vor Ort diametral entgegen der Panikmache der Impf- und Lockdown-Propagandisten in unseren Mainstream-Medien.

Kaum war am letzten Freitag die Nachricht über diese neue COVID-19-Variante aus dem Süden Afrikas über die Nachrichtenticker gekommen, da wurde sie auch schon begierig von den professionellen Kassandra-Rufern aufgegriffen – nicht nur in der zu einem "guten" Teil von Big Pharma finanzierten Weltgesundheitsorganisation, sondern auch in der "Europäischen" Kommission in Brüssel und auch von Vertretern der neuen Ampel-Koalition in Berlin und deren Experten. Sie alle wollten die Gunst der Stunde nutzen, um mit dem Erscheinen der angeblich noch viel ansteckenderen und extrem gefährlichen Omikron-Variante der offiziellen, allerdings stark erlahmten mRNA-Impfkampagne neues Leben einzuhauchen.

Omikron "ist ein Weckruf", dass Menschen geimpft werden müssen, beeilte sich Bidens heftig umstrittener Top-Impfberater Anthony Fauci gegenüber NBC in "Meet the Press" zu erklären. Die Infektionen in den USA steigen bereits stark an, und ohne verstärkte Impfungen würden die Amerikaner mit dem Aufkommen der neuen Omikron-Variante "in einen trostlosen oder noch trostloseren Winter gehen". Und er gab damit ein anschauliches Beispiel für das, was Dr. Coetzee in Südafrika als "unnötige Panik" bezeichnet hatte. Aber es ist nicht nur Panikmache, sondern auch purer Aktionismus, denn derzeit spricht vieles dafür, dass die aktuellen mRNA-Impfstoffe bei Omikron auf Grund seiner Mutationen nicht wirken und erst ein neues, maßgeschneidertes mRNA-"Design" entwickelt werden müsste.

In Deutschland hat sich ein gewisser Ulrich Montgomery, einer der schlimmsten COVID-19-Untergangspropheten, sofort in Sachen Omikron zu Wort gemeldet. Als Vorsitzender des Weltärztebundes wird Montgomery von Deutschlands selbsternannten "Qualitätsmedien" gerne als der Top-Experte auch zu den politischen Corona-Fragen wie Impfzwang und Lockdown interviewt. Dabei glaubt der Ärzte-Funktionär mit seinem pompösem Gehabe seinen Mangel an Wissen und Gewissen überspielen zu können.

Zur Erinnerung: Montgomery ist derjenige, der die Gesellschaft spaltende Parole von der "Tyrannei der Ungeimpften" erfunden hat und unter dem Jubel der "Qualitätsmedien" mal einfach so aus dem Bauch heraus behauptet hat, dass in Deutschland "52 Millionen Geimpfte machen müssen, was 15 Millionen Ungeimpfte wollen". Damit dies nicht länger passiert, fordert Montgomery ein Wegsperren der Ungeimpften und eine Impfpflicht für alle.

Montgomerys Reaktion unmittelbar nach Bekanntwerden der Existenz einer neuen Corona-Variante im südlichen Afrika war typisch für den Ärztefunktionär. Anstatt einzuräumen, dass auch er noch nichts Genaues über diese neue Virusvariante weiß, entwickelt er in wilder Spekulation neue Horrorszenarien. So sagte er etwa am letzten Samstag gegenüber der Funke Mediengruppe: "Meine große Sorge ist, dass es zu einer Variante kommen könnte, die so infektiös ist wie Delta und so gefährlich wie Ebola." Das war eine Steilvorlage für die "Qualitätsmedien" wie z.B. das RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND), das deren Leser in Angst und Schrecken versetzte, indem es anschaulich ausmalte, wozu eine Ebola-ähnliche, hoch-ansteckende Corona-Variante aus Afrika fähig ist. Hier folgt auszugsweise die RND-Beschreibung unter dem Titel "Corona-Variante Omikron - Weltärztebundchef Montgomery warnt vor noch gefährlicheren Mutationen":

"Eine Ebola-Infektion führt meist zu hohem Fieber und inneren Blutungen und endet sehr oft tödlich. Ohne Medikamente sterben rund 50 Prozent der Kranken, wobei der Anteil je nach Virusart auch deutlich darunter oder darüber liegen kann. Der bislang folgenschwerste Ebola-Ausbruch war 2014/2015 in Westafrika, damals kamen mehr als 11.000 Menschen ums Leben."

Zum Schluss kommt dann noch ein Geschenk vom "RedaktionsNetzwerk Deutschland" für die Impf-Profiteure. Unter Berufung auf die Autorität des Vorsitzenden des Weltärztebundes heißt es, dass es nötig sein werde, "weltweit noch jahrelang Menschen zu impfen, um die Entstehung neuer Varianten zu verhindern".

RT DE bemüht sich um ein breites Meinungsspektrum. Gastbeiträge und Meinungsartikel müssen nicht die Sichtweise der Redaktion widerspiegeln.

Mehr zum Thema - WHO plädiert dafür, die Grenzen trotz neuer Corona-Variante offen zu halten

Information:

Sicherheit und Wirksamkeit der Corona-Impfstoffe sind umstrittene Themen. Zahlreiche Experten in Wissenschaft, Politik und Medien schätzen diese als sicher und effektiv ein, da sie das Risiko einer schweren COVID-19-Erkrankung weitgehend verhindern und die Vorteile einer Corona-Impfung die Risiken und Nebenwirkungen überwiegen. Langzeitnebenwirkungen der Impfungen sind generell nicht bekannt. Auch Risiken wie der ADE-Effekt (antibody-dependent enhancement, auf English: infektionsverstärkende Antikörper) wurden bisher bei weltweit Milliarden verabreichter Impfstoff-Dosen nicht beobachtet. Auch, dass Gensequenzen von beispielsweise mRNA-Vakzinen in die menschliche DNA eingebaut werden, gilt in Fachkreisen als ausgeschlossen. Stellungnahmen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und der bundesdeutschen Ständigen Impfkommission (STIKO) beim Robert Koch-Institut (RKI) lassen sich hier  und hier  nachlesen.