Wie die russische Flotte in Zukunft aussehen könnte
von Michail Chodarjonok
Normalerweise liegt der Planungshorizont im Schiffbau nicht unter 30 Jahren, da scheinen sich alle einig zu sein. Derzeit hat Russland ein Programm für die Entwicklung der Schiffbauindustrie bis 2050. Da es jedoch schon vor einiger Zeit formuliert und genehmigt wurde, lautet die Expertenmeinung, dass das Programm veraltet sei und angepasst werden muss.
In Bezug auf globale Trends streben moderne Schiffbauer bei Kriegsschiffen eine verbesserte Manövrierfähigkeit und Effizienz bei geringerem Hubraum an. Die heutigen Analysten sind sich einig, dass Flugzeugträger nur dann nützlich sind, wenn man nicht vorhat, eine Nation anzugreifen, die stärker als eine Bananenrepublik ist. In einem Seestreit zwischen gleichen Mächten würden Flugzeugträger als erstes ausgeschaltet, weil sie einfache Ziele für Lenkflugkörper sind. Es ist wirklich schwer vorstellbar, dass dieser Art von Schiffen, unter welchen Umständen auch immer, eine sichere Annäherung an russische Ufer gelingt.
Sowohl atomgetriebene U-Boote mit ballistischen Raketen als auch Angriffs-U-Boote werden jedoch auf absehbare Zeit im Flotten-Arsenal bleiben. Es ist noch nicht ganz klar, womit die dieselelektrischen U-Boote ersetzt werden, also das Projekt 636 und U-Boote derselben Klasse. Russland sieht in luftunabhängigen Antriebssystemen für dieselelektrische U-Boote nach wie vor eine Priorität, aber sie sind die am wenigsten wichtige Komponente für die Gesamteffizienz. Wenn – oder eher falls – wiederaufladbare Batterien entwickelt werden, die den Betrieb eines U-Bootes 15 Tage lang mit einer Geschwindigkeit von fünf Knoten betreiben können, wird ein luftunabhängiger Antrieb wahrscheinlich der Vergangenheit angehören. Akustisch müssen heutige U-Boote so leise – oder vielmehr so laut – sein wie der Ozean selbst. Das ist es, was die neue Generation von U-Booten erreichen muss: Im Wasser akustisch unsichtbar werden.
Zunächst hat jedes System und jede Komponente eines Schiffes einen Lebenszyklus, genau wie das Schiff selbst. Sobald sich das Schiff dem Ende seines Zyklus nähert, ist es eine gute Lösung, es einfach für ein Upgrade in die Werft zu schicken. Ein solcher Ansatz erscheint auf den ersten Blick durchaus sinnvoll und verspricht, viel wertvolle Mittel einzusparen. Metaphorisch bedeutet dies, ein neues Herz und eine neue Lunge in einen alten Körper (in diesem Fall einen alten Rumpf) zu verbauen. In Wirklichkeit steigen die prognostizierten Kosten jedoch exponentiell an, sobald man die Büchse der Pandora öffnet. Wer A sagt muss oft auch B sagen.
Daher ist ein neuer Ansatz angebracht: Wenn der Lebenszyklus vorbei ist, nicht wiederbeleben. Es wäre praktischer, ein altes Schiff zu demontieren und ein neues von Grund auf neu zu bauen. Aus diesem Grund ist das Gerede über die Aufrüstung des Schlachtkreuzers der Kirow-Klasse, Pjotr Weliki, nicht wirklich zielführend. Beginnen wir mit einer sehr einfachen Frage: Ob die russische Kriegsmarine überhaupt ein 28.000-Tonnen-Schiff benötigt oder nicht. Weltweit überschreiten heutzutage die meisten Hochseekriegsschiffe bei Volllast keine 14.000 Tonnen, was halb so viel ist.
Was die Handelsflotte betrifft, so tun sich da einige gute Aussichten auf, da sich immer mehr Binnenrouten entwickeln. Der einzigen Einschränkung, der man bei der Binnenhandelsflotte begegnen müsste, wäre die Größe der Schiffe. Um russische Flüsse zu befahren, dürfen sie 140 mal 16 Meter nicht überschreiten, somit müssten bestimmte Lademengen möglicherweise verkleinert werden. Die Bauzeit der Schiffe würde jedoch viel Geld und Ressourcen sparen. Definitiv die Art von Projekt, das wert ist, erkundet und umgesetzt zu werden.
In letzter Zeit wurde viel über den Einsatz von Nuklearantrieben in zivilen Schiffen diskutiert, nicht nur auf Eisbrechern, sondern auch auf verschiedene Typen von Schiffen: Containerschiffen, leichteren Lastkähnen, Roll-On / Roll-Off-Fähren, Tankern usw. Einerseits müssen Schiffe mit Atomantrieb mit den schwerwiegenden Einschränkungen umgehen, die von vielen Seehäfen auferlegt werden, weil die Atomkatastrophe von Fukushima die Menschen wirklich misstrauisch gegenüber der nuklearen Technologie gemacht hat.
Andererseits haben die Sowjetunion bzw. Russland und die Vereinigten Staaten – insbesondere die Westinghouse Electric Company LLC – bisher mehr Atom-U-Boote produziert als jedes andere Land der Welt. Russland verfügt über umfangreiche Erfahrung in der Herstellung, Wartung und Modernisierung von Nuklearantriebssystemen und ist in dieser Hinsicht anderen Nationen weit voraus. Diese Erfahrung ist marktfähig, und es lohnt sich, die Märkte dafür zu erkunden.
Russland hat auch ein schwimmendes Kernkraftwerk entwickelt – die Akademik Lomonossow. Die Atommeiler in Fukushima wurden bekanntlich durch ein Erdbeben zerstört und ein darauf folgender Tsunami verbreitete radioaktive Partikel, wodurch die Umwelt kontaminiert wurde. Im Vergleich dazu ist ein schwimmendes Kernkraftwerk viel weniger problematisch, da es bei Bedarf problemlos in einen sicheren Hafen verlegt werden kann – alles, was es dazu braucht, ist ein Schlepper.
In nur fünf bis sieben Jahren könnten wir einem Markt gegenüber stehen, der dringend eine Diversifizierung von Kernkraftanwendungen benötigt. Und Russland mit seinem einzigartigen Potenzial und seinen Ressourcen sollte hier die Gelegenheit beim Schopf packen.
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