SDI reloaded – Die Wiederkehr des "Krieg der Sterne"

Die Kündigung des INF-Vertrages reicht US-Präsident Donald Trump offensichtlich nicht. Bei der neuen Aufrüstungsinitiative darf der Weltraum auf keinen Fall ausgespart werden. Das hatten wir doch alles schon einmal!
SDI reloaded – Die Wiederkehr des "Krieg der Sterne"Quelle: www.globallookpress.com

von Leo Ensel

Erinnern Sie sich noch an SDI, den „Krieg der Sterne“? Das war in den Achtziger Jahren Präsident Reagans Lieblingskind, sein Versprechen eines „Neverending Project“ an die amerikanische Rüstungsindustrie. Es sollte durch Errichtung eines Raketenabwehrschilds im Weltraum den Vereinigten Staaten angeblich Unverwundbarkeit garantieren. Gesetzt der Fall, an den natürlich kein ernstzunehmender Fachmann glaubte, es hätte tatsächlich funktioniert, hätte SDI die sowjetische Zweitschlagkapazität neutralisiert und somit das ohnehin wackelige Gleichgewicht zwischen den USA und der Sowjetunion ausgehebelt. 

Kein Wunder, dass dieses Projekt von Seiten der UdSSR mit Argusaugen beobachtet wurde! Noch im Oktober 1986 scheiterte beim Gipfeltreffen von Reykjavik eine von Gorbatschow und Reagan überraschend schnell ausgehandelte Vereinbarung einer Halbierung des gesamten Atomwaffenarsenals an der sturen Weigerung Reagans, sein futuristisches „Star Wars“-Projekt aufzugeben oder wenigstens aufzuschieben. Erst nachdem Michail Gorbatschow der widerspenstigen NATO mit einem wahren Feuerwerk an Abrüstungsvorschlägen die weltweite Zerstörung aller landgestützten Kurz- und Mittelstreckenraketen aufgezwungen hatte und der (erste?) Kalte Krieg beendet war, schien auch das SDI-Projekt sanft entschlafen zu sein. Jedenfalls war in der Öffentlichkeit nicht mehr groß davon die Rede. 

Die Auferstehung von den Toten 

Nun sieht alles nach einer Auferstehung von den Toten aus und dafür sorgt Reagans Bruder im Geiste, Donald Trump. Letzte Woche ließ er die Katze aus dem Sack. Das All sei ein neuer Gefechtsschauplatz, kündigte der US-Präsident unumwunden an. Dazu gehörten Sensoren im All zur Erkennung gegnerischer Raketenstarts sowie ein weltraumgestütztes Abwehrsystem mit Hochleistungslaser, das feindliche Raketen schon kurz nach dem Start zerstören könne. Man wolle sich neben ballistischen Raketen auch gegen Marschflugkörper oder Hyperschallraketen rüsten. Vor allem Letztere seien für die USA zunehmend eine Bedrohung, hatte zuvor US-Interimsverteidigungsminister Patrick Shanahan verlautbaren lassen. Schließlich habe die russische Regierung, wie Spiegel Online eilfertig assistierte, „im Dezember einen neuen Raketentyp getestet, der nach Darstellung des Kreml 27-mal so schnell wie der Schall ist.“ 

Die USA bekämpfen Gefahren, die sie selbst provoziert haben 

Zur Erinnerung: Diese im März vergangenen Jahres von Präsident Putin vorgestellte neue Waffengattung war Russlands Reaktion auf den abermaligen Versuch der USA, das Gleichgewicht des Schreckens auszuhebeln, nämlich die amerikanische Kündigung des ABM-Vertrages von 2001. Die USA bekämpfen mit ihren Weltraumwaffen also eine Gefahr, die sie selbst provoziert haben! Auch so kann man einen Rüstungswettlauf initiieren. 

Weiter gehts: Es gehe nicht nur um die Abwehr von möglichen Gefahren aus Nordkorea, dem Iran, China oder Russland, sondern auch darum, in Europa und Asien stationierte US-Kräfte besser zu schützen. Und da die USA schließlich weltweit über fast 800 Militärstützpunkte und zwar in mehr als 70 Ländern verfügen – im Vergleich dazu: Russland elf, davon neun im postsowjetischen Raum – ist der Schutzbedarf in der Tat nahezu global. Kurz: Auch hier bekämpfen die USA wieder Bedrohungen, die sie selbst erzeugt haben! 

Zusätzlich sollen in Alaska 20 neue bodengestützte Abfangvorrichtungen installiert werden. Hier könnte es allerdings für die USA nun Schwierigkeiten geben: Liegt dieses Gebiet doch nach der – von Trump selbst initiierten – Kündigung des INF-Vertrags künftig in der Reichweite russischer Kurz- bzw. Mittelstreckenraketen! Dumm gelaufen, kann man da nur sagen. Aber man kann halt nicht alles haben! 

„Aber auch unseres Angriffs“ 

Zusammenfassend verkündete Trump treuherzig offen, wie immer: „Mit dem nächsten Budget investieren wir in einen Verteidigungsschild, der im Weltraum installiert ist. Das ist neue Technologie. Das wird ein wichtiger Teil unserer Verteidigung, aber auch unseres Angriffs.“ 

Aber auch unseres Angriffs. Donald Trump ist halt – eine ehrliche Haut! 

Ansonsten aber kann man sich in Washington, im Pentagon und in der amerikanischen Rüstungsindustrie entspannt zurücklehnen: Empörung oder gar Widerstand ist bei den Verbündeten kaum zu erwarten. Nach wie vor sorgen beispielsweise die Unterrepräsentierung von Frauen in Führungsetagen, geschlechtsneutrale Kindererziehung, die Twitteraskese des Chefs einer großen Oppositionspartei oder die Diskussion um die staatliche Förderung feministischer Pornofilme in den kritischen Intellektuellenkreisen Deutschlands für erheblich mehr öffentliche Erregung. 

Und das kann man ja schließlich verstehen!

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