
Österreich: Linke Forscherin fordert geringere Deutschpflicht für Ukrainer

Die Integrationsforscherin Judith Kohlenberger von der Wirtschaftsuniversität Wien fordert, die Sprachvorgaben für die Beschäftigung von Flüchtlingen zu lockern. In einem Interview mit Die Presse bezeichnete sie Deutsch in Österreich, Deutschland und der Schweiz als überhöhtes Kriterium für den Einstieg in den Arbeitsmarkt. Ihrer Ansicht nach sei es in vielen Berufen möglich, zunächst mit Englisch zu arbeiten, sofern Unternehmen die Sprachförderung parallel anbieten.
Kohlenberger verweist auf Branchen, in denen dringend Arbeitskräfte fehlen. Die Arbeitswelt sei der Ort, an dem Flüchtlinge am schnellsten Orientierung und soziale Kontakte fänden. Sprachkurse müssten daher nicht zwingend vor dem Jobstart absolviert werden. Staatliche Zuschüsse könnten Unternehmen motivieren, Beschäftigung und Sprachförderung gleichzeitig zu organisieren.

Als Vorbild nennt sie nordische Länder, in denen Englisch im Berufsalltag verbreitet ist. Dort hätten vor allem ukrainische Flüchtlinge schneller Arbeit gefunden, weil die Einstiegshürden niedriger gewesen seien. Auch in Österreich zeige die Anpassung der Rot-Weiß-Rot-Karte, dass teilweise Englisch ausreichend sei und erste Schritte in Richtung flexiblere Integration unternommen würden.
Die Vorschläge berühren den Kern österreichischer Selbstwahrnehmung. Deutsch gilt vielen als Bindeglied der Gesellschaft, als Voraussetzung für die Teilhabe am Alltag und dem öffentlichen Leben. Wer dieselbe Sprache spricht, teilt Regeln, Referenzen und Kommunikationsformen.
Die Befürchtung besteht, dass zu niedrige Anforderungen neue sprachliche Parallelwelten schaffen könnten, in denen Arbeit und Kontakte stattfinden, ohne dass Zugehörigkeit zum politischen und kulturellen Ganzen entsteht. Die Erfahrung zeigt, dass Sprache oft nicht automatisch nebenbei erlernt wird.
Kohlenberger betont hingegen, dass die eigentliche Herausforderung im Umgang mit Neuankommenden woanders liege: Qualifikationen würden zu spät anerkannt, die Verfahren seien komplex und die Zuständigkeiten unübersichtlich. Österreich rufe nach Fachkräften, setze ihnen jedoch gleichzeitig sprachliche und administrative Hürden in den Weg. Sprach- und Arbeitsmarktpolitik gingen nicht immer Hand in Hand.
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