
Abgemagert, nervös, blass – der einstige Immobilien-Tycoon René Benko vor Gericht

Am Landesgericht Innsbruck hat am Dienstag der erste Strafprozess gegen René Benko begonnen – den einstigen Immobilienstar Österreichs und Gründer des milliardenschweren Signa-Imperiums. Es ist der Beginn einer ganzen Serie von Verfahren, die nicht nur den tiefen Fall eines Mannes beleuchten, sondern auch die Illusion einer unerschütterlichen Immobilienblase sowie die Rolle des Schweizer Bankensystems bei diesem Aufstieg infrage stellen.
Benko, 48, begann einst mit dem Ausbau von Innsbrucker Dachböden zu Luxuswohnungen. Daraus entstand ein Firmengeflecht von über tausend Gesellschaften, mit Prestigeobjekten wie dem Berliner KaDeWe, dem Chrysler Building in New York und der Schweizer Warenhauskette Globus. Finanziert wurde sein Aufstieg durch Banken, Fonds und Milliardäre – auch aus der Schweiz. Die Bank Julius Bär gewährte ihm Kredite von über 600 Millionen Franken, die nach dem Zusammenbruch der Signa-Gruppe vollständig abgeschrieben werden mussten.
In der Öffentlichkeit pflegte Benko das Bild des glänzenden Visionärs. Sein Büro am Zürcher Paradeplatz war mit schwarzem Marmor und goldenen Möbeln ausgestattet – Ausdruck einer Selbstinszenierung, die auf unbegrenzte Liquidität und Erfolg zielte.

Die Wiener Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) wirft Benko betrügerische Krida vor – ein Delikt, das im deutschen Strafrecht einem betrügerischen Bankrott entspricht. Laut Anklage soll Benko kurz vor der Insolvenz seiner Signa-Gruppe Vermögen verschoben haben, um Gläubiger zu täuschen.
Im aktuellen Verfahren geht es um zwei Zahlungen: eine Mietvorauszahlung von 360.000 Euro für eine Villa in Innsbruck, die wegen eines Wasserschadens unbewohnbar war, sowie eine Schenkung von 300.000 Euro an seine Mutter, die er laut Anklage fälschlich als "Rückführung eines Darlehens" bezeichnete. Beide Transaktionen erfolgten kurz vor der Insolvenz der Signa-Gruppe Ende 2023.
Nach Überzeugung der Ermittler wusste Benko zu diesem Zeitpunkt längst, dass die Zahlungsunfähigkeit bevorstand. Die Geldflüsse sollen über ihm zugeordnete Stiftungen erfolgt sein, um Vermögenswerte vor dem Zugriff der Gläubiger zu schützen. E-Mails, Kontoauszüge und Chatprotokolle sollen die Vorwürfe stützen. Der Schaden wird auf rund 660.000 Euro beziffert.

Für den Prozess wurde der Große Schwurgerichtssaal geöffnet. Rund 70 Medienvertreter verfolgten den Auftakt unter strengen Sicherheitsvorkehrungen. Benko erschien sichtlich gezeichnet von zehn Monaten Untersuchungshaft – abgemagert, bleich, im dunklen Anzug, mit gesenktem Blick. Sein Verteidiger sprach von einem "politisch motivierten Verfahren", Benko selbst von einer "Vorverurteilung durch die Öffentlichkeit". Auf Fragen zu seinen Vermögensverhältnissen verweigerte er die Aussage und verwies auf das laufende Insolvenzverfahren.
Parallel dazu hat die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) eine zweite Anklage gegen René Benko und seine Frau Nathalie erhoben. Der Vorwurf: Luxusuhren, Manschettenknöpfe und Bargeld im Wert von 370.000 Euro sollen bei Verwandten versteckt worden sein. Bei einer Hausdurchsuchung fanden Ermittler die Gegenstände in einem Tresor hinter Weinkartons. Benko erklärte, es handele sich um Weihnachtsgeschenke für seine damals sechs- und elfjährigen Söhne – ein Argument, das die Ermittler als "lebensfremd" einstufen.
Auch zu Benkos Luxuswaffen wird ermittelt. Der passionierte Jäger soll vierzehn seiner Jagdwaffen an eine Stiftung verkauft haben, um sie vor Gläubigern zu schützen. Bei einer Razzia im Juni 2024 wurden sie jedoch in seiner Innsbrucker Villa entdeckt – einige mit den Initialen "RB". Benko bestreitet den Besitz und spricht von juristischen Missverständnissen.
Die Insolvenz der Signa-Gruppe hat europaweite Folgen. Investoren fordern insgesamt über 27 Milliarden Euro, darunter Schweizer Unternehmer wie Ernst Tanner (Lindt & Sprüngli), Arthur Eugster und die Familie Arduini. Auch Julius Bär und der Bauindustrielle Hans Peter Haselsteiner zählen zu den großen Verlierern.
Der Chef der österreichischen Finanzprokuratur, Wolfgang Peschorn, sprach von einem "Multi-Organ-Versagen": Banken, Prüfer und Investoren hätten sich von Benkos Glanz blenden lassen. Die verschachtelte Struktur von mehr als tausend Gesellschaften habe jede Kontrolle nahezu unmöglich gemacht.
Das Landesgericht Innsbruck hat zwei Verhandlungstage angesetzt. Am Dienstag standen Plädoyers und Befragungen auf dem Programm, am Mittwoch sollen acht Zeugen aussagen – darunter Benkos Mutter und Schwester. Sollte keine Einigung erzielt werden, wird der Prozess verlängert.
Im Falle einer Verurteilung drohen René Benko bis zu zehn Jahre Haft. Selbst bei einem Freispruch bleiben ihm die zivilrechtlichen Folgen seiner Pleite: Gegen seine Privatinsolvenz bestehen Forderungen von 2,7 Milliarden Euro.
Was bleibt, ist das Bild eines Mannes, der sich einst als Architekt des Erfolgs inszenierte – und nun, sichtbar gezeichnet, vor einem Richter sitzt, der über die Trümmer eines Imperiums urteilen muss.
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