Mangelnde Sprachkenntnisse: Scheitert die Integration an den Wiener Schulen?
In Wiens Schulen zeigt sich ein alarmierendes Bild: Fast die Hälfte der Schüler spricht nicht Deutsch als Erstsprache, und unter den jüngsten Schulanfängern haben rund 45 Prozent einen "außerordentlichen Status", der ihre mangelnden Deutschkenntnisse dokumentiert.
Diese Zahlen werfen nicht nur Fragen zur Integration auf, sondern auch zur Effizienz der Bildungspolitik.
Eine Generation mit Sprachdefiziten?
Besonders besorgniserregend ist der hohe Anteil von Kindern mit Arabisch oder Türkisch als Erstsprache.
Allein in den Volksschulen Wiens liegt der Anteil von Schülern, die im Alltag kein Deutsch sprechen, bei 65 Prozent – ein Rekordwert. Dabei sind viele dieser Kinder bereits in Österreich geboren und haben oft mehrere Jahre Kindergarten hinter sich.
Warum reicht diese Zeit nicht aus, um grundlegende Deutschkenntnisse zu erwerben?
Seit 2018 gibt es Deutschförderklassen und -kurse, die bis zu 20 Stunden intensiven Sprachunterricht bieten sollen. Dennoch bleiben Fortschritte überschaubar. Kritiker werfen dem System vor, dass es mehr zur Segregation beiträgt als zur Integration.
Kinder in Deutschförderklassen fühlen sich häufig isoliert und haben Schwierigkeiten, den Übergang in Regelklassen zu meistern.
Auch der umstrittene MIKA-D-Test, der die Deutschkenntnisse misst, steht unter Beschuss: Er sei nicht geeignet, tatsächliche Sprachkompetenz zu bewerten, sondern schiebe viele Kinder vorschnell in Förderprogramme ab.
Der Familiennachzug, insbesondere aus Syrien, hat die Situation zusätzlich verschärft. Zwischen 2023 und 2024 kamen jeden Monat etwa 300 neue Schüler in Wiens Schulen – viele ohne jegliche Schulerfahrung.
Zwar wurden für diese Gruppe Orientierungsklassen eingeführt, doch bleibt fraglich, ob zwei Monate intensiver Sprachunterricht ausreichen, um sie auf den regulären Schulalltag vorzubereiten.
Die Mehrheit der Kinder mit "außerordentlichem Status" ist bereits in Österreich geboren. Dies legt nahe, dass das Problem nicht allein auf Migration zurückzuführen ist, sondern auch auf Versäumnisse in der frühkindlichen Sprachförderung.
Während die Politik den Fokus auf quantitative Lösungen legt, fehlen oft nachhaltige Strategien, die auch die Einbindung der Eltern und die Wertschätzung der Herkunftssprachen umfassen.
Die aktuelle Situation in Wiens Schulen stellt eine Herausforderung für das gesamte Bildungssystem dar. Ohne grundlegende Deutschkenntnisse droht eine ganze Generation von Schülern, abgehängt zu werden. Doch anstatt echte Lösungen zu bieten, verschärfen bestehende Maßnahmen oft die Probleme. Es braucht einen ehrlichen politischen Diskurs und mutige Entscheidungen, um eine wirkliche Integration zu ermöglichen – für Schüler, Eltern und das Bildungssystem insgesamt.
Die Zeit drängt: Denn Sprachdefizite von heute sind die sozialen und wirtschaftlichen Probleme von morgen.
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