UN-Generalsekretär warnt: "Radioaktiver Sarg" mit Resten von US-Atombombentests nicht mehr sicher
Nach Ende des Zweiten Weltkriegs suchten die USA nach einem Ort für ihre Atomwaffentests. Man entschied sich dabei für das Atoll der Marshallinseln. Das Bikini-Atoll, das im Nordosten des Inselstaates liegt, erlangte bezüglich der Tests an Bekanntheit. Insgesamt 105 Tests soll es zu Land und im Wasser gegeben haben, darunter zwischen 1946 und 1958 67 Atomwaffentests auf den Marshallinseln. Unter den Tests war auch die 1954 getestete Atombombe Bravo, die die Hiroshima-Bombe mit einer über 1.000-fachen Sprengkraft übertraf. Für die Bewohner der Marshallinseln bedeuteten die Tests der Vernichtungswaffen einen Verlust ihrer Heimat.
Die Bewohner der Atolle Bikini und Enewetak mussten umsiedeln. Die US-Regierung aber verkannte die Gesundheitsgefahren und die Reichweite des radioaktiven Niederschlags. 1990 wurden Entschädigungszahlungen an die Inselbewohner geleistet, noch heute aber leiden die Bewohner und deren Nachkommen unter den gesundheitlichen Folgeschäden. Eine verlässliche Statistik zu den Zahlen der Krebserkrankungen gibt es nicht. Kritiker sehen hierin den Versuch, die Folgen der Waffentests klein zu halten.
Zur Lagerung der radioaktiven Erde und Asche der Kernwaffentests diente ein durch einen ehemaligen Test entstandener Krater auf der Insel Runit aus dem Jahr 1958. Die Insel gehört zu einer von 40 Inseln im Atoll Eniwetok in der Ralik-Kette der Marshallinseln. Zwischen 1977 und 1980 wurde der Krater mit einer Hülle von 120 Metern Durchmesser versehen. Zum Zeitpunkt des Baus war diese nur als Übergangslösung gedacht. Auf Runit wurden insgesamt 14 Kernwaffentests durchgeführt. Ein tropischer Zyklon könnte nun zur Folge haben, dass das Gehäuse bricht. Ein Anstieg des Meeresspiegels würde zur Flutung des Baus führen.
Der Generalsekretär der Vereinten Nationen, António Guterres, warnte vor den Folgen:
Ich traf gerade erst auf die Präsidentin der Marshallinseln (Hilda Heine), welche sehr besorgt über das Risiko ist, dass radioaktives Material austreten könnte, welches in einer Art Sarg in der Gegend gelagert wird.
Schon 2012 ergab eine Studie, nach welcher radioaktives Material aus der Kuppel austritt. Guterres forderte, die Fragen der Menschen bezüglich Entschädigungsleistungen zu klären und die Gefahr für die Umwelt einzudämmen:
Im Zusammenhang mit den Explosionen in Französisch-Polynesien und auf den Marshallinseln muss viel getan werden. Dies bezieht sich auf die gesundheitlichen Folgen, die Auswirkungen auf die Gemeinden und andere Aspekte. Natürlich gibt es Fragen der Kompensation und Mechanismen, um diese Auswirkungen zu minimieren.
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