Nordamerika

Trumps und Kennedys Impfstoffkritik: "Gefährlichste Pressekonferenz der US-Geschichte"

Die Weltgesundheitsorganisation, Experten und Medien haben auf die Pressekonferenz von Donald Trump und Robert F. Kennedy Jr. reagiert, in der sie Impfstoffe und Medikamente als mögliche Ursachen für Autismus bezeichneten. Die WHO erklärt, der Impfplan für Kinder habe in den letzten 50 Jahren 154 Millionen Menschenleben gerettet.
Trumps und Kennedys Impfstoffkritik: "Gefährlichste Pressekonferenz der US-Geschichte"Quelle: www.globallookpress.com © Francis Chung / Pool via C / IMAGO

Bei einer Pressekonferenz am Montag im Weißen Haus erklärten US-Präsident Donald Trump und Gesundheitsminister Robert F. Kennedy Jr., sowohl die Einnahme des Schmerzmittels Paracetamol während der Schwangerschaft, als auch Kindern verabreichte Impfstoffe könnten zu Autismus führen. Deshalb würde Ärzten bald empfohlen werden, das Medikament schwangeren Frauen nicht mehr zu verschreiben. Aktuell wird es in den USA von rund 50 Prozent der werdenden Mütter eingenommen.

Die US-amerikanische Arzneimittelbehörde FDA gab am Montag auch bekannt, sie wolle eine neue Warnung auf das Medikament drucken, unter Berufung auf einen "möglichen Zusammenhang" zwischen Autismus bei Kindern und der Einnahme von Paracetamol während der Schwangerschaft.

In einer umfangreichen Stellungnahme widersprach die Weltgesundheitsorganisation (WHO) potenziellen Zusammenhängen von Autismuserkrankungen mit Schmerzmitteleinnahmen und Impfungen am Mittwoch. Der WHO zufolge gebe es derzeit keine schlüssigen wissenschaftlichen Beweise für einen möglichen Zusammenhang zwischen Autismus und der Einnahme von Paracetamol während der Schwangerschaft. 

Die genauen Ursachen für Autismuserkrankungen, an denen derzeit weltweit rund 62 Millionen Menschen (jeder 127.) litten, seien noch nicht geklärt. Aber bei in den letzten zehn Jahren durchgeführten "umfangreichen Forschungen" habe man keinen Zusammenhang zwischen der Einnahme von Paracetamol während der Schwangerschaft und Autismus entdeckt. Insofern sollten alle schwangeren Frauen weiterhin den Rat ihrer Ärzte oder Gesundheitsfachkräfte befolgen, welche ihnen die erforderlichen Medikamente empfehlen, so die WHO.

Auch zum Thema Autismus und Impfungen würden Trump und Kennedy falschliegen. Impfstoffe würden keinen Autismus verursachen. Dazu hieß es in der WHO-Erklärung: "Außerdem gibt es eine solide, umfangreiche Evidenzbasis, die zeigt, dass Impfstoffe für Kinder keinen Autismus verursachen. Große, hochwertige Studien aus vielen Ländern sind alle zu dem gleichen Ergebnis gekommen. Ursprüngliche Studien, die einen Zusammenhang nahelegten, waren fehlerhaft und wurden widerlegt. Seit dem Jahr 1999 haben unabhängige Experten, die die WHO beraten, wiederholt bestätigt, dass Impfstoffe – einschließlich solcher mit Thiomersal oder Aluminium – keinen Autismus oder andere Entwicklungsstörungen verursachen."

Die WHO würde Impfpläne für Kinder mit aller Sorgfalt und "unter Einbeziehung globaler Experten" entwickeln. Durch den WHO-Impfplan habe man in den letzten 50 Jahren 154 Millionen Menschenleben gerettet: "Der von der WHO sorgfältig ausgearbeitete Impfplan für Kinder wurde von allen Ländern übernommen und hat in den letzten 50 Jahren mindestens 154 Millionen Menschenleben gerettet. Der Impfplan ist nach wie vor für die Gesundheit und das Wohlergehen jedes Kindes und jeder Gemeinschaft von entscheidender Bedeutung."

Aus diesem Grund müsse man sich genau an die Impfpläne halten: "Impfpläne dürfen nicht verzögert oder unterbrochen werden. Dadurch steige das Infektionsrisiko nicht nur für das Kind, sondern auch für die gesamte Bevölkerung stark an." Aber nicht nur die Weltgesundheitsorganisation beeilte sich, mit ihren Experten den Aussagen von Trump und Kennedy zu widersprechen. Fachgesellschaften, Fachmagazine und große Medien überschlugen sich geradezu, auf die Pressekonferenz im Weißen Haus zu reagieren.   

Die Washington Post (WP) titelte am Dienstag: "Trumps eskalierende Angriffe auf Impfstoffe schockieren führende Vertreter des öffentlichen Gesundheitswesens." Die US-Zeitung bezeichnete die Pressekonferenz als die gefährlichste in der Geschichte der USA: "Das war die gefährlichste und unverantwortlichste Pressekonferenz im Bereich der öffentlichen Gesundheit in der Geschichte der Vereinigten Staaten", zitierte die WP den Kinderarzt und Impfstoffforscher Paul Offit aus Philadelphia. Aufgrund ihrer einflussreichen Positionen sei es so gefährlich, wenn der Präsident der Vereinigten Staaten und der US-Gesundheitsminister beide erklärten, dass Impfstoffe chronische Erkrankungen verursachten.

Die WP veröffentlichte auch die Erklärung des Pharmakonzerns Merck & Co., der MMR-Kombinationsimpfstoffe hergestellt hat. Das Unternehmen habe versichert: "dass Kombinationsimpfstoffe ebenso wie Einzelimpfstoffe strengen Tests unterzogen werden, um sicherzustellen, dass jede Komponente genauso sicher und wirksam ist wie die einzelnen Impfstoffe, wenn sie einzeln verabreicht werden." 

Trumps Behauptungen werden von medizinischen Experten scharf kritisiert, berichtete auch die BBC. So habe die britische National Autistic Society (zu Deutsch: Staatliche Autismus Organisation) Trumps Aussage als "gefährlich, wissenschaftsfeindlich und unverantwortlich" bezeichnet. Der BBC-Faktenchecker "BBC Verify" habe diesbezüglich selbst einige Behauptungen untersucht, die Trump und Kennedy während ihrer Pressekonferenz im Weißen Haus aufstellten.

In mehreren Studien könne kein Zusammenhang zwischen der MMR-Impfung und Autismus belegt werden, stellten die britischen Faktenchecker fest. Im Beitrag bezogen sich die BBC-Checker auch auf die US-Gesundheitsbehörde CDC. Die CDC empfiehlt für Kinder zwei Dosen des kombinierten MMR-Impfstoffs, wobei die erste Dosis im Alter von 12 bis 15 Monaten und die zweite zwischen vier und sechs Jahren verabreicht werden sollte.

Das medizinische Fachmagazin Nature konterte gegenüber Trump und Kennedy bereits am Montag: "Viele Forscher, die sich mit Autismus befassen, warnen jedoch, dass es nicht genügend Daten gibt, um einen Zusammenhang zwischen Autismus und Paracetamol herzustellen, und dass die Konzentration auf einen solchen Zusammenhang nur eine Ablenkung ist."

Dazu zitierte Nature James Cusack, den Geschäftsführer von Autistica, einer britischen Wohltätigkeitsorganisation für Autismusforschung und -kampagnen: "Es gibt keine eindeutigen Beweise dafür, dass die Einnahme von Paracetamol durch Mütter eine Ursache für Autismus ist, und wenn man einen Zusammenhang feststellt, dann ist dieser sehr, sehr gering (...) Im Kern geht es darum, dass Menschen versuchen, einfache Antworten auf komplexe Probleme zu finden."

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