Nordamerika

US-Kongressbericht zur Ukraine: Düstere Aussichten für Kiew

In diesem Teil präsentiert der CRS den Kongressabgeordneten die nicht unproblematische Militärhilfe, um dann am Ende angesichts des vielfältigen Versagens der ukrainischen Militärführung die Frage zu stellen, "ob und wie" der US-Kongress "die Verteidigung der Ukraine weiter unterstützen wird".
US-Kongressbericht zur Ukraine: Düstere Aussichten für KiewQuelle: www.globallookpress.com © Artem Priakhin/Keystone Press Agency

Von Rainer Rupp

Teil eins dieser Analyse finden Sie hier.

"US-amerikanische und westliche Militärhilfe

Seit Beginn des russischen Kriegs im Jahr 2022 haben die Vereinigten Staaten fast 66 Milliarden US-Dollar, die EU über 52 Milliarden Euro und das Vereinigte Königreich über 10 Milliarden Pfund Militärhilfe für die Ukraine geleistet. Die USA und ihre Verbündeten setzen ihre Unterstützung durch Ausbildung, Logistik und nachrichtendienstliche Militäraufklärung fort. Diese Unterstützung wird vom NATO-Stab für Sicherheitsunterstützung und Ausbildung [NSATU] koordiniert und von einem Drei-Sterne-General der USA geleitet. Gleichzeitig haben westliche Beamte wiederholt Bedenken über eine mögliche Eskalation des Konflikts geäußert sowie über die Herausforderungen, ausreichende Produktionskapazitäten in der Rüstungsindustrie zu schaffen und zugleich eine ausreichende Finanzierung zur Aufrechterhaltung der Sicherheitsunterstützung verfügbar zu halten.

Ausbildung

Die Vereinigten Staaten und andere Verbündete haben der UAF schon vor der Invasion Russlands im Jahr 2022 militärisches Training und Beratung geboten. Aktuelle Ausbildungsprogramme konzentrieren sich auf den Einsatz westlicher Waffen, grundlegende Infanteriefähigkeiten und militärisches Zusammenwirken auf der Ebene verschiedener Einheiten sowie das Üben für Operationen mit verbundenen Waffengattungen.

Derzeit führen das Vereinigte Königreich [Operation Interflex], die Militärische Hilfsmission der Europäischen Union für die Ukraine [EUMAM] und die Vereinigten Staaten [Joint Multinational Training Group ‒ Ukraine] verschiedene Ausbildungsprogramme für die UAF durch. Laut dem Verteidigungsministerium haben die Vereinigten Staaten und verbündete Nationen seit 2022 mehr als 156.000 UAF-Soldaten ausgebildet. Training könnte an Bedeutung gewinnen, während die UAF versucht, ihre Verluste mit mobilisiertem Personal zu ersetzen.

Militärische Ausrüstung

In der Anfangsphase des Krieges waren die Bereitstellungen von US-amerikanischen und europäischen Panzerabwehrwaffen und kurzstreckenfähigen, schultergestützten Luftabwehrsystemen entscheidend für den Widerstand der Ukraine gegen die russische Invasion. Im Verlauf des Krieges haben die Partner der Ukraine die Sicherheitsunterstützung angepasst, um sich den veränderten Bedingungen und den sich entwickelnden Bedürfnissen der UAF anzupassen.

Auf taktischer Ebene hat die UAF 'geschützte Mobilität', zum Beispiel gepanzerte Fahrzeuge, sowie Panzer und Feuerunterstützung auf taktischer Ebene als prioritäre Bedürfnisse identifiziert. UAF-Offizielle äußern zudem besondere Bedenken über ihre Abhängigkeit von westlichen Vorräten an Artilleriemunition. Unzureichende Vorräte zwingen UAF-Einheiten weiterhin, Artilleriebeschuss zu rationieren.

Die Beschaffung von Luftverteidigungssystemen bleibt eine der Hauptprioritäten der UAF, sowohl auf strategischer als auch auf taktischer Ebene. Ukrainische Beamte betonen die Wichtigkeit der Sicherstellung von Munition für die ukrainische Luftabwehr angesichts anhaltender russischer Angriffe auf militärische und zivile Ziele.

Aktueller militärischer Ausblick

Die UAF zeigt weiterhin hohe Grade an taktischer Flexibilität und Fähigkeit angesichts russischer quantitativer Vorteile in Ausrüstung, Luftunterstützung und elektronischer Kriegsführung. Da der Kampf zunehmend zu einem Abnutzungskrieg wird, argumentieren einige Beobachter, dass die UAF sich darauf konzentrieren sollte, ihre Kampfbereitschaft zu bewahren und defensive Befestigungen zu errichten.

Die Kommandostruktur der UAF scheint zentralisierter als zu Beginn des Krieges. Während die UAF versucht, NATO-Prinzipien des Kommando- und Führungsstils [Missionskommando] zu übernehmen, zeigt sie auch Merkmale eines sowjetischen Stils [zentralisiert, von oben nach unten]. Zudem hat der ukrainische Präsident Wladimir Selenskij im Februar 2024 General Alexander Syrski als Oberbefehlshaber der Streitkräfte der Ukraine ernannt. Syrski soll angeblich mehr mit den politischen Ansichten und der Kriegsführung Selenskijs übereinstimmen.

Die UAF sucht weiterhin westliche Ausrüstung, um neue Einheiten auszurüsten und verbesserte Fähigkeiten sowie Überlebensfähigkeit zu bieten. Ukrainische Beamte weisen auch auf die Bedeutung fortlaufender Munitionsvorräte hin, besonders da der Kampf weiterhin von Artillerie dominiert wird. Zusätzlich hat die UAF Bedarf an Logistik, Durchbruchsausrüstung [zum Beispiel Minenräumung], elektronischer Kriegsführung, Drohnenabwehrtechnologie, Nachrichtendienst und sicherer Kommunikation identifiziert.

Die UAF verlässt sich auf einen Kern professioneller Einheiten, um Operationen durchzuführen und auf russische Vormärsche zu reagieren. Verluste und Erschöpfung setzen jedoch die Fähigkeiten dieser Einheiten zunehmend herab, da sie immer häufiger dazu aufgerufen werden, verschiedene Positionen entlang der Frontlinie zu besetzen. Oft werden Abschnitte von Einheiten getrennt und zu anderen Einheiten gesendet, um Verluste zu kompensieren, anstatt als kohärente Formationen zu kämpfen. Einige Beobachter spekulieren, dass eine übermäßige Abhängigkeit von einigen wenigen Einheiten, kombiniert mit Personalausfällen, möglicherweise zu den russischen Vormärschen beiträgt.

Die UAF steht vor erheblichem Infanteriemangel und versucht, mehr Personal zu rekrutieren, um Verluste zu ersetzen und Einheiten von der Frontlinie zu rotieren. Der Mangel an Infanterie hat die UAF-Führung gezwungen, Personal aus Unterstützungsposten und der Luftwaffe als Infanterie einzusetzen. Das Training neuer Rekruten zur Ersetzung und Erweiterung professioneller Einheiten sowie Offiziere für Stabsstellen bleibt ein zentrales Ziel. Des Weiteren steht die UAF vor der Herausforderung, neue Einheiten auszurüsten, während gleichzeitig Ausrüstung der aktuellen Einheiten ersetzt oder aufgerüstet wird. Die Fähigkeit der UAF, ihre Truppenqualität zu regenerieren und aufrechtzuerhalten, wird vermutlich entscheidend für ihren Erfolg sein.

Im August 2024 startete die UAF eine Überraschungsinvasion in das russische Gebiet Kursk. Die Kursk-Offensive hat bei einigen Beobachtern Fragen aufgeworfen, wie die ukrainische Führung knappe menschliche und materielle Ressourcen prioritär gegen Kursk einsetzt, und zugleich russische Streitkräfte weiterhin Gebiete im Donbass erobern.

Einige Beobachter und UAF-Offiziere haben die schlechte Kommunikation und die Entscheidungen der UAF-Führung bezüglich Verstärkungen kritisiert. Die UAF wurde auch für ihre Strategie kritisiert, sich aus Positionen nicht zurückzuziehen, selbst mit dem Risiko einer möglichen Einkreisung, was zusätzlich zum Infanteriemangel beiträgt.

Diese Entwicklungen könnten in die Entscheidungen des Kongresses einfließen, ob und wie man die Verteidigung der Ukraine weiter unterstützt. Einige Beobachter schlagen vor, dass eine nachhaltige westliche Sicherheitsunterstützung entscheidend ist, um eine Verschlechterung der Lage zu vermeiden. Andere Beobachter argumentieren, dass die UAF trotz Sicherheitsunterstützung erhebliche Hindernisse vor sich hat, um russische Streitkräfte entscheidend zu besiegen."

Ende des CRS-Berichts vom 3. Februar 2025.

Fazit

Obwohl das CRS-Dokument es nicht offen ausspricht, und sogar kleine Zugeständnisse an frühere Schönfärberei von der "siegreichen Ukraine" macht, bekommt der Leser zwischen den Zeilen mit, in welcher katastrophalen Lage sich die Ukraine gegen Ende des dritten Kriegsjahrs befindet. Die zahlreichen strukturellen Unzulänglichkeiten der ukrainischen Streitkräfte sowie die Schwächen in der politischen und militärischen Führung der Ukraine haben zu zahlreichen und folgenschweren Misserfolgen geführt. Dadurch wurden die westlichen Handlungsoptionen zur weiteren Unterstützung des Stellvertreterkriegs gegen Russland erheblich eingeschränkt.

Der anhaltende Krieg mit Russland hat nicht nur die Widerstandskraft der Ukraine ausgehöhlt, sondern auch die NATO-Waffenarsenale geleert. Die können so schnell nicht wieder aufgefüllt werden. Selbst wenn das Geld da wäre, würden dafür die notwendigen Produktionskapazitäten fehlen, sowohl die materiellen als auch die dafür notwendigen hochqualifizierten Fachkräfte, die man nicht im Heer der Arbeitslosen findet.

Unterm Strich vermittelt der CRS-Bericht den Kongressabgeordneten ein politisch vorsichtig formuliertes, aber dennoch desolates Bild der Lage, in die sich der Westen mit dem Ukraine-Abenteuer hineinmanövriert hat. Zugleich deutete der Bericht an, wie der Kongress seinen Ausstieg aus dem Ukraine-Engagement rechtfertigen könnte, wenn man am Ende des Dokuments diesen Satz findet:

"Diese Entwicklungen [womit auf das im Bericht hingewiesene vielfache Versagen der ukrainischen Führung gemeint ist] könnten in die Entscheidungen des Kongresses einfließen, ob und wie man die Verteidigung der Ukraine weiter unterstützt."

Mehr zum Thema - Westliche Lügen in Trümmern: Russland und seine Armee sind unbesiegbar!

RT DE bemüht sich um ein breites Meinungsspektrum. Gastbeiträge und Meinungsartikel müssen nicht die Sichtweise der Redaktion widerspiegeln.

Durch die Sperrung von RT zielt die EU darauf ab, eine kritische, nicht prowestliche Informationsquelle zum Schweigen zu bringen. Und dies nicht nur hinsichtlich des Ukraine-Kriegs. Der Zugang zu unserer Website wurde erschwert, mehrere Soziale Medien haben unsere Accounts blockiert. Es liegt nun an uns allen, ob in Deutschland und der EU auch weiterhin ein Journalismus jenseits der Mainstream-Narrative betrieben werden kann. Wenn Euch unsere Artikel gefallen, teilt sie gern überall, wo Ihr aktiv seid. Das ist möglich, denn die EU hat weder unsere Arbeit noch das Lesen und Teilen unserer Artikel verboten. Anmerkung: Allerdings hat Österreich mit der Änderung des "Audiovisuellen Mediendienst-Gesetzes" am 13. April diesbezüglich eine Änderung eingeführt, die möglicherweise auch Privatpersonen betrifft. Deswegen bitten wir Euch bis zur Klärung des Sachverhalts, in Österreich unsere Beiträge vorerst nicht in den Sozialen Medien zu teilen.