Nordamerika

Streik der US-Werksarbeiter von Boeing stoppt Produktion der 737 MAX

Seit Freitagmorgen streiken 30.000 Mitarbeiter der Boeing-Werke in Seattle und Portland. Damit stoppten sie die Produktion des Flugzeugtyps 737 MAX. Aufgrund des Streiks und bereits bestehender Finanzprobleme stufen Ratingagenturen Boeing nur eine Stufe über dem Ramschstatus ein.
Streik der US-Werksarbeiter von Boeing stoppt Produktion der 737 MAXQuelle: www.globallookpress.com © Fotografo01 / Keystone Press Agency

Die Arbeiter der Boeing (BA.N) haben am Freitagmorgen die Arbeit niedergelegt. Zuvor hatten sie mit überwältigender Mehrheit einen Tarifvertrag abgelehnt. Damit wurde die Produktion der 737 MAX gestoppt, des absatzstärksten Flugzeugs bei Boeing. Das Unternehmen hatte bereits zuvor mit erheblichen Produktionsverzögerungen und hohen Schulden zu kämpfen.

Der erste Streik der Beschäftigten seit 2008 findet zu einem Zeitpunkt statt, zu dem der Flugzeughersteller unter strenger Beobachtung der US-Aufsichtsbehörden und Kunden steht. Im Januar war ein Türteil eines 737 MAX-Jets in der Luft explodiert. Die sich häufenden Krisen haben die Boeing-Aktie in Mitleidenschaft gezogen und einen Umbruch in der Unternehmensführung ausgelöst. Wie Reuters am Freitag berichtete, fiel die Boeing-Aktie im vorbörslichen Handel in den USA um vier Prozent. Seit Anfang 2024 ist die Aktie bereits um fast 38 Prozent gefallen.

Erst vor wenigen Wochen hatte Boeing Kelly Ortberg zum neuen Vorstandschef berufen, um das Vertrauen in den Flugzeughersteller wiederherzustellen. Ortberg hatte den Beschäftigten eine Lohnerhöhung von 25 Prozent über vier Jahre angeboten, was allerdings weit unter den von den Arbeitnehmern geforderten 40 Prozent lag.

Rund 30.000 Mitglieder der International Association of Machinists and Aerospace Workers (IAM, Gewerkschaft der Luftfahrtarbeiter), die in den Regionen Seattle und Portland Boeings 737 MAX und andere Jets produzieren, stimmten nach Ortbergs Angebot in einer zweiteiligen Urabstimmung über ihren ersten vollständigen Vertrag seit 16 Jahren ab. 94,6 Prozent lehnten ihn ab, 96 Prozent sprachen sich für einen Streik aus. Jon Holden, der die Verhandlungen für Boeings größte Gewerkschaft leitete, bevor er am Donnerstagabend das Abstimmungsergebnis bekannt gab, erklärte dazu:

"Es geht um Respekt, es geht um die Aufarbeitung der Vergangenheit und es geht darum, für unsere Zukunft zu kämpfen"...."Wir streiken um Mitternacht."

Boeing und die Gewerkschaft wollen wieder an den Verhandlungstisch 

Ein langer Streik könnte die Finanzen von Boeing schwer belasten, die aufgrund eines Schuldenbergs von 60 Milliarden Dollar bereits am Limit sind. "Wir sind nach wie vor bestrebt, unsere Beziehungen zu unseren Mitarbeitern und der Gewerkschaft wiederherzustellen, und wir sind bereit, uns wieder an den Verhandlungstisch zu setzen, um eine neue Vereinbarung zu erzielen," erklärte der Flugzeughersteller am Donnerstag.

"Angesichts der Kluft zwischen der vorgeschlagenen Lohnerhöhung und den Forderungen der Gewerkschaftsmitglieder stellt sich nun die Frage nach der Dauer des Streiks", kommentierte Chloe Lemarie, Analystin bei Jefferies. Ihr zufolge stellt ein langer Streik ein wesentliches Risiko für die Produktionszahlen der 737 MAX dar.

Die IAM-Führung hatte ihren Mitgliedern am vergangenen Sonntag empfohlen, den Vertrag anzunehmen. Aber viele der Beschäftigten plädierten für die ursprüngliche Forderung und beklagten den Verlust des Jahresbonus. Der Gewerkschaftsführer teilte gegenüber Reportern mit: "Wir werden so schnell wie möglich an den Verhandlungstisch zurückkehren." Er sagte nicht, wie lange der Streik dauern werde oder wann die Gespräche wieder aufgenommen würden. "Das ist etwas, das wir von Tag zu Tag, von Woche zu Woche angehen."

Kurz nach Mitternacht versammelten sich die streikenden Arbeiter vor den Eingängen der Boeing-Fabriken im Raum Seattle. "Ich bin bereit, zwei Monate oder sogar länger zu streiken. Lasst uns so lange streiken, wie es nötig ist, um zu bekommen, was wir verdienen", sagte James Mann, ein 26-Jähriger, der in einer Flügelabteilung bei Boeing arbeitet. Ein längerer Streik würde auch die Fluggesellschaften belasten, die von den Jets des Flugzeugherstellers abhängig sind, sowie die Zulieferer, die Teile und Komponenten für die Flugzeuge herstellen.

Einem vor der Abstimmung veröffentlichten Vermerk von TD Cowen zufolge könnte ein 50-tägiger Streik Boeing 3 bis 3,5 Milliarden Dollar an Cashflow kosten. Der letzte Streik der Boeing-Beschäftigten im Jahr 2008 führte zu einer 52-tägigen Schließung der Fabriken und zu Umsatzeinbußen in Höhe von schätzungsweise 100 Millionen Dollar pro Tag. Nach Aussage von S&P Global Ratings würde ein längerer Streik die Erholung des Flugzeugherstellers verzögern und sein Gesamtrating beeinträchtigen. Sowohl S&P als auch Moody's stufen Boeing eine Stufe über dem Ramschstatus ein. (Ramschstatus: sehr schlechte Unternehmensbewertung durch Ratingagenturen)

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