Nordamerika

"Es ist schlimmer, als Sie denken": US-Journalistin Whitney Webb über Vance-Protegé Peter Thiel

Die investigative US-Journalistin Whitney Webb beschäftigte sich ausführlicher mit Peter Thiel, Milliardär und Paypal-Gründer, als aktuell noch medial eher unbeachtetem Hintergrundakteur im Umfeld von Donald Trump und dem jüngst nominierten Vize-Kandidaten J. D. Vance.
"Es ist schlimmer, als Sie denken": US-Journalistin Whitney Webb über Vance-Protegé Peter ThielQuelle: Gettyimages.ru © Alex Wong / Staff

Von Bernhard Loyen

Whitney Webb ist in den USA als investigative Rechercheurin bekannt und hat unter anderem zwei Bücher über den Sexualstraftäter Jeffrey Epstein und US-politische Verflechtungen veröffentlicht. Auf ihrem Blog "Unlimited Hangout" veröffentlichte Webb kürzlich einen längeren Artikel zur Person J. D. Vance, dem jüngst nominierten Vize-Kandidaten von Donald Trump. Der Schwerpunkt ihrer Ausführungen lag jedoch bei dem Milliardär Peter Thiel, der seit Jahren im Hintergrund beider republikanischer Akteure, Trump wie auch Vance, eine nicht unwesentliche Rolle sowie Funktion innehat. Das Thema ist die bekannte Kombination von finanzieller Unterstützung mit damit verbundenen Eigeninteressen.

Webb erklärt einleitend in ihrem Artikel:

"Der Mann hinter Trumps Vizepräsidentschaftskandidat: Es ist schlimmer, als Sie denken. J. D. Vance ist im Besitz seiner eigenen Kontroversen, aber seine enge Verbindung zu dem Milliardär Peter Thiel, der in einer neuen Trump-Regierung einen noch nie dagewesenen Einfluss haben wird, sollte jeden Amerikaner zutiefst beunruhigen, dem Freiheit, Privatsphäre und die Eindämmung des Überwachungsstaates am Herzen liegen."

Peter Thiel ist mehrheitlich als Begründer der Zahlungsplattform Paypal bekannt, weniger als Kopf des Unternehmens Palantir, einem führenden US-Analyse- und Softwareunternehmen, dass bereits seit Jahren im Rahmen einer öffentlich-privaten Partnerschafts-Kooperation (Private-Public-Partnership) mit der US-Regierung zusammenarbeitet, so im Jahr 2020 in einem Artikel von Webb aufgedeckt. Webb erklärt in ihrem Beitrag mit dem Titel "Tiberius von Palantir, Rasse und das Panoptikum der öffentlichen Gesundheit":

"Umstritten, aber vielleicht weniger bekannt, sind die langjährigen und dauerhaften Verbindungen von Palantir zur CIA und anderen Geheimdienstunternehmen im Allgemeinen, die eng in die Entwicklung der Palantir-Produkte eingebunden waren, die jetzt in den Datenbanken von Regierungen und Unternehmen auf der ganzen Welt laufen."

Thiels Palantir Unternehmen war auch zum Zeitpunkt von Trumps Präsidentschaft aktiver Förderer und Datenorganisator zur Verteilung von COVID-19-Impfstoffen an die US-Bevölkerung über die sogenannte "Operation Warp Speed". Dazu heißt es auf der Webseite "Fedscoop":

"Das von Palantir Foundry betriebene Tiberius wurde zum Rückgrat des täglichen Impfstoffdosierungsprogramms der CDC (eine Behörde des US-amerikanischen Gesundheitsministeriums), nachdem es Mitte 2020 im Rahmen der Operation Warp Speed der Trump-Administration ausgewählt wurde." 

In ihrem aktuellen Artikel erinnert Webb nun daran, dass Peter Thiel den Vize-Kandidaten Vance "erstmals in seinen Kreis aufgenommen hatte, als dieser noch an der Yale Law School studierte. Kurz darauf trat Vance in Thiels Investmentfirma Mithril Capital ein, wo er zwei Jahre lang arbeitete." Vance war dann Bestandteil, also Mitarbeiter, bei Revolution Ventures, einem "Startkapitalfondsunternehmen", zu dessen Hauptinvestoren laut Webb-Recherchen "Jeff Bezos von Amazon und die Walton-Familie von WalMart gehörten". Weiter heißt es:

"Im Jahr 2020 gründete Vance seine eigene Risikokapitalfirma Narya Capital, die von Thiel und dem ehemaligen Google-Chef Eric Schmidt maßgeblich finanziert wurde."

Im jüngsten Wahlkampfengagement von Vance bei den Republikanern sorgte Thiel dann mit einer Spende in Höhe von 15 Millionen US-Dollar "für Vance' erfolgreiche Senatskandidatur in der Wahlperiode 2022, was damals die größte Spende war, die jemals an einen einzelnen Senatskandidaten ging". Webb erläutert in diesem Zusammenhang:

"Thiel war ein wichtiger Geldgeber für Trumps Präsidentschaftswahlkampf im Jahr 2016 und gehörte zu Trumps Beraterstab."

So informierte die New York Times im Oktober 2016:

"Als einziger prominenter Unterstützer des republikanischen Kandidaten aus der Hightech-Gemeinde Silicon Valley gibt Thiel seine erste Spende zur Unterstützung von Trumps Wahl. Er wird 1,25 Millionen US-Dollar spenden." 

Webb berichtet weiter in ihrem aktuellen Beitrag davon, dass Thiel Vance auch bei ersten Besuchen "in Trumps Mar-a-Lago begleitete, wo Vance erfolgreich den Segen des ehemaligen Präsidenten erhielt". Ebenso anwesend demnach der Tech-Milliardär David Sacks. Zu diesen Kontakttreffen publizierte erneut die New York Times am 17. Juli dieses Jahres:

"Wie ein Netzwerk von Tech-Milliardären J. D. Vance zum Sprung an die Macht verhalf (…) Vance’ Zeit in der Tech-Branche war entscheidend für den Aufbau von Verbindungen zu milliardenschweren Führungskräften und Investoren, darunter Thiel, Sacks und Elon Musk, dem Eigentümer von X. Immer wieder haben diese Männer die politischen Ambitionen von Herrn Vance finanziert, sein Profil bei anderen wohlhabenden Spendern und in den sozialen Medien geschärft und sich bei Herrn Trump dafür eingesetzt, ihn als seinen Kandidaten zu wählen."

Die Webseite Axios fragte zuvor am 16. Juli, von Webb in dem Artikel verlinkt:

"Eine große Sache – Hinter dem Vorhang: Warum J. D.? Angesichts der neuen Dynamik des Rennens nach dem Trump-Attentat vom Samstag ging die geheime Lobbykampagne bis gestern Morgen weiter: Elon Musk, Tucker Carlson und der Tech-Investor David Sacks riefen Trump an, um Vance als Kandidat für eine Nominierung zu gewinnen."

Thiel installierte zuvor laut Webb im Jahr 2016 nach dem Wahlerfolg der Republikaner einen treuen Wegbegleiter, Trae Stephens, im Umfeld der Trump-Administration. The Intercept schrieb dazu im November 2016:

"Trae Stephens ist Kapitalgeber bei der Risikokapitalfirma Founders Fund des Milliardärs Peter Thiel und arbeitete früher bei Thiels umstrittenem Unternehmen Palantir. Stephens wurde letzte Woche von Donald Trump ernannt, um den Übergang im Verteidigungsministerium (Pentagon) zu leiten."

Webb erinnert zudem in ihrem ausführlichen Artikel an weitere Personalien aus dem Umfeld von Peter Thiel, die taktisch im Umfeld der US-Regierung platziert wurden. So heißt es:

"Darüber hinaus war Avril Haines, eine langjährige Beraterin von 'Palantir', eine Schlüsselfigur bei einer umstrittenen 'Pandemie-Simulation' Ende 2019 […] Haines, eine ehemalige stellvertretende CIA-Direktorin, arbeitete sehr eng mit ihrem Vorgesetzten John Brennan bei der CIA zusammen […] Haines trat kurz nach ihrer Teilnahme an 'Event 201' in die Biden-Administration ein und ist seit Bidens Amtsantritt im Januar 2021 die oberste Geheimdienstbeamtin der Administration, als Direktorin der 'National Intelligence'." 

Das von Thiel wesentlich mitfinanzierte Milliarden-Dollar-Start-up Anduril ist aktuell aktiv an dem Einsatz von unbemannten Drohnen im Ukraine-Krieg beteiligt, die wiederum "eine wichtige Rolle bei ukrainischen Militäroperationen" darstellen. Anduril, geleitet von dem Trump-Unterstützer Palmer Luckey, arbeitet dabei mit dem KI-Programm namens Lattice, "das Anduril als seine Kerntechnologie betrachtet". Webb erinnert zur Thematik KI daran, dass mit Clearview AI ein weiteres US-amerikanisches Unternehmen aktuell den Markt zum Thema "Gesichtserkennung" anführt. Ein Großinvestor des im Jahr 2017 gestarteten Start-up-Projekts lautete im Jahr 2019 - Peter Thiel.

Webb gibt in ihrem Artikel zu bedenken:

"Über die Ukraine hinaus verändert dieses Netzwerk von Thiel-finanzierten Rüstungsunternehmen das Gesicht der Kriegsführung und ersetzt langsam aber sicher menschliche Entscheidungen durch KI."

Zum Ende ihres Beitrags hin resümiert die Journalistin zu der kontroversen Personalie Peter Thiel, dass sie die Gefahr erkenne, dass der Strippenzieher von Washington viel mehr als ein "Architekt des modernen Überwachungsstaates und als Nachfolger der neokonservativen Kabale entlarvt werden müsste". Webb rechtfertigt ihre Vermutung, zum Thema digitaler Gelddienstleitungen, mit dem Verweis:

"In den Anfängen von PayPal besuchten Thiel und seine Kollegen verschiedene Regierungsbehörden, darunter auch Geheimdienste, um herauszufinden, wie sie ihr Produkt am besten anpassen könnten, um die Unterstützung der Regierung (und Verträge) für ihre Produkte und Dienstleistungen zu gewinnen."

Das Unternehmen Palantir, dessen Überseeverkäufer mittlerweile seit Jahren auch deutschen Politikern fragliche Produkte mehr als erfolgreich offeriert, stelle für Webb einen mehr als gefährlichen "Motor, auf dem der Überwachungsstaat läuft", was sich wiederum negativ auf einen potenziellen Trump-Vance-Sieg im November auswirken könnte. Zum Beweis nennt sie abschließend als Thiels jüngste taktische Platzierung den Namen Joe Lonsdale, laut Eigendarstellung "Philanthrop, amerikanischer Unternehmer und Investor". Sein Geld verdient er unter anderem über das US-Regierungstechnologieunternehmen OpenGov und Palantir. Die Financial Times titelte am 16. Juli Webbs Informationen bestätigend:

"Das America Pac hat über 8,7 Millionen Dollar von Geldgebern, darunter Joe Lonsdale von Palantir, erhalten. Der Mitbegründer von Palantir Technologies, Joe Lonsdale, ein Trio von Risikokapitalpionieren und die Winklevoss-Zwillinge gehören zu den US-Technologie- und Wirtschaftsführern, die an ein neues super-politisches Aktionskomitee gespendet haben, das die Präsidentschaftskandidatur von Donald Trump unterstützt." 

Webb warnt US-amerikanische Leser vor verdrängten, dabei bekannten Realitäten. Tiberius, ein Palantir-Seitenprojekt, sammelte "alle COVID-19- und Gesundheitsdaten von US-Regierungsbehörden, lokalen und bundesstaatlichen Regierungen, Pharmaunternehmen, Impfstoffherstellern und Unternehmen, die mit der Verteilung von Impfstoffen beauftragt" waren. Während der Corona-Zeit war Palantir in den USA zudem auch "Mitglied der 'COVID-19 Health Coalition', zu deren weiteren Mitgliedern In-Q-Tel der CIA, der erste Geldgeber von Palantir, sowie Amazon, Microsoft und Google zählten".

Webb abschließendes Resümee lautet daher mehr als kritisch:

"Da Thiel, Palantir und Palantir-Mitbegründer Joe Lonsdale nach der kürzlichen Bekanntgabe des Vizepräsidenten nun Millionen in die Trump-Vance-Kampagne pumpen, scheint es fast unvermeidlich, dass Palantir und die anderen mit Thiel verbundenen Militärfirmen in einer zweiten Trump-Regierung noch mehr Einfluss haben werden als während seiner ersten Amtszeit."

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