Gescheitertes Trump-Attentat: Mordkomplott oder massive Inkompetenz?
Von Rainer Rupp
Einen Tag nach dem gescheiterten Attentat auf den vormaligen US-Präsidenten Donald Trump haben nach dem Studium der Videos und der Zeugenberichte aus erster Hand die beiden Kenner der Materie eine erste, detaillierte Bewertung des Debakels für den "US Secret Service" abgegeben. Der ehemalige US Navy SEAL Erik Prince, der spätere Gründer des US-amerikanischen privaten Sicherheits- und Militärunternehmens Blackwater (heute Academi als Unternehmen der Constellis Holding), hat seine detaillierte Bewertung auf X veröffentlicht.
Dort heißt es, Donald J. Trump lebe heute nur noch deshalb, weil der Mordschütze "die Geschwindigkeit des Seitenwindes falsch eingeschätzt hat". Erste Erkenntnisse hätten ergeben, dass der sanfte Wind von 8 Kilometern pro Stunde ausgereicht habe, um das vermutlich leichte Geschoss vom Kaliber 5,6 Millimeter um zwei Zoll (5 Zentimeter) von Trumps Stirn zu seinem rechten Ohr abzulenken. Trump sei also keineswegs durch die Brillanz des Secret Service gerettet worden, weil der sich nämlich skandalös verhalten habe.
Die Tatsache, dass der Secret Service einem bewaffneten Schützen mit einem Gewehr ermöglichte (oder ihn gar nicht bemerkte), sich innerhalb eines Umkreises von 120 Metern zur Bühne einer geplanten Wahlveranstaltung in Schussposition zu begeben, sei entweder Böswilligkeit oder massive Inkompetenz. Offensichtlich habe es genügend unkontrollierte tote Winkel gegeben, die ein Schütze nutzen konnte, um sich anzunähern, um dann mehrere gezielte Schüsse abgeben zu können.
Auch das Verhalten von zwei Scharfschützen zur Sicherung der Veranstaltung (ob von der Polizei oder vom Secret Service ist noch unklar) sei alles andere als kompetent gewesen. In den Videos der Medien sieht man deren Unschlüssigkeit. Einer von ihnen hatte offensichtlich den Attentäter seit einiger Zeit im Visier seines Zielfernrohrs. Als dann der erste Schuss des Attentäters fiel, kann man sehen, wie der Scharfschütze sein Gesicht vom Gewehr wegbewegte, seinen Körper dann wieder in Position bringt erneut sein Auge an das Zielfernrohr bringt, um erst dann den feuernden Attentäter zu töten. Für Price vermutet, dass die beiden Scharfschützen von der Polizei oder dem Secret Service den Attentäter bereits einige Zeit beobachtet hatten, aber offenbar die Erlaubnis zum "ersten Schuss" fehlte. Durch diese zeitliche Verzögerung sei es dem Attentäter gelungen, mindestens fünf Schüsse abzugeben, dabei Trump zu verwunden, einen unbeteiligten Zuschauer zu töten und andere in der Zuschauermenge schwer zu verletzten, bevor er selbst erschossen wurde.
Wörtlich erläutert Erik Prince als Gründer des internationalen Söldnerkonzern Blackwater:
"In meinem früheren Geschäft der Bereitstellung von diplomatischem Schutz in zwei aktiven Kriegsgebieten mussten wir die grundlegenden Erfordernisse erfüllen, oder wir wären gefeuert werden. Offensichtlich scheiterte der Secret Service sogar daran, einen sicheren Perimeter um Trump zu schaffen. Und sobald Schüsse abgefeuert wurden, war die Extraktion Trumps ungeschickt und ließ Trump stark exponiert für weitere Angriffe. Es sah aus, als hätten sie nie zusammen geübt, denn diese Reaktionen sollten automatisch effektiv sein. Wird wohl jemand dafür zur Verantwortung gezogen werden?" Diese Frage stellt Price nur rhetorisch und gibt gleich selbst die Antwort: "Das ist nicht die Art Washingtons."
Auch der ehemalige Agent des Secret Service Tim McCarthy diskutierte in einem Nachrichteninterview am Tag nach dem Debakel die seltsamen Umstände dieses Attentats. Wenn man die Umstände betrachtet, die für das Gelingen des Attentats von Thomas Matthew Crooks sprechen, der als mutmaßlicher Täter identifiziert wurde, dann sei es schwer zu verstehen, wie der Mann überhaupt scheitern konnte. Fast jede Sicherheitsrichtlinie des Secret Service sei scheinbar ignoriert worden, sonst wäre Crooks ein so leichter Zugang zu einer perfekten Schussposition nicht möglich gewesen, und er hätte niemals ausreichend Zeit gehabt, um sein Ziel auf dem Podium anzuvisieren.
Laut Vorschrift soll der Secret Service alle potenziellen "Scharfschützenpositionen" lange vor der Ankunft einer zu schützenden Person sichern – das bedeutet, dass nahegelegene Dächer und Gebäude mit einer Präsenz von Personal und zusätzlich durch ständige Drohnenüberwachung gesichert werden. Das wurde im Fall Crooks offensichtlich nicht getan.
Ein weiterer Fehler war das Fehlen von Sichtbarrieren in der Nähe der Bühne. Der Secret Service soll Barrieren errichten, um die Sichtlinie von potenziellen Schusspositionen zu blockieren. Auch dies wurde nicht getan.
Der Secret Service verwendet traditionell konzentrische "Sicherheitskreise" an, die sich über Hunderte, wenn nicht Tausende von Metern erstrecken, wenn sie einen Ort zum Schutz vorbereiten. Als ein Beispiel bekommt man auf diesem YouTube-Video einen Einblick, wie sorgfältig der Secret Service bei der Vorbereitung eines Bereichs zur Verhinderung von Attentaten vorgeht.
Die Vorstellung aber, dass dann Crooks in der Lage war, so nahe an Trump heranzukommen und eine erhöhte Position neben der Bühne einzunehmen, ist unvorstellbar. Ebenso unvorstellbar ist, dass der Attentäter mit seinem Gewehr, frech und ungehindert zu dem Ort spazieren und bei Tageslicht auf das Dach klettern konnte. Allerdings gibt es Berichte, wonach Augenzeugen gesehen haben wollen, wie da jemand auf das Dach kletterte. Sie behaupten heute, sie hätten versucht, die Polizei und Agenten des Secret Service zu warnen, jedoch ohne Erfolg. Das Versagen der Sicherheitskräfte in dieser Situation ist so vollständig, dass sogar ehemalige Agenten des Secret Service eine Untersuchung darüber fordern, wie so etwas passieren konnte.
Das Motiv für die Handlungen von Thomas Crooks ist noch nicht bekannt.
Aufseiten der Anhänger der Republikanischen Partei wird natürlich schon die Schuldfrage für das Attentat diskutiert und dabei die inflammatorische Rhetorik aufseiten der "Demokraten" gegen Trump hervorgehoben. Diese hatte sich nach der Entscheidung des Obersten US-Gerichtshofs zur Immunität von Trump zunehmend in Richtung hysterischer Gewaltfantasien gesteigert. Viele Vertreter und Aktivisten der Demokratischen Partei haben offen vorgeschlagen, dass Trump in Reaktion auf das Urteil ermordet werden könnte (oder sollte). Die Demokraten haben fast bekommen, was sie sich lange gewünscht haben.
Das Schüren von Angst durch die Medien über die "unmittelbare Zerstörung der Demokratie" im Falle eines Wahlerfolgs von Trump ist möglicherweise nicht direkt mit dem Mordversuch in Verbindung zu bringen, aber das dürfte bei der Motivation zumindest mitgeholfen haben. Auch nach dem fehlgeschlagenen Attentat hat der Hass gegen Trump in Medien der "Demokraten" und in sogenannten "progressiven" Sozialen Medien nicht nachgelassen. Einerseits wird behauptet, dass die Schüsse von Trump womöglich selbst "inszeniert" waren, während andere das Ergebnis bedauern und Tränen vergießen, weil Crooks sein Ziel verfehlt hat. Und sie wünschen dem nächsten Attentäter mehr Glück.
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