Medienbericht: Sanktionen gegen Russland verschärfen Boeings Probleme
Boeing habe Probleme bei der Produktion seiner 787 Dreamliner-Großraumflugzeuge, weil eine Schlüsselkomponente aufgrund der US-Sanktionen gegen Russland fehlt, berichtet das Wall Street Journal.
Die Wärmetauscher, die im Umgebungskontrollsystem (also der Klimaanlage) des Flugzeug-Typs verwendet werden und auch die Temperatur der Elektronik regulieren, wurden von einem Joint Venture zwischen dem amerikanischen Unternehmen RTX’s Collins Aerospace und der in Moskau ansässigen Firma HS-Nauka hergestellt, so die Zeitung in einem Artikel vom Freitag. Im März 2022, nur wenige Wochen vor der Eskalation des Ukraine-Konflikts, sei das Joint Venture jedoch im Rahmen der gegen Moskau verhängten Restriktionen beendet worden, heißt es in dem Bericht.
Die Herstellung der temperaturregulierenden Teile wurde in die neuen RTX-Fabriken in den USA und im Vereinigten Königreich verlagert. Da Boeing zu diesem Zeitpunkt nur relativ wenige Flugzeuge herstellte, konnten sie anfangs mit der Nachfrage Schritt halten. Doch jetzt gibt es einen Mangel an Wärmetauschern, da der US-Flugzeughersteller versucht, die Produktion von Dreamlinern zu erhöhen, wie das Wall Street Journal berichtet.
Hauptgeschäftsführer Dave Calhoun sagte im April, dass die Produktionsausweitung zum damaligen Zeitpunkt verschoben wurde und die Kapazität dieses Zulieferers nun nicht Schritt halten könne. Vergangene Woche teilte Boeing seinen Investoren mit, dass es wegen fehlender Wärmetauscher und eines Mangels an Kabinenbestuhlung – einem weiteren Problem des Unternehmens – nicht in der Lage sein werde, in diesem Jahr so viele Dreamliner-Jets auszuliefern, wie geplant waren.
Das Unternehmen erklärte, dass sich die Produktion in den kommenden Monaten verlangsamen wird, betonte jedoch, dass es davon ausgehe, bis Ende 2024 wieder fünf Flugzeuge pro Monat zu produzieren. Im ersten Quartal dieses Jahres wurden dreizehn Dreamliner ausgeliefert, so das Wall Street Journal.
Die monatliche Produktion der Boeing 737 MAX ist ebenfalls auf eine einstellige Zahl gesunken, da das Unternehmen versucht, Fertigungsprobleme auszubügeln, nachdem im Januar bei einer Maschine der Alaska Airlines ein Türstopfen mitten im Flug herausgesprungen war, wie Reuters letzten Monat berichtete.
Die 737 MAX hat eine Reihe von Unfällen hinter sich, darunter zwei Abstürze in den Jahren 2018 und 2019, bei denen mehr als 340 Menschen starben. Anfang dieser Woche starb Joshua Dean, ein ehemaliger Mitarbeiter eines Boeing-Zulieferers, der wegen laxer Standards bei der Produktion des 737 MAX-Jets Alarm geschlagen hatte, an den Folgen einer "plötzlichen und schweren Erkrankung". Im März wurde der ehemalige Boeing-Qualitätsmanager John Barnett mit einer Schusswunde aufgefunden, wenige Tage bevor er in einem Whistleblower-Prozess gegen den Luft- und Raumfahrtriesen aussagen sollte.
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