Nordamerika

Für Bayer wird es eng: Aktie stürzt nach Milliarden-Schadensersatz für Glyphosat-Geschädigte ab

Bayer hatte 16 Milliarden US-Dollar für 100.000 bereits eingereichte Entschädigungsklagen vorgesehen. Am Freitag entschied ein US-Gericht: Für die Krebserkrankungen von drei Klägern ist Glyphosat verantwortlich. Bis Montagnachmittag fiel der Wert der Bayer-Aktie an nur einem Tag um 7,6 Milliarden Euro.
Für Bayer wird es eng: Aktie stürzt nach Milliarden-Schadensersatz für Glyphosat-Geschädigte abQuelle: www.globallookpress.com © Oliver Bergv / dpa

Ein Geschworenengericht im US-Bundesstaat Missouri hat am Freitag die Monsanto-Gruppe der Bayer AG dazu verurteilt, drei Klägern mehr als 1,5 Milliarden Dollar Schadenersatz zu zahlen. Laut den an Krebs erkrankten Anklägern habe das Unkrautvernichter Roundup und das darin enthaltene Glyphosat bei ihnen Non-Hodgkin-Lymphome verursacht. Die Nachrichtenagentur Bloomberg bezeichnet das Urteil als "bahnbrechend". Das Strafmaß sei eines der höchsten gegen ein beklagtes US-Unternehmen in diesem Jahr.

Bis zum Montagnachmittag fiel die Bayer-Aktie um 20 Prozent. Laut dem Handelsblatt sei der Aktieneinbruch aber in erster Linie die Folge der nicht ausreichenden Wirksamkeit des Medikaments Asundexian. Die Wirtschaftszeitung teaserte dazu:

"Asundexian, der größte Hoffnungsträger in Bayers Pharmaentwicklung, erweist sich als nicht wirksam genug."

Zerohedge berichtete bereits am Samstag über den weiteren für Bayer verlorenen Rechtsstreit in den USA. Demnach erhielten die Geschädigten James Draeger, Valorie Gunther und Dan Anderson jeweils 61,1 Millionen US-Dollar an "tatsächlichem Schadenersatz" und jeweils 500 Millionen US-Dollar an "Strafschadenersatz".

Noch am selben Tag äußerten sich Vertreter der Bayer AG ganz "zuversichtlich" zu diesem Urteil. Nach Auffassung von Bayer hätten die US-Richter die Sicherheit von Glyphosat falsch bewertet: "Die US-Richter hätten eine ihrer Ansicht nach falsche Darstellung der behördlichen Entscheidungen zur Sicherheit von Roundup zugelassen, gab Zerohedge die Stellungnahme von Bayer wieder." Das Unternehmen bliebe trotz der jüngsten Siege der Kläger "zuversichtlich, diese Urteile zu kippen", so Bayer. Schließlich würden die Behörden Glyphosat anhaltend unterstützen.

Zwar plane Bayer, das Pestizid Roundup bis zum Jahresende in den USA vom Markt zu nehmen, aber die US-Umweltschutzbehörde habe Roundup und seinen Hauptwirkstoff Glyphosat weiterhin als sicher eingestuft. Ein US-Berufungsgericht habe erst kürzlich Forderungen an Bayer abgelehnt, wonach der Konzern Sicherheitswarnungen auf der Roundup-Flasche anbringen sollte. Stattdessen habe sich Bayer bereit erklärt, in den USA bis Ende des Jahres Glyphosat durch neue Wirkstoffe zu ersetzen, berichtete Bloomberg

Nach dem Bericht vom Handelsblatt sei der überraschende Abbruch einer wichtigen Studie über das Medikament Asundexian, einem Mittel zu Vorbeugung von Schlaganfällen, der Hauptauslöser des Aktieneinbruchs. Das Glyphosat-Urteil aus den USA sei nur eine weitere "schlechte Nachricht", so die Zeitung. Dazu rechne man mit einer nachfolgenden Senkung des verkündeten Strafmaßes. 

Zum Zeitpunkt der Handelsblatt-Veröffentlichung lag die Bayer-Aktie bei 34 Euro:

"Es ist bisher der stärkste Kursrutsch in der Bayer-Geschichte und steht für einen Verlust an Börsenwert von 7,6 Milliarden Euro an nur einem Tag."

Bei der Übernahme von Monsanto habe der Pharmakonzern aus Leverkusen im Jahr 2018 Bayer bis zu 16 Milliarden US-Dollar für die bereits über 100.000 Roundup-Klagen in den USA bereitgestellt, erinnerte Zerohegde an die juristische Ausgangslage bei dem Konzernzusammenschluss. Die Klagen gegen Monsanto beträfen neben Roundup-Glyphosat auch andere Monsanto-Chemikalien. Aktuell seien weitere Prozesse in Arkansas und Delaware gegen Bayer-Monsanto eingeleitet. Die rechtliche Situation von Bayer scheine "zunehmend prekär", so bewertete es Zerohedge am Samstag.

Den Klägern zufolge soll Monsanto von den potenziell krebserregenden Eigenschaften von Glyphosat gewusst haben. Der Konzern habe sogar aktiv versucht, Informationen über Krebsrisiken zu unterdrücken. Zudem würden interne Dokumente nachweisen, wie Monsanto wissenschaftliche Studien beeinflusste, um die angebliche Sicherheit von Glyphosat zu belegen.

Als hätte man dieses "bahnbrechende" Glyphosat-Urteil aus den USA kommen sehen, hat man in der EU die Glyphosat-Zulassung noch auf den letzten Drücker um zehn Jahre verlängert.

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