Belegen kürzlich frei gegebene US-Dokumente die Verwicklung der CIA in das Kennedy-Attentat?
Der langjährige Journalist aus dem Presse-Korps des Weißen Hauses, Jefferson Morley, hat sich am Dienstag auf einer Pressekonferenz im National Press Club über neue Unterlagen zur Verwicklung der CIA in die Ermordung von John F. Kennedy (JFK) im Jahr 1962 geäußert. Darüber berichtete am Dienstag das US-Magazin Newsweek. Der Zeitung zufolge sei Morley ein herausragender Experte für die Ermordung von JFK bei der Mary Ferrell Foundation. Deren Stiftungszweck besteht gemäß eigener Angaben darin, "einer neuen Generation von kritischen Denkern die Geschichte zugänglich und interaktiv zu machen".
Auf der Pressekonferenz habe der Journalist berichtet, dass er und die Anwälte der Stiftung Unterlagen über eine immer noch als geheim eingestufte verdeckte CIA-Operation erhalten hätten. Demnach sei die Operation drei Monate vor Kennedys Tod genehmigt worden. Die Dokumente würden zudem nahelegen, dass die CIA den mutmaßlichen Attentäter Lee Harvey Oswald einige Wochen vor den Schüssen für Geheimdienstzwecke eingesetzt habe. "Dies ist eine außerordentlich schwerwiegende Behauptung, und sie hat tiefgreifende Auswirkungen auf die offizielle Geschichte", so Morley am Dienstagmorgen in Washington. Er habe hinzugefügt:
"Die CIA wusste weitaus mehr über den einsamen Schützen, als sie selbst heute zugibt. Deshalb verdient diese Geschichte die genaueste Prüfung."
Laut Newsweek werfe das die Frage auf, "ob Harvey wirklich allein beschlossen hat", den damaligen US-Präsidenten John F. Kennedy zu töten. Das Dokument sei Morley und Forschern der Stiftung infolge einer Klage zugänglich gemacht worden: Nach dem Memo der Regierung des US-Präsidenten Joe Biden, dass im Jahr 2021 alle Dokumente im Zusammenhang mit dem JFK–Attentat freigegeben werden sollten, hatten die Anwälte der Mary Ferrell Foundation im Oktober auf Herausgabe der Unterlagen geklagt. Das Dokument sei ein Vorläufer – dementsprechend würde man noch in diesem Monat eine umfassendere Freigabe weiterer Papiere von den Nationalarchiven erwarten.
Nach Einschätzung von Newsweek sei das Wissen der CIA über Oswald allerdings kein entscheidender Beweis für die Involvierung des US-Geheimdienstes in das Attentat, oder sogar für ein CIA-Komplott. Schließlich sei bereits aufgedeckt worden, dass die US-Regierung mehr über den Kennedy-Mord gewusst habe, als sie öffentlich eingestand. Die bisherige Zurückhaltung des Dokuments – und das wolle die Regierung bis heute nicht anerkennen – trage nur dazu bei, Misstrauen gegenüber der offiziellen Wahrheit über das Attentat zu schüren.
So sei auch eine frühere Aussage des ehemaligen CIA-Direktors Richard Helms aus dem Jahr 1975 als geheim eingestuft worden, in der Helms behauptete, "dass Oswald 'sicherlich kein Agent der CIA' war, 'niemals von der CIA eingesetzt wurde' und dass die Behörde 'keine Beweise dafür finden konnte, dass Oswald irgendeine Verbindung zur CIA hatte'". Bei der Freigabe der Dokumente ginge es nicht darum, "ob eine Verschwörungstheorie wahr ist oder nicht", kommentierte Newsweek die Bedeutung der Dokumentenfreigabe, sondern darum, in welchem schlechten Licht die Regierung dastände:
"Es geht darum, ob die Regierung darüber gelogen hat, was sie wusste."
Dazu zitierte das US-Wochenblatt auch den ehemaligen CIA-Beamten und ehemaligen Mitarbeiter am Harvard Belfer Center for Science and International Affairs (Harvard-Belfer-Zentrum für Wissenschaft und internationale Beziehungen), Rolf Mowatt-Larssen. Der frühere CIA-Beamte habe diesbezüglich am Dienstag gesagt, dass die CIA anlässlich der Freigabe der Unterlagen reinen Tisch machen könne.
"Nicht, weil die CIA in die Ermordung Kennedys verwickelt war, sondern weil die CIA versteht, dass es immer noch Zweifel daran gibt, was passiert ist, und ob es Leute innerhalb der CIA oder anderer Teile der US-Regierung gab, die in diese schreckliche Verschwörung zur Ermordung des Präsidenten verwickelt gewesen sein könnten", so Mowatt-Larssen.
Die US-Regierung behauptet bis heute, betonte Newsweek, dass Lee Harvey Oswald allein handelte und keine Verbindung zur CIA bestanden habe. Genauso wie die Regierung bestritten habe, dass Oswald "irgendwelche Verbindungen zu kommunistischen Organisationen in Kuba oder zu Zellen des organisierten Verbrechens in den USA hatte, die ein Motiv für den Tod Kennedys haben könnten". Newsweek zufolge, gebe es schon Stimmen, nach denen kommunistische und kriminelle Verbindungen von Oswald nicht abgetan werden dürften. Dazu heißt es in der Zeitung: "Aufgrund des geopolitischen Kontextes der damaligen Zeit 'sind einige jedoch der Meinung, dass die Geschichte nicht von der Hand zu weisen ist'."
Dagegen gehe der Journalist Morley bis heute davon aus, dass die CIA 44 Dokumente in Joannides Personalakte versteckt halte. Morley zufolge könnten die Unterlagen "Licht auf ihre geheimen Aktivitäten" zwischen den Jahren 1963 und 1978 werfen, einschließlich Informationen über eine CIA-Operation, in die Oswald verwickelt war und die, wie er sagte, "nie offengelegt wurde".
"Dieser Bestand an Aufzeichnungen hat tiefgreifende Auswirkungen auf die offizielle Geschichte des Attentats. Ist die verschwiegene Oswald-Operation ein Beweis für die Mitschuld der CIA am JFK-Attentat? Ist sie ein Beweis für Inkompetenz und Verständnis für die Bedrohung, die Oswald für den Präsidenten darstellte?
"Nur die vollständige Offenlegung am 15. Dezember kann diese Frage klären", habe Morley auf der Pressekonferenz gesagt.
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