Nordamerika

Nach Twitter-Werbestopp: Musk greift Apple an – "Hassen sie die Meinungsfreiheit in Amerika etwa?"

Das Twitter-Chaos geht in die nächste Runde. Nun hat der Tesla-Chef dem Mega-Konzern Apple den Krieg erklärt. Grund für seine Kriegserklärung sei demnach eine Drohung des Tech-Konzerns, "Twitter aus dem App Store zu verbannen".
Nach Twitter-Werbestopp: Musk greift Apple an – "Hassen sie die Meinungsfreiheit in Amerika etwa?"Quelle: Gettyimages.ru © Anadolu Agency

Twitter-Chef Elon Musk hat ein neues Angriffsziel: Apple. Als Teil einer Reihe von Tweets, die unter anderem an Apple-Chef Tim Cook gerichtet waren, kündigte der Milliardär am Montag offen an, gegen Apple in den "Krieg ziehen zu wollen". Auslöser für seine Kriegserklärung sei demnach ein Disput über die Zukunft der Twitter-App gewesen. So soll der Konzern unter anderem seine Werbung bei Twitter weitgehend gestoppt und zudem damit gedroht haben, "Twitter aus dem App Store zu verbannen, will uns aber nicht sagen, warum". In diesem Zusammenhang veröffentlichte der Twitter-CEO ein Bild, das ein Auto mit der Aufschrift "Elon" zeigt und auf einer Autobahn die Ausfahrt in Richtung "den Krieg erklären" nimmt. 

In einem anderen Tweet stellte Musk die Frage in den Raum, ob Apple die Redefreiheit in Amerika hasse – da das Unternehmen mit seiner Forderung nach Einhaltung bestimmter Inhaltsstandards seiner Ansicht nach versuche, die freie Meinungsäußerung zu unterdrücken. Auf Nachfrage eines Twitter-Nutzers, ob Apple tatsächlich Forderungen zur Moderation von Inhalten stelle, antwortete Musk mit "Ja". 

Der neue Twitter-Eigentümer selbst hatte sich zuletzt vermehrt für mehr Meinungsfreiheit auf der Social-Media-Plattform eingesetzt. Musk, der sich selbst als "Absolutist der freien Meinungsäußerung" bezeichnet, bestimmte in den vergangenen Wochen die Schlagzeilen, weil er diverse Accounts freischalten ließ, die vor dessen Twitter-Übernahme wegen vermeintlicher Verstöße gegen die Nutzungsbedingungen des Konzerns gesperrt worden waren, darunter auch das Konto des früheren US-Präsidenten Donald Trump. Musk zufolge sollte der Onlinedienst alle gesetzlich erlaubten Beiträge zulassen. Sein Vorgehen markiere demnach den Beginn einer "Revolution gegen die Online-Zensur in Amerika".

Völlig überraschend kommt Musks Shitstorm gegen Apple jedoch nicht daher. Der Konflikt zwischen den beiden Tech-Konzernen lodert bereits seit einiger Zeit. Ein Streitpunkt ist die von Apple erhobene Gebühr von 15 bis 30 Prozent, die für innerhalb der App erwirtschaftete Aboerlöse fällig wird. Musk kündigte an, Twitter stärker auf Einnahmen aus Abonnements statt auf Werbung ausrichten zu wollen. Von Apple selbst gab es zunächst keine Reaktion auf die Tweets von Musk. Ob der Tech-Konzern tatsächlich keine Werbung mehr bei Twitter schaltet, bleibt somit unklar.

Apple war bislang einer der wichtigsten Werbekunden des sozialen Netzwerks. Im ersten Quartal gab er rund 48 Millionen Dollar für Promotion bei Twitter aus. In den vergangenen Jahren sollen sich die Werbeausgaben Berichten zufolge auf weit über 100 Millionen Dollar summiert haben.

Auch hat Apple in der Vergangenheit gelegentlich Apps aus seinem App-Store verbannt. Nach Angaben des Konzerns jedoch lediglich im Fall grober Verstöße gegen die Unternehmensrichtlinien, darunter die Verherrlichung von Gewalt oder die Verbreitung pornografischer Inhalte. Für Schlagzeilen sorgte das Verbot der App Parler, die mittlerweile wieder zugelassen ist. Wenn Apple eine App sperrt, kann sie weder auf den iPhones noch den iPads des Konzerns installiert werden. Die Nutzer erhalten dann auch keine Updates mehr. Sollte Apple Twitter tatsächlich sperren, würde Musk damit auf einen Schlag den Zugang zu rund 1,5 Milliarden Apple-Geräten verlieren. Die Reaktion des Tech-Milliardärs zeigt wiederum, welche Macht Apple offenbar über dessen Plattform hat. 

Musk hatte Twitter Ende Oktober für 44 Milliarden Dollar übernommen und umgehend die Chef-Etage gefeuert. Eine Woche später entließ er rund die Hälfte der 7500 Angestellten. Der nun ausgebrochene Disput zwischen den beiden Tech-Unternehmen könnte allerdings auch einen anderen Ursprung haben. Ende letzter Woche ließ der neue Twitter-Chef nämlich verlauten, dass sein Unternehmen möglicherweise Details über die unrechtmäßige Zensur des Artikels über den Biden-Laptop veröffentlichen werde. Seiner Auffassung nach sollte die interne Kommunikation des Twitter-Vorstands vor der Entscheidung des Unternehmens, die brisante Geschichte der New York Post zu zensieren, veröffentlicht werden. 

Aufgrund der sogenannten Laptop-Affäre steht US-Präsident Joe Biden unter anderem im Verdacht, durch ausländische Geldgeber beeinflusst worden zu sein. Dutzende Millionen Dollar sollen ausländische Interessengruppen und Regierungen auf die Bankkonten seines Sohnes überwiesen haben. Im Gegenzug hätten die Geldgeber anschließend Zugang zu Joe Biden selbst sowie weitere Vorteile – etwa bei Geschäften – erhalten. 

Unternehmen in China, Russland, der Ukraine, Kasachstan, Rumänien und mehreren anderen Ländern haben laut den von der New York Post analysierten Daten auf Hunter Bidens Laptop Geld an den Sohn gezahlt, von dem auch sein Vater Joe profitiert haben soll. Angeblich kamen allein aus China dreißig Millionen Dollar und weitere rund elf Millionen Dollar aus der Ukraine. Niemand, weder das Weiße Haus noch Hunter Biden selbst, bestreitet die Echtheit der Daten, die zuerst auf 4chan gepostet wurden. Eine umfangreiche Sammlung von Dokumenten und belastenden Aussagen eines früheren Geschäftspartners Hunters beweisen zudem, dass der US-Präsident von den lukrativen Machenschaften seines Sohnes gewusst haben muss.

Wenn Apple, so wie Musk behauptet, tatsächlich Twitter mit einem Verbot seiner App gedroht habe, könnte sich das eher den Demokraten zugeneigte Top-Unternehmen des Silicon Valleys damit – angesichts der politischen Brisanz der Hunter-Biden-Laptop-Story – möglichen Forderungen der Biden-Regierung gefügt haben.  

Mehr zum Thema – "Generalamnestie" bei Twitter: Musk will gesperrte Konten freischalten lassen – aber nicht alle

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