Medienbericht: Kanada willigt ein, fünf weitere Nord-Stream-1-Turbinen zu reparieren

Die kanadische Regierung soll mit Siemens eine Vereinbarung über die Reparatur russischer Turbinen durch Siemens Kanada getroffen haben. Die Regierung werde eine Ausnahme von den Sanktionen gewähren, die für einen Zeitraum von bis zu zwei Jahren gelten soll. Während dieser Zeit würden von Siemens fünf weitere Nord-Stream-Turbinen repariert.

Kanada hat sich bereit erklärt, weitere Turbinen der Nord-Stream-1-Pipeline auf seinem Territorium durch Siemens Kanada reparieren und zurückliefern zu lassen. Die Genehmigung gelte für zwei Jahre. Dies geht aus Quellen der Zeitung The Globe and Mail hervor.

Den Quellen der Zeitung zufolge könnten in den nächsten zwei Jahren insgesamt fünf weitere Turbinen zur regelmäßigen Wartung an Siemens Kanada geschickt werden. Siemens Kanada werde die Ausrüstung dann nach Deutschland schicken, das diese an Russland übergibt. Der Zeitung zufolge werde es die Tatsache, dass die Turbinen nicht direkt an Russland zurückgegeben werden, Kanada ermöglichen zu behaupten, dass es nicht gegen die Sanktionen verstößt.

Gleichzeitig betonte einer der kanadischen Beamten, dass die Vereinbarung mit Siemens es der kanadischen Regierung ermögliche, die Genehmigung zur Aufhebung der Sanktionen auch  jederzeit wieder zurückzuziehen.

Siemens selbst lehnte eine Stellungnahme gegenüber der Publikation ab. Ein Sprecher der kanadischen Außenministerin Mélanie Joly hat die vorübergehende Aufhebung der Sanktionen gegen die russischen Turbinenreparaturen weder bestätigt noch dementiert. Er sagte, es handele sich um eine Wiederaufnahme des "regulären Wartungsplans für die Turbinen für einen begrenzten Zeitraum".

Mitte Juni hatte Gazprom die Gaslieferungen durch Nord Stream 1 nach Deutschland zunächst um 40 Prozent und dann um ein weiteres Drittel reduziert. Als Grund nannte das russische Unternehmen, dass Siemens die Rückkehr der Gasturbinen aus der Reparatur verzögert habe. Siemens erklärte, dass die Turbinen in Kanada hergestellt werden und aufgrund der Sanktionen, die das Land gegen Russland verhängt hat, nicht aus der Reparatur zurückgeschickt werden können.

Vor dem Hintergrund der verringerten Lieferungen bat Deutschland, wo die Gassituation angespannt war, Kanada, die Turbine an Gazprom zu übergeben, woraufhin sich letztere bereit erklärte, sie an Berlin zu übergeben, das sie wiederum an Moskau weitergeben würde. Die Turbine könnte nach dem 14. Juli nach Russland verschifft werden.

Siemens bezeichnete die Entscheidung, die Turbine zu versenden, als politisch. Das Unternehmen erklärte, der Grund für die Verringerung der Pumpleistung durch die Nord-Stream-1-Pipeline sei eher politisch als technisch bedingt. Der Kreml hingegen hatte wiederholt Vorwürfe zurückgewiesen, Gas als politische Waffe einzusetzen. Laut Präsidentensprecher Dmitri Peskow sei Russland sehr auf seinen "Ruf als verantwortungsvoller Lieferant" bedacht, und die Energiekrise in Europa sei "durch die Hände der EU" entstanden.

In der Ukraine wiederum wurde die Entscheidung Kanadas, die Turbine an Russland zurückzugeben, als "gefährliches Zugeständnis" bezeichnet. Laut Präsident Wladimir Selenskij wird jedes derartige Zugeständnis von den russischen Behörden als "Anreiz für weiteren, stärkeren Druck" empfunden, und in Zukunft könnten sie "versuchen, die Gaslieferungen nach Europa im akutesten Moment nicht nur einzuschränken, sondern ganz abzubrechen".

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