Epstein-Komplizin Ghislaine Maxwell wegen "Suizidgefahr" unter verschärfter Beobachtung
Die langjährige Vertraute des verstorbenen Sexualstraftäters Jeffrey Epstein, Ghislaine Maxwell, ist nach Angaben ihres Anwalts vor der Verkündung ihres Strafmaßes wegen angeblicher Suizidgefahr unter verschärfte Beobachtung gestellt worden. Das Gefängnis habe vorher keine psychologische Untersuchung veranlasst und die Maßnahme auch nicht begründet, erklärte der Anwalt Bobbi Sternheim. Am Samstag habe ein Psychologe die 60-Jährige dann untersucht und "festgestellt, dass sie nicht suizidgefährdet ist".
Maxwell sitzt seit zwei Jahren im Gefängnis. Im vergangenen Dezember sprach ein New Yorker Geschworenengericht die Britin des Sexhandels mit Minderjährigen schuldig. Am Dienstag soll nun das Strafmaß verkündet werden. Ihr droht eine jahrzehntelange Freiheitsstrafe.
Seit Freitag sitze Maxwell wieder in Einzelhaft, schrieb Sternheim in einem Brief an die Richterin Alison Nathan. Das Gefängnis habe ihr zudem den Zugang zu Gerichtsdokumenten und Zeit für Treffen mit ihren Anwälten verwehrt. Daher könne sich seine Mandantin nicht auf die Verkündung des Strafmaßes vorbereiten. Wenn Maxwell in Einzelhaft bleibt und weiter unter verschärfter Beobachtung steht, will Sternheim nach eigenen Angaben am Montag beantragen, die Verkündung des Strafmaßes zu verschieben.
Die US-Justiz hatte nach Epsteins mutmaßlichem Suizid in einer Gefängniszelle 2019 versprochen, dessen Komplizen zur Verantwortung zu ziehen. Maxwell wurde schließlich für schuldig befunden, über Jahre junge Mädchen für den sexuellen Missbrauch durch den bestens vernetzten Finanzinvestor rekrutiert zu haben, dem auch die Vermittlung von Mädchen an andere Männer vorgeworfen wurde.
Maxwell "der Schlüssel" im System Epstein?
Die Tochter des verstorbenen britischen Medienmoguls Robert Maxwell soll dabei höchst perfide vorgegangen sein. Laut Anklage freundete sie sich mit jungen Mädchen an, von denen die jüngsten erst 14 Jahre alt waren, ging mit ihnen ins Kino oder einkaufen und lieferte sie dann an den Multimillionär aus. Maxwell überredete die Mädchen demnach, zu Epsteins Anwesen in New York, Florida und New Mexico zu reisen und den Multimillionär dort nackt zu massieren, bevor sie missbraucht wurden.
Maxwell sei eine "raffinierte Sexualstraftäterin, die genau wusste, was sie tat", sagte Staatsanwältin Alison Moe im Dezember in ihrem Schlussplädoyer. "Epstein mochte minderjährige Mädchen, er mochte es, minderjährige Mädchen zu berühren. Maxwell wusste das." Sie sei "der Schlüssel" im System Epstein gewesen. Laut Staatsanwaltschaft wurde Maxwell dafür fürstlich entlohnt: Zwischen 1999 und 2007 überwies ihr Epstein 30 Millionen US-Dollar.
Maxwell hat alle Vorwürfe zurückgewiesen. Ihre Verteidigung argumentierte, Maxwell müsse als "Sündenbock" herhalten, weil Epstein nach seinem Tod nicht mehr der Prozess gemacht werden könne. Nach dem Schuldspruch forderte die Verteidigung einen neuen Prozess wegen erst im Nachhinein bekannt gewordener Missbrauchserfahrungen eines Geschworenen. Der Antrag wurde Anfang April zurückgewiesen.
Die Staatsanwaltschaft fordert mindestens 30 Jahre Haft. Maxwells Anwälte haben eine Strafe von weniger als 20 Jahren Gefängnis beantragt. Sie legten dar, Maxwells "traumatische Kindheit mit einem dominanten, narzisstischen und fordernden Vater" habe sie "anfällig für Epstein" gemacht.
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