USA-Stromnetz-Debakel: Bewohner Kaliforniens sollen Ladegewohnheiten für Elektrofahrzeuge ändern
Der US-Bundesstaat Kalifornien ist auch bekannt für kollektive Ambitionen zum Umweltschutz und für "grüne" Energie. Als aber in der vergangenen Woche die Temperaturen dort stellenweise auf über 40 Grad Celsius anstiegen, geriet das Stromnetz des Bundesstaates in doppeltem Sinne unter extreme Spannung.
Wie die US-Nachrichtenseite Newsweek berichtet, appellierten die Betreiber des Elektroenergienetzes während dieser Hitzewelle an die Bewohner, das Stromnetz zu entlasten, indem sie ihre Elektrofahrzeuge außerhalb der Spitzenverbrauchszeiten aufladen.
Zweimal in der vergangenen Woche forderte der unabhängige kalifornische Systembetreiber (California Independent System Operator, ISO) die Bewohner auf, freiwillig ihren Energieverbrauch einzuschränken, einschließlich der Bitte, ihre E-Fahrzeuge bitte erst zu bestimmten Zeiten außerhalb der Spitzenlast zu laden. Die ISO schlug auch vor, "den Gebrauch von Großgeräten zu vermeiden und zusätzliche Lampen auszuschalten", heißt es in dem Bericht.
Der Twitter-Account Flex Alert des Bundesstaates postete am 18. Juni Folgendes: "Jetzt ist die optimale Zeit, um eine Ladung Wäsche zu waschen. Denken Sie daran, wichtige Geräte zu verwenden, Autos und Geräte aufzuladen, bevor #FlexAlert heute um 18.00 Uhr einsetzt."
— California ISO (@California_ISO) June 18, 2021
Patty Monahan, die leitende Versorgungsbeauftragte der kalifornischen Energiekommission, sagte, es werde wichtig sein, wann die Bewohner ihre Fahrzeuge aufladen, "um das Stromnetz im Gleichgewicht zu halten". Monahan sagte weiter:
"Das Ladeverhalten ist wichtig, wenn es um die Ziele des kalifornischen Stromnetzes geht. Indem wir vor allem durch die Tarife Anreize schaffen für ein Ladeverhalten, das die Zeiten nutzt, in denen erneuerbare Energie erzeugt wird, haben wir im Grunde einen Gewinn sowohl für das Netz als auch für die Fahrer in Form von reduzierten Tarifen. Die Tarife sind eine Klimastrategie – und Kalifornien plant daher, die Tarife zu nutzen, um das Ladeverhalten zu fördern, was dem Staat helfen wird, den Verkehr zu elektrifizieren und gleichzeitig den Kohlenstoffanteil am Netzstrom zu reduzieren sowie den Tarifzahlern und Fahrern zu helfen, Geld zu sparen."
Matthew Moniot, ein Forscher des US-amerikanischen Forschungsinstituts für Erneuerbare Energien (National Renewable Energy Laboratory), sagte, die meisten Fahrer, die bisher nachts laden, müssten ihre Gewohnheiten ändern. Denn obwohl der Energieverbrauch in der Nacht, wenn die Menschen schlafen, ohnehin tendenziell reduziert ist, sei das naturgemäß auch die Zeit, in der weniger Sonnenenergie genutzt werden kann:
"Wenn man sich die Gesamtlast im Netz ansieht, tendiert sie dahin, in den Abendstunden anzusteigen, wenn die Menschen nach Hause kommen."
Laut einem Bericht der US-Wirtschaftsnachrichtenseite Forbes im April haben sich die Stromregulierungsbehörden des US-Bundesstaates Kalifornien zu sehr auf Solarpaneele zur Stromerzeugung verlassen, obwohl der Netzbetreiber des Bundesstaates davor gewarnt hatte, dass dies gefährlich sei, weil bekanntermaßen der größte Teil des Spitzenstromverbrauchs in dem Bundesstaat während und nach dem Sonnenuntergang stattfindet.
Hier in Deutschland warnte jüngst im März Kay Scheller – Präsident des Bundesrechnungshofes (BRH) – mit klaren Worten, dass der Zubau weiterer witterungsabhängiger Energiequellen das Risiko von Stromausfällen erhöhen werde.
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