Spezialauftrag von Biden: US-Geheimdienste sollen Ursprung von Coronavirus aufklären
US-Präsident Joe Biden hat US-amerikanische Geheimdienste beauftragt, dem Ursprung der Corona-Pandemie auf den Grund zu gehen. Die bisherigen Untersuchungen hätten unterschiedliche Einschätzungen ohne abschließende Folgerungen geliefert, hieß es am Mittwoch in einer schriftlichen Stellungnahme Bidens. Daher habe er die Geheimdienste angewiesen, ihre Bemühungen zu verstärken und binnen 90 Tagen einen weiteren Bericht dazu vorzulegen. China reagierte darauf mit heftigem Protest.
Biden offenbarte, dass das Szenario eines möglichen Laborunfalles in China zumindest in Teilen des US-Geheimdienstapparates für möglich gehalten wird. Diesen Vorwurf hatte sein Vorgänger Donald Trump lautstark verbreitet. Das Virus war Ende 2019 in der zentralchinesischen Stadt Wuhan erstmals nachgewiesen worden. Seit Langem kursieren unbelegte Mutmaßungen, es könne aus einem dortigen Labor stammen und durch einen Unfall freigesetzt worden seien.
Wiederholt behaupteten Trump und auch sein Außenminister Mike Pompeo, sie haben Hinweise, dass das Virus aus einem Labor in Wuhan stammt. Trump hatte gesagt, womöglich sei ein "schrecklicher Fehler" geschehen: "Wahrscheinlich war es Inkompetenz, jemand war dumm." Belege konnten aber weder er noch Mitglieder seiner Regierung vorlegen.
China sprach nach Bidens Ankündigung von einer "Verschwörungstheorie". "Die Verleumdungskampagne und die Schuldzuweisungen kehren zurück", sagte ein Sprecher der chinesischen Botschaft in Washington. "Die Suche nach dem Ursprung – eine Sache der Wissenschaft – zu politisieren, wird es nicht nur schwerer machen, die Herkunft des Virus zu finden, sondern auch dem 'politischen Virus' freien Lauf lassen und die internationalen Kooperation in der Pandemie ernsthaft behindern."
Neue Belege?
China unterstütze eine umfassende Studie aller frühen COVID-19-Fälle weltweit. Dazu gehört die Untersuchung "einiger geheimer Stützpunkte und biologischer Labors überall in der Welt", sagte der Sprecher. Er spielte damit möglicherweise auf unbewiesene Hypothesen aus Peking an. Danach könnte das Virus aus einem Labor des US-Militärs in Fort Detrick oder anderswo entsprungen und von Teilnehmern der Militärweltspiele im Oktober in Wuhan eingeschleppt worden sein.
China hatte zuvor schon einen Bericht des Wall Street Journal dementiert, wonach drei Wissenschaftler des Institutes für Virologie in Wuhan im November 2019 so schwer erkrankten, dass sie im Krankenhaus behandelt werden mussten. In dem Institut wurde auch an Coronaviren geforscht. Die US-Regierung hatte früher schon weitere Untersuchungen gefordert. Allerdings gibt Biden der Laborunfall-These nun Raum und forciert die Suche nach Antworten.
Biden erklärte, er habe schon im März einen Geheimdienstbericht in Auftrag gegeben – inklusive der Frage, ob das Virus durch menschlichen Kontakt mit einem infizierten Tier oder einen Laborunfall aufgekommen sein könnte. Diesen Bericht habe er inzwischen. Innerhalb des Geheimdienstapparates gebe es aber unterschiedliche Einschätzungen. Die Dienste sollten nun weitere Informationen sammeln, "die uns einer endgültigen Schlussfolgerung näherbringen könnten".
Diese vorsichtige Formulierung lässt auch die Möglichkeit offen, dass es definitive Antworten womöglich nie geben wird. Biden beklagte, dass in den ersten Monaten der Pandemie – also noch unter Trump – US-Inspektoren keinen Zugang vor Ort bekommen hätten. Dies werde "immer jede Untersuchung" behindern. Die US-Geheimdienste hatten im April vergangenen Jahres mitgeteilt, sie stimmten "mit dem breiten wissenschaftlichen Konsens überein, dass das COVID-19-Virus nicht von Menschen gemacht oder genetisch verändert wurde". Sie kündigten aber auch an, neue Erkenntnisse zu prüfen.
International gibt es ebenso große Bemühungen herauszufinden, wie die Pandemie ihren Anfang nahm. Die Weltgesundheitsorganisation WHO vermutet, dass das Virus außer in Fledermäusen auch in Schuppentieren seinen Ursprung haben könnte. Die Theorie, dass es aus einem Labor entwichen sein könnte, sei hingegen "extrem unwahrscheinlich". Die USA zogen die Qualität dieser Untersuchung jedoch in Zweifel. Sie warfen China ungebührliche Einflussnahme auf die beteiligten internationalen Experten vor, was vonseiten der WHO und Pekings dementiert wurde.
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(rt de/dpa)
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