Hillary Clinton forderte Joe Biden auf, mehr dafür zu tun, um Impfstoffe mit ärmeren Nationen zu teilen. In einem Interview am Montag sagte die ehemalige US-Außenministerin:
"Dies ist die Art von Führung, für die die Vereinigten Staaten historisch gesehen bekannt sind, und die wir – offen gesagt – verstärken sollten."
Gegenüber dem Magazin Foreign Affairs erklärte die heute 73-Jährige, sie "fasziniere" die Art und Weise, wie sowohl China als auch Russland ihre Impfstoffe vorantreiben, und zugleich mache sie das "ein wenig traurig". Denn die USA würden dies nicht tun. Clinton fügte hinzu, Russland und China würden eine Art "Impfstoff-Diplomatie" betreiben. Damit würden sie ihre Beziehungen zu armen Ländern stärken, indem sie denen dabei helfen, ihre Bevölkerung gegen das Coronavirus zu immunisieren. Clinton sagte weiter:
"Sie gehen in Länder und sagen: 'Wir kümmern uns um euch'."
Und das sorge dafür, dass die Vereinigten Staaten wie Nachzügler aussehen. Die ehemals gescheiterte Präsidentschaftskandidatin der US-Demokraten räumte zugleich ein, dass die Biden-Regierung außenpolitische Belange mit der Notwendigkeit in Einklang zu bringen habe, auch die US-Bevölkerung impfen zu müssen. Es scheine, so Clinton, dass das Land mehr als genug Vorräte habe, um dies auch zu tun, aber die Corona-Varianten könnten die Dinge komplizierter noch werden lassen.
Die Biden-Regierung hat bereits ihr Ziel erreicht, 100 Millionen Impfdosen in den ersten 100 Tagen der Amtszeit des neuen US-Präsidenten auszuliefern, und hätte dafür sogar noch mehr als einen Monat Zeit gehabt.
Clinton sagte weiter:
"Wir sind noch nicht am Ende. Ich meine, wenn die große Mehrheit der Welt noch nicht geimpft ist, ist das wie eine Petrischale, in der sich weitere Varianten entwickeln können. Wir bewegen uns hier auf einem schmalen Grat. Wir sollten uns impfen lassen. Aber lassen Sie uns gleichzeitig alles tun, was wir können, um zu versuchen, dem Rest der Welt so viel Unterstützung bei Impfstoffbeschaffung wie möglich zu leisten."
Russland hat Verträge über die Lieferung seines Corona-Impfstoffs Sputnik V an mehr als 40 Länder unterzeichnet – und zwar bereits zu einem Zeitpunkt, als arme Nationen erkennbar Schwierigkeiten hatten, Zugang zu den von westlichen Unternehmen entwickelten Präparaten zu bekommen.
Nach anfänglicher internationaler Skepsis – aufgrund der rekordverdächtig schnellen Entwicklung und Zulassung – ist Sputnik V heute weltweit sehr begehrt, nachdem selbst die renommierte britische Medizinzeitschrift The Lancet den Impfstoff als sicher und hochwirksam gegen das Virus eingestuft hatte.
Mehr zum Thema - Ungarischer Außenminister über Sputnik V: "Wir haben aus dem Vakzin nie eine Ideologie gemacht"