Nordamerika

Flashmob treibt Aktie von Spielehändler in die Höhe – und zwingt Hedgefonds in die Knie

An der US-Technologiebörse Nasdaq lässt sich derzeit ein spektakulärer Vorgang beobachten: Kleinanleger verbünden sich in Online-Foren gegen mächtige Hedgefonds – und gewinnen. Das rief schnell die Börsenaufsicht und sogar das Weiße Haus auf den Plan.
Flashmob treibt Aktie von Spielehändler in die Höhe – und zwingt Hedgefonds in die KnieQuelle: Reuters © Nick Zieminski

An der US-Technologiebörse Nasdaq herrschte für kurze Zeit eine Art Ausnahmezustand: Die Aktien des Videospielhändlers GameStop wurden am Montag sogar kurzzeitig aus dem Handel genommen. Was war passiert? Die Aktie von GameStop sprang seit Jahresbeginn um über 1.500 Prozent nach oben. Sie lesen richtig: 1.500 Prozent. Die Detailhandelskette für Computerspiele wurde schließlich mit einem Unternehmenswert von über 19 Milliarden US-Dollar bewertet (Stand 27. Januar).

Allein am Montag schnellten die Aktien zeitweise um mehr als 100 Prozent in die Höhe, bis sie zurücksetzten und schließlich kurz vom Handel ausgesetzt wurden. Am Mittwoch gingen die Aktien mit einem Plus von rund 135 Prozent aus dem Handel. Dabei war das Unternehmen in den Augen vieler Investoren, darunter auch Hedgefonds, eigentlich ein Pleitekandidat. Doch genau diese Einschätzung wurde den Hedgefonds nun zum Verhängnis.

Dabei war die Einschätzung der Spekulanten im Grunde nicht verkehrt. GameStop musste in den letzten Jahren aufgrund des zunehmenden Online-Handels und des damit verbundenen Niedergangs von Einkaufszentren in den USA einen Rückgang seines Geschäfts verzeichnen. Die Corona-Krise tat ihr Übriges. Die negative Entwicklung drückte sich auch im Preis der Aktie aus: Im Jahr 2020 waren die Papiere auf einem Rekordtief von 2,57 US-Dollar angelangt. Für Hedgefonds, die gern mit sogenannten Leerverkäufen Profit machen, war die Firma somit ein gefundenes Fressen.

Leerverkäufe bedeuten – grob erklärt – den Verkauf eines Vermögenswertes, den der Spekulant aktuell nicht besitzt (sondern leiht), mit der Hoffnung, dass dieser an Wert verlieren wird und der Spekulant den Handel mit einem Gewinn abschließen kann. Man nennt diese Art des Handelns auch "shorten". Der Gewinn für den Spekulanten ergibt sich aus der Differenz zwischen dem Preis, der galt, als die Aktien ausgeliehen wurden (höher), und dem Rückkaufswert der Aktie (niedriger). Doch im Fall von GameStop flog den Hedgefonds ihre Strategie buchstäblich um die Ohren. Sie hatten nicht mit der Kraft eines Flashmobs gerechnet.

"Krieg" zwischen Hedgefonds und Kleinanlegern 

So gehörte ausgerechnet GameStop zu den Aktien, die jüngst stark auf der Online-Plattform Reddit von Kleinanlegern diskutiert wurden. Die zwei Millionen Mitglieder der Reddit-Community "WallStreetBets" interessierten sich sogar schon seit August 2020 für GameStop. Als sie dann sahen, dass der Mitbegründer des US-Haustierbedarfshändlers Chewy, Ryan Cohen, in den Vorstand von GameStop aufrückte, interpretierten sie das offenbar als ein positives Zeichen für das Unternehmen – und begannen mit konzertierten Käufen den Preis der Aktie in die Höhe zu treiben.

Zudem ist GameStop ein vor allem bei jungen Menschen sehr beliebtes Unternehmen, da zum Beispiel kein vergleichbar großer Händler gebrauchtes Gaming-Zubehör kauft. Dass sich Hedgefonds ausgerechnet am Niedergang dieses Unternehmens bereichern wollten, war offensichtlich eine zusätzliche Motivation für die Community. Mit ihrer Aktion machten die Kleinanleger dementsprechend nicht nur ordentlich Profit, sondern konnten den mächtigen Hedgefonds auch noch ordentlich eins auswischen. Es kam zuletzt zu einem regelrechten Kräftemessen – mit dem besseren Ende für die Kleinanleger. Ganz neu ist das Phänomen allerdings nicht. Es gibt bereits seit Jahren Social-Trading-Plattformen, auf denen sich Nutzer austauschen, um gemeinsam Kaufideen zu entwickeln. Doch in dieser Größenordnung ist das Phänomen neu.

So kauften zum Beispiel die Hedgefonds Citron Research und Melvin Capital Leerverkaufspositionen von GameStop im Wert von zig Millionen US-Dollar. Als die Kurse dann durch die Käufe der Kleinanleger explodierten, verloren beide viel Geld. Am Dienstag machten gar Gerüchte die Runde, dass Melvin Capital vor dem Konkurs stehe. Zwar erklärte Melvin-Manager Gabe Plotkin gegenüber CNBC, dass diese Gerüchte falsch seien, aber der Fonds benötigte immerhin eine Bürgschaft von fast drei Milliarden US-Dollar, um seine Verluste zu decken und seine Position zu schließen. Andrew Left von Citron erklärte am Mittwoch, dass es ihm gelungen sei, seine Position mit "einem Verlust von 100 Prozent zu schließen".

Der Machtkampf zwischen den Hedgefonds und den organisierten Kleinanlegern sorgte in der Finanzwelt schnell für große Aufregung. Das Wall Street Journal schrieb gar von einem "Krieg", der zwischen Hedgefonds und Amateurhändlern ausgebrochen sei. Viele Online-Broker hatten angesichts des regen Betriebs am Markt technische Probleme. Die Börsenaufsicht SEC teilte mit, die Situation genau im Blick zu haben, und kündigte eine Untersuchung an. Eine Sprecherin des Weißen Hauses erklärte beim Presse-Briefing, dass auch ein Team des Finanzministeriums die Lage beobachte.

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