Nordamerika

"Es bedeutet mir alles": Joe Biden nun offiziell Präsidentschaftskandidat der Demokraten

Die Demokraten machen Joe Biden offiziell zum Herausforderer von Donald Trump. Bei ihrem virtuellen Parteitag erhielt der 77-Jährige die deutliche Mehrheit aller 4.000 Delegiertenstimmen. Im Falle seiner Wahl wäre Biden der älteste Präsident in der US-Geschichte.
"Es bedeutet mir alles": Joe Biden nun offiziell Präsidentschaftskandidat der DemokratenQuelle: www.globallookpress.com © Keystone Press Agency

Die Corona-Krise hatte alle Pläne für den Parteitag der Demokraten umgeworfen. Statt einem Megaevent in einer Halle mit Tausenden applaudierenden Anhängern in Milwaukee im Bundesstaat Wisconsin findet nun der Parteikonvent virtuell statt. Gut zwei Stunden dauerte am Dienstag die Show, die im Fernsehen und online übertragen wurde, als der ehemalige Vizepräsident Joe Biden offiziell zum Kandidaten der Demokraten im Rennen um das Weiße Haus gekürt wurde. Der 77-Jährige selbst war im heimischen Wilmington im Kreis seiner Familie.

Statt der tobenden Menge im Saal gab es Luftschlangen und viel virtuellen Applaus von Parteimitgliedern, die im ganzen Land aus ihrem Zuhause eingeblendet wurden. Bidens Enkelkinder liefen bei der Verkündung der Nominierung ins Zimmer herein, seine Frau Jill stand klatschend neben ihm, beide eingerahmt von Luftballons in den Nationalfarben. Per Video-Liveschalte dankte Biden danach den Delegierten "von tiefstem Herzen". Die Nominierung "bedeutet mir und meiner Familie alles".

Das Programm zuvor mit der Abstimmung ähnelte eher dem Musikwettbewerb Eurovision Song Contest und der obligatorischen Punktevergabe, die letztlich zum Gewinner führt. Auch hier wurde pro Staat oder Gebiet der USA ein Video – live oder aufgezeichnet – gezeigt, in denen die Vertreter der einzelnen Landesteile die Zahl der Delegiertenstimmen verkündeten. Der 77-Jährige erhielt die erwartete deutliche Mehrheit aller Delegiertenstimmen (insgesamt 3.558). Bernie Sanders, der angetreten war, obwohl er selbst bereits im April aus dem Rennen schied und seither Joe Biden unterstützt, bekam 1.151 Stimmen.

Es ist die Ehre meines Lebens, die Nominierung als Präsidentschaftskandidat der Demokraten anzunehmen", schrieb Biden später auf Twitter.

Für den Abschluss des Parteitags am Donnerstag ist Bidens Nominierungsrede geplant. Am Mittwochabend soll auch Ex-US-Präsident Barack Obama (59) sprechen. Im Laufe des zweistündigen Programms am Dienstag meldeten sich mehrere prominente Demokraten wie etwa die ehemaligen Präsidenten Jimmy Carter (95) und Bill Clinton (74) sowie der Außenminister unter Barack Obama, John Kerry (76), zu Wort und bekundeten dem 77-Jährigen ihre volle Unterstützung.

In einer Zeit wie dieser sollte das Oval Office eine Kommandozentrale sein. Stattdessen ist es ein Sturmzentrum", kritisierte Clinton in einem eingespielten Video aus seinem Wohnzimmer.

Jimmy Carter, der älteste noch lebende Ex-Präsident, sagte in einer Audiobotschaft: 

Wir verdienen eine Person mit Integrität und Urteilsvermögen, jemanden, der ehrlich und fair ist.

Biden war acht Jahre lang Vizepräsident unter Barack Obama. In landesweiten Umfragen liegt der 77-jährige Jurist, der seine Politiker-Karriere mit 29 Jahren im Stadtrat von Wilmington begonnen hatte und dort heute noch mit seiner zweiten Ehefrau Jill lebt, vor dem republikanischen Amtsinhaber Donald Trump. Die Erhebungen haben aber wegen des komplizierten Wahlsystems nur begrenzte Aussagekraft.

Seine Kritiker kreiden ihm stets an, dass er wie kein anderer in weiten Teilen des Landes das verhasste Establishment in Washington verkörpert. Auch sein Ja zum Irak-Krieg, seine Zustimmung zu Sozialkürzungen oder sein Mitwirken bei der Deregulierung der Finanzindustrie bringen ihm Kritik ein, besonders bei den Sanders-Anhängern. Zudem bemängeln viele, dass er ein schlechter Redner sei mit verbalen Aussetzern und Versprechern. Dies könnte in den direkten Auseinandersetzungen mit Trump ein großer Nachteil sein. So sagte er mal, er trete als Senator an, während er seine Präsidentschaftskandidatur meinte. Erst vor wenigen Wochen, Ende Juni, sprach er davon, dass 120 Millionen Amerikaner an Corona gestorben seien. Dabei meinte er 120.000 Tote. Bereits jetzt kursieren in den sozialen Medien Videoschnipsel mit seinen Versprechern. 

Auch sein Sohn Hunter brachte ihm negative Schlagzeilen. Es ging um seine Geschäfte in der Ukraine, wo er bis 2019 im Aufsichtsrat eines ukrainischen Gas-Konzerns saß. So warf Trump etwa Biden vor, einst als US-Vizepräsident versucht zu haben, seinen Sohn vor der ukrainischen Justiz zu schützen. Zudem kamen Berichte auf über Hunters Tätigkeit für eine chinesische Investmentfirma. Erst im vergangenen Herbst zog er sich davon zurück. Heute soll Hunter in Kalifornien leben und als Künstler arbeiten.

Im Falle seiner Wahl wäre Biden der älteste Präsident in der US-Geschichte. 

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