"Wir sind Zeugen eines Putsches" – Bekannter US-Milizkommandeur sagt Bürgerkrieg für 2021 voraus
von Chris Sweeney
Der Miliz wurde in der Vergangenheit Neonazismus vorgeworfen – doch einer der Anführer, Chris Hill, erklärt im Gespräch mit RT, dass ihre Mitglieder lediglich den Willen des Volkes beschützen würden:
Ich wünschte, wir hätten mehr Menschen aller Hautfarben in unserer Miliz. Wir brauchen mehr. Jetzt, gerade in diesem Augenblick, findet ein Putsch statt, es gibt eine kollektive Anstrengung, unsere Lebensweise, wie wir sie kennen, zu stürzen – und die Menschen beginnen zu begreifen, dass es sich nicht bloß um eine Verschwörungstheorie handelt.
Wenn wir uns nicht zu einem Ganzen zusammenfinden, werden wir ab dem Jahr 2021 in einer postamerikanischen Welt leben.
Chris Hill ist Kommandeur des Zweigs der III % Security Force im US-Bundesstaat Georgia. Die "Drei Prozent" sind eine recht junge verfassungsfundamentalistische Miliz mit Zweigen in den gesamten USA; ihre Selbstbezeichnung geht auf die Behauptung zurück, dass im Laufe der Revolution der britischen Kolonien in Amerika gegen Großbritannien nur drei Prozent der Kolonisten zu den Waffen gegriffen haben sollen.
Nach eigenen Angaben der Organisation ist ihre Mitgliederzahl in den letzten Monaten um 150 Prozent in die Höhe geschnellt – mit 50 bis 100 Bewerbern pro Tag. Angespornt sei dies von Entwicklungen wie dem Versprechen von Minneapolis, ihre Polizei abzuschaffen, oder dem Versprechen von Joe Biden, sich für muslimische Gemeinden in den USA einzusetzen, wenn er ins Weiße Haus einziehe.
Hill, auch bekannt als General BloodAgent (von engl. blood agent – "Blutkampfstoff", Verweis auf chemische Kampfstoffe vorwiegend der Ära des Ersten Weltkrieges wie etwa Blausäure, die die Zellatmung oder den Zellstoffwechsel beeinträchtigen, Anm. d. Red.), kommentiert es wie folgt:
Wie schon unsere Gründerväter erklärten: Wir glauben, dass wir zusammenkommen sollten, um mit Rat und Waffe zur Verfügung zu stehen, wann immer eine Krise eintritt.
Wir sind Fürsprecher unserer Ziele und Überzeugungen in Bezug auf unsere Lebensweise, unsere Verfassung – und deren Verteidiger gegenüber allen Feinden im In- und Ausland.
Die Gruppe, deren Mitglieder nur selten ohne militärische Montur und Schusswaffen in der Öffentlichkeit zu sehen sind, sieht ihre Aufgabe darin, die Menschen zu schützen – indem sie ihnen ermöglicht, sich zu erheben und die Kontrolle zu übernehmen. Die Mitglieder verbringen ein Fünftel ihrer Zeit mit politischem Aktivismus und den Rest mit primitivem Überlebenstraining, militärischer Infanterieausbildung, Jagd, Rettungs- und Ersthelfertraining.
Sie haben den Eindruck, dass sie in den modernen USA absichtlich obsolet gemacht werden – und dieses Gefühl wird durch die US-weite Bewegung zur Abschaffung der Polizei beziehungsweise das Versprechen der Demokratischen Partei, die Polizei zu reformieren, nur verstärkt.
Im Gespräch mit RT erklärte der ehemalige Marineinfanterist Hill:
Wie wird man eine Miliz in den Vereinigten Staaten los? Man macht sie nutzlos, und mit der Zeit verschwindet sie von allein.
Jetzt sehen wir, dass die Gründerväter recht hatten. Wir hätten das Feuer nie ausbrennen lassen dürfen. Uns bleibt nur wenig Zeit, um es wieder zu entfachen.
Wir werden sein, wann immer es nötig ist und wo immer Gott es für richtig hält. Jeden Tag können wir neue US-Bürger erreichen und sagen: 'Sind Sie etwa für Kommunismus und Anarchismus? Wir haben das Recht, beides abzuwehren.'
Vorwürfe des Neonazismus
Die Gruppe, die offensichtlich am äußersten Ende des politischen rechten Flügels zu verorten ist, sträubt sich allerdings dagegen, in den Mainstream-Medien als ein Haufen rassistischer Neonazis dargestellt zu werden. Derartiges wurde den Drei Prozent z. B. in einem Artikel der New York Times unterstellt, in dem es hieß: "Ihr Amerika ist eines, in dem in Schulen Christentum gelehrt wird, Abtreibung illegal ist und die Einwanderer aus Europa kommen."
Auch wurden die Drei Prozent etwa beschuldigt, Bezirksbeamte in Georgien aus einem Treffen zum Bau einer neuen Moschee "herausterrorisiert" und den Ort mit der Terrormiliz Islamischer Staat in Verbindung gebracht zu haben – diesen Vorwurf bestreitet Hill.
Doch seine Gruppe nimmt Berichte über Vorgänge wie die Bildung von Schutzpatrouillen der muslimischen Gemeinde in New York nach dem Amokschießen in Christchurch als Signale dafür auf, dass Versuche zur Einführung der Scharia im vollen Gange seien.
Dennoch steht die Gruppe nach Ansicht und Angabe Hills für die Einwanderung, unterstützt die Religionsfreiheit und würde Gewalt nicht als Führungsmethode gebrauchen. Doch es gibt große Vorbehalte: Die Einwanderung muss auf legalem Wege zustandekommen – und die Neuankömmlinge müssen sich assimilieren. Wie so viele andere Angehörige des rechten politischen Spektrums in den USA bezeichnet er undokumentierte Migranten als Invasoren.
Ich bin zu 100 Prozent gegen illegale Einwanderung. Die Regierung ist mit Arbeit betraut, und ein Teil davon besteht darin, eine Invasion zu verhindern – ob von einer bewaffneten oder unbewaffneten Invasion die Rede ist, wird nicht angegeben, doch wenn 20 Millionen Menschen illegal in diesem Land sind, wie kann mich jemand ehrlichen Auges ansehen und erklären, dass bei uns nicht eingefallen wurde?
Legale Einwanderung ist in Ordnung, solange welcher Mist auch immer Sie zur Flucht veranlasst hat, dort bleibt, wo Sie herkommen. Lernen Sie die Sprache, unsere Sitten, unsere Traditionen – und versuchen Sie nicht, für andere religiöse, ideologische oder politische Überzeugungen einzutreten, die in dem Land, aus dem Sie kommen, durchgesetzt werden.
Ich sage nicht, dass man christlich sein muss – in den USA kann man jede Religion ausüben, die man will. Aber alle, die illegal hier einwandern oder sich nicht assimilieren wollen, würde ich auf ein Katapult laden und in den Golf von Mexiko schleudern.
Todesdrohungen
Ansichten wie diese und seine Prominenz in der Milizbewegung machten Hill für einige zu einer großen Zielscheibe. Er gibt an, dass er und seine Familie regelmäßig Morddrohungen erhalten, die ihn zwingen, gelegentlich seine Telefonnummer zu ändern. Er glaubt, dass sie von der antifaschistischen Gruppe Antifa kommen; US-Präsident Donald Trump will die Gruppe offiziell als inländische Terrororganisation anerkennen, weil sie angeblich bei den jüngsten Unruhen und der Schikanierung verschiedener konservativer Persönlichkeiten und ihrer Anhänger eine Rolle gespielt haben soll. Hill berichtet:
Ich bin seit vier oder fünf Jahren im Visier. Als ich im Januar in Virginia war, haben sie eine Art Abschussliste erstellt – und mein Gesicht war drauf. Im Grunde genommen bin ich eine Zielscheibe. Wenn sie wissen, dass ich irgendwo sein werde, hängen sie dort mein Bild auf und sagen, dass sie mich töten werden.
Ich habe eine Smith & Wesson im .40er-Kaliber an meiner Hüfte, da passen 15 Schuss rein – wenn jemand mein Leben bedroht, werde ich damit ein paar von denen treffen.
Hill hat das Gefühl, dass er für ein würdiges Ziel für einen Mordanschlag gehalten wird. Einen der Hauptgründe dafür sieht er in seiner Darstellung in den Medien. Die einflussreiche liberale "Anti-Hass"-Gruppe Southern Poverty Law Center brandmarkt ihn und seine Gruppe als "regierungsfeindlich" und wirft ihm vor, sich über "Neonazi-Bewegungen" positiv auszusprechen.
Hill seinerseits behauptet jedoch, dass die Berichterstattung über ihn sehr wählerisch sei.
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Er beharrt felsenfest darauf, die Verbindung zu einer Gruppe von Männern abgebrochen zu haben, die früher zum Kansas-Zweig der Sicherheitstruppe der Drei Prozent gehörten und einen Bombenanschlag auf den Wohnkomplex von 100 somalischen Einwanderern geplant hatten. Er ist ferner der Ansicht, dass die Handlungen dieser Männer bis heute ungerechterweise allen Drei Prozent-Mitgliedern übel angerechnet werden.
In weiteren Medienberichten brachte man ihn mit dem Bombenleger von Oklahoma City, Timothy McVeigh, und einem früheren Mitglied des Georgia-Zweigs der Drei Prozent Michael Ramos in Verbindung, die im Jahr 2017 in der Öffentlichkeit eine rassistisch motivierte Prügelei vom Zaun brachen.
Den Mainstream-Medien ist Hill nicht wirklich zugetan: "Sie nutzen die Pressefreiheit, um mich zu verleumden und über mich zu lügen – und setzen mein Leben wegen der Lügen, die sie speihen, in Gefahr."
Auf den Bildern, die es von Hills Gruppe gibt, sind fast ausschließlich Weiße zu sehen. Ihm zufolge sei dies alles andere als Absicht.
Ich wünschte, wir hätten mehr Menschen aller Hautfarben in unserer Miliz, viele Rassen, alle Rassen sind willkommen. Die Leute schauen uns gerne an und sagen, dass sie nicht viele Schwarze, Asiaten oder Latinos sehen – es liegt aber nicht daran, dass wir uns nicht um sie bemühen. Die Einladung steht – wir brauchen mehr.
Behauptungen, ich sei Rassist oder vom Ku-Klux-Klan, sind lächerlich. Ich muss mich nur umdrehen und schon kann ich meinen Sohn und meine Tochter anschauen, die halb weiß, halb asiatisch sind – ich bin mit einer Vietnamesin verheiratet, und unsere Kinder sind gemischt. Diese Information gelangt aber nicht ans Tageslicht: Allen, die gern behaupten, dass wir alle Rassisten und KKK sind, passt sie nicht.
Meine Familiensituation ist niemals Teil der Berichterstattung – vor allem nicht bei linksliberalen Medien.
"Waffengrapschende" Demokraten
Mitglieder der Miliz "Sicherheitstruppe der Drei Prozent" hoffen darauf, dass US-Präsident Donald Trump im November eine zweite Amtszeit antreten kann. Auch glauben sie, dass die Demokraten darauf aus seien, ihnen ihre Waffen wegzunehmen.
Falls Joe Biden – so deprimierend das auch klingt – gewinnt, und falls Joe Biden sich dann landesweit über Waffen hermacht. (…) Wenn er also die Waffen holen will, kann er was bekommen. Und jeder andere Politiker, der sich die Waffen holen will, kann auch was bekommen.
Da sind 24 verschiedene Staaten, die bei 'Red Flag'-Gesetzen und Waffenverboten mitgehen. Das ist ein Unterschied von einem potenziellen Präsidenten Biden, der ein landesweites Schusswaffenverbot durchsetzt. Das ist die wahre Definition von Tyrannei.
Themen wie Red-Flag-Gesetze, die es Einzelpersonen ermöglichen, bei einem Gericht eine Petition einzureichen, um einem anderen die Schusswaffen abzunehmen, sind für die Miliz "Sicherheitstrupp der Drei Prozent" von größter Bedeutung.
Wenn Biden das durchzieht, wird dieser Chris Hill hier von seinem Hintern aufstehen. Ich werde bis zu meinem letzten Atemzug dagegen ankämpfen.
Hill hatte sich bereits im Jahr 2016 darauf vorbereitet, als die Perspektive einer "waffengrapschenden" Hillary Clinton als Wahlgewinnerin Realität zu werden drohte. Damals gewann Trump, und Hills Entschlossenheit zum Widerstand wurde nicht auf die Probe gestellt.
Nun ist Joe Biden der "waffengrabschende Pädophile" vom Dienst (ein offensichtlicher Hinweis auf Bidens kaum angemessene Demonstration körperlicher Zuneigung zu Frauen und Kindern), für den Hill auch dann nicht stimmen wird, "wenn die Hölle zufriert".
Falls Biden gewinnen sollte, ist Hill, wie viele Trump-Anhänger, davon überzeugt, dass der Demokrat den Wahlsieg mit Hilfe des FBI "gestohlen" haben wird – durch Methoden wie Hacking und Wahlbetrug unter Ausnutzung der postalischen Abstimmung.
Kommt der Bürgerkrieg?
Ironischerweise (angesichts seiner extrem polarisierenden Ansichten) möchte Hill, dass seine Miliz eine vereinigende Kraft wird. Während unseres Gesprächs spricht er häufig vom "Zueinanderfinden".
Gleichzeitig warnt er aber auch davor, dass ein US-Bürgerkrieg drohe. Die Rassenkluft ist da, doch es sind die heutigen Demonstranten, die nach Hills Ansicht die Rassisten sind. Er sieht sich und seine Gruppe als Verteidiger der Meinungsfreiheit.
Er erklärte: "Ich glaube, Black Lives Matter ist ein rassistischer Slogan, ich glaube, die Organisatoren dieser Bewegung sind Marxisten, Kommunisten, und sie haben kein anderes Ziel, als auf die Straße zu gehen, um zu plündern oder zu randalieren.
"Ich war mein ganzes Leben lang in Georgien, außer als ich beim Militär diente. Ich habe keine Kundgebungen vom Ku-Klux-Klan oder von Nazis gesehen, weiße Rassisten treten nicht in großen Gruppen auf. Denen [den Demonstranten] würde ich empfehlen, sie sollen ein Stadion mieten, ihr Herz ausschütten, loswerden, was sie zu sagen haben – und dann aber mit dem Leben weitermachen.
"In den heutigen USA wurde niemand in die Sklaverei hineingeboren. Ich verstehe ja, was vor meiner Geburt geschah, damals sind viele schlimme Dinge passiert – aber ich wurde frei geboren, genau wie der nächste weiße Mann, die nächste asiatische Frau oder der nächste schwarze Mann, wie alle Menschen.
"Wir haben bei unserem weiteren Weg dieselben Startbedingungen. Wenn einem seine Situation nicht gefällt, soll er sich eine Busfahrkarte besorgen und umziehen. Das ist kein Film, das ist das wahre Leben."
Auch wenn er selbst niemals ohne Waffe ist, behauptet Hill jedoch, dass seine Gruppe nicht für einen gewalttätigen Aufstand eintritt.
"Wir werden die Stimme des Volkes beschützen. Man kann sie aber nicht aus einer Laufmündung erklingen lassen – denn wenn wir das tun, dann haben wir die moralische Überlegenheit und den Krieg verloren, bevor er überhaupt begonnen hat.
"Dem Volk muss die Macht an die Hand gegeben werden, Änderungen vorzunehmen. Aber es besteht für mich kein Zweifel, dass wir geradewegs auf einen bewaffneten Konflikt innerhalb der Vereinigten Staaten von Amerika zusteuern.
Letztlich wollen die Drei Prozent in einem Land, das gerade die unschönen Elemente seiner Vergangenheit rasch abbaut, eine Rückkehr zu den Prinzipien von 1776: Damals bildeten sich die USA als unabhängige Nation heraus. Hill betont unermüdlich:
Wir sind eine verfassungsmäßige Miliz, die durch den Zweiten Verfassungszusatz anerkannt wird. Hätten Sie gesagt, dass wir uns in den letzten 244 Jahren eher in Richtung Perfektion oder eher in Richtung Schaden und Anarchie bewegt haben? Wir bewegen uns definitiv in die falsche Richtung.
Chris Sweeney schrieb für verschiedene britische Zeitschriften und Zeitungen – darunter The Times, The Sun und The Daily Record.
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Chris Sweeney schrieb für verschiedene britische Zeitschriften und Zeitungen, darunter The Times, The Sun und The Daily Record. Folgen Sie ihm auf Twitter @Writes_Sweeney
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