Operation Gridlock – In den USA mobilisiert sich bewaffneter Widerstand gegen Corona-Einschränkungen
Die persönliche Freiheit ist möglicherweise nirgendwo so sehr ausgeprägt wie bei den Menschen in den Vereinigten Staaten von Amerika. Und die Befugnisse der Bundesregierung werden wahrscheinlich nirgendwo so kritisch betrachtet wie bei den Wählerinnen und Wählern der Republikaner. Wenn dann eine Gouverneurin der Demokraten auch noch die ohnehin unpopulären Ausgangsbeschränkungen über Ostern hinaus verlängert, ist das sprichwörtliche Fass zum Überlaufen gebracht worden.
Der Unmut über diese von Gouverneurin Gretchen Whitmer angeordneten Maßnahmen im Kampf gegen das Coronavirus im US-Bundesstaat Michigan sollte in Form einer Protestaktion zum Ausdruck gebracht werden. Und da Waffen und Militarismus in den USA eine große gesellschaftliche Rolle spielen, tauften die Organisatoren diese Protestaktion "Operation Gridlock", zu der sie über soziale Netzwerke aufriefen.
MI is not happy with WhitmerTime for some civil disobedience Operation Gridlock Lansing, MIWednesday, April 15th at 12pmCement trucks, boats on trailers , landscapers, cars and trucks are on their way to LansingLet’s do this MI! pic.twitter.com/o8n4Vx4nOb
— 🍿Get Your Popcorn Ready🍿 (@bakoff333) April 12, 2020
Tatsächlich folgten Tausende unzufriedene Bürger aus dem gesamten Bundesstaat dem Aufruf für "ein bisschen zivilen Ungehorsam" und versammelten sich am 15. April in der Hauptstadt Lansing.
Mit ihren Fahrzeugen blockierten sie stundenlang die Hauptstraßen und versperrten teilweise die Zufahrtswege zum einzigen Krankenhaus (Sparrow) in Lansing, wo Patienten, die an der durch den SARS-CoV-2-Erreger verursachten Lungenkrankheit COVID-19 erkrankt sind, behandelt werden können. Insgesamt wurden bisher (Stand 16. April) 29.263 Personen in Michigan positiv auf das Coronavirus getestet, 2.093 Menschen starben an der COVID-19-Krankheit.
From a healthcare worker in Lansing where #OperationGridlock has traffic piling up in front of a hospital pic.twitter.com/UMnmW87fV9
— Sam Inglot (@saminglot) April 15, 2020
Das eigentliche Ziel war aber der Regierungssitz von Gouverneurin Whitmer, wo die Protestierenden lautstark deren Rücktritt verlangten. Einige schwer bewaffnete Männer standen vor dem Kapitol in Lansing und ließen ihrem Ärger freien Lauf. Obwohl es ein Versammlungsverbot für Gruppen über 50 Personen gibt und Vorgaben zur Einhaltung der Distanz zwischeneinander bestehen, schritt die Polizei nicht ein und ließ die Männer gewähren.
Schwer bewaffnete Männer demonstrierten in #Michigan gegen den verordneten #michiganshutdown vor dem Kapitol in #Lansing . #LansingMichigan#Coronapic.twitter.com/bErjcCYowM
— Zlatko Percinic (@ZlatkoPercinic) April 16, 2020
Einer der bewaffneten Männer sagte dem Reporter des lokalen TV-Senders WXYZ Channel 7:
Wir sind hier, um sicherzustellen, dass jeder das Recht hat, um sich friedlich zu versammeln.
Ein anderer Mann meinte, dass es nicht darum gehe, dass sie sich nicht um ihre Sicherheit oder vor den Folgen des Coronavirus sorgen würden. Es gehe ihnen darum, dass es deswegen nicht der "Aussetzung der Verfassung" bedurft hätte, um sicher zu bleiben.
Die amerikanischen Leute sind schlau genug, um solche Entscheidungen für sich selbst zu treffen.
"Operation Gridlock" rief aber auch zum Teil heftige Gegenreaktionen aus. Für diejenigen, die sich an die Ausgangsbeschränkungen und Vorgaben der Regierung halten, stellte dies eine unerträgliche und dumme Provokation dar, die am Ende Menschenleben kosten könnte. "Diese Leute haben kein Problem damit, wenn du stirbst, solange sie ihren Rasendünger kaufen können und ihre Haare gemacht bekommen", kommentierte der Journalist Aaron Rupar auf Twitter.
these people have no problem with you dying as long as they can buy their lawn fertilizer and get their hair done pic.twitter.com/MJ8mmRwFFd
— Aaron Rupar (@atrupar) April 15, 2020
Ein anderer Nutzer fragte, warum man die Protestteilnehmer nicht für 14 Tage einsperrt, um sicherzustellen, dass sie nicht "ihre Infektion verteilen". Gouverneurin Whitmer reagierte ebenfalls und äußerte sich in einem Interview mit dem Sender MSNBC wie folgt:
Es ist diese Art von unverantwortlicher Handlung, die uns in eine Situation bringt, wo wir darüber nachdenken müssen, die Bleib-zu-Hause-Anordnung zu verlängern, gegen die sie angeblich protestiert haben.
"It's that kind of irresponsible action that puts us in this situation where we might have to actually think about extending stay-at-home orders, which is supposedly what they were protesting." Gov. Gretchen Whitmer pic.twitter.com/h0Fh4q9Vo6
— Maddow Blog (@MaddowBlog) April 17, 2020
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